Beschreibung:

260 S. : graph. Darst. ; 24 cm Broschur.

Bemerkung:

Mängelexemplar-Kennzeichnung auf unterem Seitenschnitt (Strich), sonst sehr guter Zustand. ?Die Wissenschaftstheoretiker sind an der alltäglichen Arbeit des empirischen Forschers weder interessiert, noch wissen sie darüber Bescheid. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen: Entweder müssen wir unsere eigenen Methodologen werden, oder wir müssen ohne die segensreichen Explikationen des methodologischen Klerus weiterwursteln.? Dieser herausfordernde Vorwurf des Soziologen Lazarsfeld scheint auf zwei Tatsachen hinzuweisen: Erstens, daß die heute vorliegenden soziologischen Theorien den Erwartungen in methodologischer Hinsicht nicht entsprechen, und zweitens, daß Wissenschaftstheoretiker bisher nicht viel für die Auffindung besserer Methoden beigetragen haben. Das vorliegende Buch soll einen Beitrag zur quantitativen Explikation des Begriffes ?Macht? liefern. Der Begriff ?Macht? ist einer der meistverwendeten theoretischen Begriffe in den Sozialwissenschaften. Manche Politologen definieren sogar die Politikwissenschaft ? ein Teilgebiet der Sozialwissenschaften ? als ?die Wissenschaft von der Macht?. Das erfordert eine Explikation des Begriffes ?Macht?, weil dieser Begriff in der Alltagssprache vage und mehrdeutig vorkommt. Da eine Begriffsexplikation vom Gebrauch des Wortes in der Alltagssprache ausgeht, werde ich im ersten Abschnitt begriffliche Unterscheidungen der Brüder Grimm zitieren. Darüber hinaus lege ich ein ausführliches Einteilungsschema des Begriffes ?Macht? vor. Damit ist das weite Feld der Beziehungen, die mit dem Ausdruck ?Macht? bezeichnet werden, abgesteckt. Im zweiten Abschnitt werde ich eine Reihe von sozialwissenschaftlichen Theorien über das Phänomen Macht skizzieren und besprechen. Da die Literatur über das Phänomen Macht und den Begriff ?Macht? in den letzten zwei Jahrzehnten unübersehbar angeschwollen ist, beschränke ich mich auf Sozialtheorien, die einen komparativen oder quantitativen (= metrischen) Begriff der ?Macht? einführen. Ich wähle Lese Einschränkung, weil quantitative Macht-Theorien meistens präziser formuliert sind und schärfere Informationen enthalten als qualitative. Die Theorien sind so ausgewählt, daß möglichst für jeden melodischen Ansatz ein Beispiel vorliegt. In der Darstellung werde ich jeweils die von den Begründern der Theorien verwendeten Symbole beibehalten. Durch die Vielfalt der vorgelegten metrischen Theorien wird dem Leser bewußt, daß es sich nicht um ein Problem handelt, sondern um eine große Mannigfaltigkeit von Problemen, die nicht mit Hilfe eines einzigen Macht-Begriffes gelöst werden können. Als letzte Theorie wird eine eigene, metrische Theorie des ?Meinungseinflusses in einem Zweiparteiensystem? aufgestellt. Wenn ich von ?Theorien der Macht? spreche, verwende ich einen sehr weiten bzw. schwachen Theorie-Begriff, der schon theoretische Konzepte, komplexe Hypothesen und schematische Theorien umfaßt. Ich verwende den Begriff ?Theorie? so weit und etwa gleichbedeutend mit ?Konzept?, um die vielen, verschieden gut ausgebauten Ansätze zu erfassen. An die Darstellung der metrischen Macht-Theorien werde ich im dritten Abschnitt eine wissenschaftstheoretische Diskussion über die Einführung quantitativer Begriffe anfügen. Wenn sich die Wissenschaftstheorie in den letzten Jahrzehnten auch vornehmlich am Leitfaden der Naturwissenschaften entwickelt hat, so daß sie nicht einfach auf die Sozialwissenschaften übertragbar ist, so kann sie doch in ihrem jetzigen Entwicklungsstand und mit ihren jetzigen Kriterien einige Anregungen zum Aufbau und zur Bewertung von Sozialtheorien anbieten. Doch möchte ich damit nicht den Wert der heutigen Wissenschaftstheorie für die Sozialwissenschaften überbetonen und behaupten, daß Lazarsfeld seinen Vorwurf gegen den ?methodologischen Klerus? aus der Luft gegriffen hat. Die Wissenschaftstheorie scheint sich tatsächlich erst heute langsam auch auf die Sozialwissenschaften zu besinnen. Die vorliegende Arbeit erhebt nicht den Anspruch, ein grundsätzlicher Beitrag zur Theorienbildung in den Sozialwissenschaften zu sein. Sie soll eher als Beispielsammlung gewertet werden, die zeigt, wie komplizierte theoretische Begriffe in die Sprache der Sozialwissenschaften eingeführt, und wie in der Wissenschaftstheorie einige Vorzüge und Mängel dieser Begriffseinführungen diskutiert werden. Dies genügt zu ihrer Rechtfertigung um so mehr, als es bis heute ? von einigen Übersetzungen abgesehen ? nur wenige deutschsprachige Arbeiten über metrische Macht-Theorien gibt. Alle in den Abschnitten 2.1 bis 2.12 dargestellten Macht-Konzepte sind ursprünglich in englischer Sprache erschienen. Die Arbeiten von Wilhelm Fucks und Kurt Holm* behandle ich nicht, nachdem beide auf Deutsch zur Verfügung stehen. Außerdem enthält das Buch von Fucks allzu vordergründige, kaum begründete Hypothesen und das Buch Holms zu viele ungeklärte umgangssprachliche Begriffe, die auch im Kontext der Arbeit unklar bleiben. (aus dem Vorwort) ISBN 9783428034130