Beschreibung:

292 S. Mit zahlr. Abb. Originalbroschur.

Bemerkung:

Einband leicht berieben. Exemplar Peter Reichel mit seinen Farbstiftanstreichungen oder -anmerkungen bis Seite 28. - Dieses Buch handelt nicht von Wagners Musik, sondern von den Wirkungen des Wagnerschen Werkes und seiner Weltanschauung, die in einem Traditionszusammenhang mit protestantischer Innerlichkeit, subjektivem Idealismus und der deutschen Revolution des Geistes stehen. Wagner konzipierte sein musikdramatisches Werk nach seinem dem Hegelschen Denken verdankten System des Gesamtkunstwerkes als Selbsterlösungs- und Erlösungsinstrument und seine Weltanschauung gehört gerade in Verbindung mit der Verführungskraft seiner Musik zu seiner Wirkungsgeschichte. In einem durch die preußisch-protestantische Befehls- und Gehorsamsdevise geprägten erstarkenden Deutschland, an dessen ?Wesen die Welt genesen? sollte, mußte Wagners Erlösungs- und Herrschaftsanspruch auf fruchtbaren Boden fallen. Sein Werk ist untrennbar von der deutschen Geschichte, die durch seine von der Idee der Erlösung durch Vernichtung beherrschte Weltanschauung mitbeeinflußt wurde. Es stellt eine einzigartige, raffinierte, aber vor allem durch die im Parsifal präsentierte Grundvorstellung vom ?arischen Christus? auch folgenreiche Konstruktion dar, deren Systemcharakter auch in der musikalischen Praxis nachgewiesen werden sollte. Wagner hat sein Schaffen bewußt und kunstvoll mythisiert und es gilt, den die Welt bis heute faszinierenden Mythisierungsmantel zu öffnen, um1 der Konstruktion auf die Spur zu kommen. Die Rolle der sich auf Wagner berufenden antisemitischen Deutschtumsideologie vor allem im Umkreis des ?Bayreuther Idealismus?, der zu Wagners Schutz- und Kampftruppen gehört, kann im Rahmen der nationalistischen und schließlich nationalsozialistischen Verwertung und Ausbeutung Wagners kaum überschätzt werden. Hitler war konsequenterweise Wagnerianer, aber nicht erst er hat Wagner zu einem deutschen Thema gemacht.