Beschreibung:

VIII, 216 S. Originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Mit Widmung für Eberhard Lämmert. Umschlag leicht berieben, sonst gutes Exemplar. - Wenn die Literaturwissenschaft ihre historische Aufgabe ernst nehmen will, muß sie ihre Erkenntnisse auf den Gesamtprozeß der sich entwickelnden Gesellschaftsformationen beziehen. Das heißt nicht, historische Prozesse auf die literarischen Traditionszusammenhänge bloß abzubilden oder die Texte als Chroniken zu lesen, sondern vielmehr "die Rolle der einzelnen Kultursphären und ihre sich wandelnden Strukturverhältnisse bei der Aufrechterhaltung oder Auflösung der jeweiligen Gesellschaftsform" (Horkheimer) zu studieren. In diesem Sinne verfolgt die vorliegende Untersuchung von Jürgen Schutte eine funktionsanalytische Fragestellung. An Th. Murners Satire "von dem großen Lutherischen Narren" versucht er, typische Strukturmerkmale der gegenreformatorischen Agitation und ihre ideologischen Korrelate zu beschreiben. Schutte ist dabei um eine Interpretation bemüht, die alle wesentlichen Voraussetzungen des Textes mitbedenkt, wobei er hauptsächlich an der politisch-agitatorischen Funktion des Textes interessiert ist, auf die auch die Formanalysen jeweils bezogen bleiben. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt mehr auf dem methodischen Problem der verschiedenen Vermittlungen zwischen Text und gesellschaftlicher Wirklichkeit als auf der Emläßlichkeit und Vollständigkeit der Interpretation im einzelnen. Es geht darum, historische und philologische Kriterien zu ermitteln, mit denen die polemisch-satirische Literatur der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts ihrer Intention und Publikumswirksamkeit nach kategorial beschrieben und historisch eingeschätzt werden können. Ausgangspunkt ist dabei die moderne Propagandatheorie im Zusammenhang mit den Studien über den Sozialcharakter, auf die sie sich stützt. ISBN 9783476002563