Beschreibung:

228 S. 15,6 x 1,7 x 23,4 cm, Broschiert

Bemerkung:

Wegen kleiner, unbedeutender Spuren am Einband als Mängelexemplar gekennzeichnet, Textteil absolut sauber und vollständig; keinerlei Einträge oder sonstige Beeinträchtigungen; Fachbuchquittung immer beiliegend. - Der Titel dieses Buches kennzeichnet das Erkenntnisinteresse, das seinen Beiträgen zugrunde liegt. An ausgewählten Beispielen soll das utopische Denken von seinen eigenen Prämissen her rekonstruiert werden, ohne sich den kritischen Blick auf den Untersuchungsgegenstand durch voreilige Apologien und den verstehenden Zugang zu den untersuchten Themen durch apriorische Vorverurteilungen zu verstellen. Die in Teil I aufgeführten Arbeiten setzen sich bewußt von Forschungsparadigmen ab, die von der Annahme ausgehen, man könne die Geltung des utopischen Denkens in Gestalt einer experimentellen Versuchsanlage rekonstruieren. Demgegenüber wird die These vertreten, daß für die Wirkungsgeschichte Utopias nicht monokausale Zuordnungen, sondern die indirekte Beeinflussung der sozio-politischen Wirklichkeit entscheidend ist, die seit der Frühen Neuzeit auf ein unentwirrbares Geflecht von Modernisierungszwang, Machtrepräsentation, kollektiven Gerechtigkeitsvorstellungen, gesellschaftlicher Auflehnung der Unterschichten und rationalistischem Denken verweist. In Teil II steht der Entwurfscharakter des utopischen Denkens im Vordergrund. Besonders unter dem Einfluß von Karl R. Popper ist das utopische Denken immer wieder als ein starrer Idealtypus vorgestellt worden, dessen menschenverachtende Qualität in seinem holistischen Ganzheitsdenken und seinem unkorrigierbaren Dogmatismus seinen sinnfälligen Ausdruck gefunden habe. Dagegen erbringen die Aufsätze dieses Schwerpunktes den Nachweis, daß sich utopisches Denken auch durch die Fähigkeit ausweist, von außen kommende Impulse produktiv zu verarbeiten und dadurch seine Offenheit zu dokumentieren. Im letzten Teil schließlich versucht der Verfasser einige Thesen über die Zukunftsfähigkeit des utopischen Denkens zu entwickeln. Selbstreflexiv geworden, könnte es dazu beitragen, daß fiktive Alternativen zu einer angeblich naturwüchsigen Evolution der modernen Zivilisation ausgelotet und dadurch zugleich Kräfte mobilisieren werden, die der fatalistischen Ideologie eines nicht steuerbaren Selbstlaufs der gesellschaftlichen Prozesse entgegenwirken. - Inhalt: Einleitung - I. Wirkungen: Die Geburt der "schwarzen Utopie" aus dem Geist des Suprematismus - Geometrische Muster zwischen frühneuzeitlicher Utopie und russischer Avantgarde (gemeinsam mit Eva-Maria Seng) - Naturalisierte Utopien zwischen literarischer Fiktion und frühneuzeitlicher Gartenkunst (gemeinsam mit Eva-Maria Seng) - Utopie und Industrielle Revolution bei William Morris und Oscar Wilde - II. Entwürfe: Zur Konvergenz von kontraktualistischem und utopischem Denken in Johann Gottlieb Fichtes "Der geschlossene Handelsstaat" - Zur Konvergenz von Vertragsdenken und Utopie im Licht der "anthropologischen Wende" des 18. Jahrhunderts - Kann das Europa des 21. Jahrhunderts von seiner utopischen Republik-Tradition lernen? - Utopie und Science-fiction. Versuch einer Begriffsbestimmung - III. Chancen: Die konstruktive Kraft des Nullpunkts. Samjatins "Wir" und die Zukunft der politischen Utopie - Benötigen wir politische Utopien zur Bewältigung der Probleme des 21. Jahrhunderts? - Reflexionen über die Zukunft der politischen Utopie - Bemerkungen zu Paolo Flores d'Arcais' "Philosophie und Engagement" - IV. Anhang: Quellen- und Literaturverzeichnis - Personenregister - Sachregister. ISBN 9783428096602