Sachgebiete

Beschreibung:

XIII, 335 S. ; 24 cm Broschur.

Bemerkung:

Mängelexemplar-Kennzeichnung auf unterem Seitenschnitt, sonst sehr guter Zustand. In einer repräsentativen Demokratie werden wirtschaftspolitische Entscheidungen vor allem durch die Wählerbeweglichkeit ? als organisierte Interessen in einer pluralistischen Gesellschaft oder als individuelle Positionen ? beeinflußt. Allerdings ist dieser Zusammenhang für die einzelnen Teilbereiche der Wirtschaftspolitik unterschiedlich stark ausgeprägt. ? In einigen Publikationen dieser Schriftenreihe wurde ausgewiesen, daß die regionale Wirtschaftspolitik zu jenen Bereichen gehört, in denen ? unter den Rahmenbedingungen eines föderativen Staates diese Einflußgröße wenig sichtbar zu sein scheint; bei der Agrarpolitik liegt ? vor allem seit Beginn der EG-Integration ? ein entgegengesetzter Sachverhalt vor. Wie sieht es nun bei der Entwicklungspolitik in dieser Elinsicht aus? Hier handelt es sich nicht darum, ?vor der Haustür liegende? sichtbare Zielsetzungen zu verwirklichen, so z. B. angemessene Einkommen zu erreichen (Agrarpolitik) oder vergleichbare regionale Lebensbedingungen zu realisieren (Raumordnungspolitik). Bei der Entwicklungspolitik wird auf die Verantwortung für den ..fernen Nächsten? verwiesen, denen es ? aus welchen Gründen auch immer ? zu helfen gilt; jedoch argumentiert die offizielle Politik, der Umfang der Finanzhilfe könne nur dann ausgewertet werden, wenn der Wähler solche Entscheidungen trage und fordere. Sofern die derzeitigen finanziellen Leistungen - vor dem Hintergrund der Verhältnisse einer ?reichen Industriegesellschaft? ? wertend als unzureichend angesehen werden, lautet die Schlußfolgerung, daß die Träger der Entwicklungspolitik unter stärkeren Leistungsdruck durch die Wähler und durch organisierte Interessen gesetzt werden sollten: Aus diesem Zusammenhang ergeben sich Legitimation und Ansatzpunkt entwicklungspolitischer Bildung! Mit diesem Spannungsfeld von ?Entwicklungspolitik und entwicklungspoliti-scher Bildung" befaßt sich die vorliegende Veröffentlichung. Die Verfasserin geht bei ihren Analysen und Vorschlägen davon aus, daß Interdependenz der Ordnungen (repräsentative Demokratie, pluralistische Gesellschaft und soziale Marktwirtschaft) sowie die für alle Bereiche geltenden obersten Ziele für die konkrete Fragestellung Gültigkeit haben und zu konkretisieren sind. Die kritische Analyse von ?Entwicklungspolitik? und ?Entwicklungspolitische Bildung" kommt u.a. zu dem Ergebnis, daß beide eine gemeinsame Hypothek '.ragen: Vordergründige Interessen bestimmen weitgehend Konzeption und Durchführung! Vor dem Hintergrund dieser grundlegenden Ausführungen unternimmt die Autorin einen eigenwilligen und eigenständigen Versuch, anhand von vier Fallstudien praktischer Entwicklungspolitik exemplarisch Materialien für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit vorzustellen. Der methodische Weg verdient Anerkennung, weil die relevanten Theorien vorurteilsfrei reflektiert, die Entscheidungen der offiziellen Politik beschreibend dargestellt und die divergierende Position der gesellschaftlichen Gruppen akzentuiert aufgearbeitet werden. H. Rapin folgt dabei dem Grundsatz, daß nicht Indoktrination sondern Aufklärung, basierend auf Erkenntnissen bzw. Erklärungen von Zusammenhängen, für den entwicklungspolitischen Entscheidungsprozeß und für die ?vorgelagerte? entwicklungspolitische Bildung, zu fordern sind. Nach diesem Prinzip werden aus den umfassenden Analysen der vier Fallstudien jeweils Schlußfolgerungen für Entwicklungspolitik und entwicklungspolitische Bildung gezogen. Die Verfasserin meldet jedoch ?Bescheidenheit und Zurückhaltung" bei der Gesamtinterpretation der Ergebnisse an: Die Untersuchung ist weder dahingehend intendiert, eine geschlossene entwicklungspoltische Theorie zu erarbeiten, noch ein Kompendium für die entwicklungspolitische Bildung vorzulegen. Die Arbeit will einige Zusammenhänge zwischen den genannten beiden Bereichen, die jeweils für sich eine Integration vorwiegend in eine andere wissenschaftliche Disziplin erfahren, ausweisen, um damit für Politik und Bildung neue Orientierungen in diesem wichtigen Bereich der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik anzustoßen. (Aus dem Vorwort der Herausgeber) ISBN 9783428063338