Beschreibung:

259 S., Ill. Originalbroschur.

Bemerkung:

Aus dem Nachlass von Gerd Winkelhane (1949-2018), ab 1989 Leiter des Klaus Schwarz Verlages. - Ein tadelloses Ex. - Kulturelle Ausdrucksformen wie Musik und Tanz dienen häufig der Vermittlung politischer Ziele im Kontext nationaler Identitätsblldung. Das jemenitische Kultusministerium setzt die performative Gattung Barra ein, um eine homogene Nationalkultur zu schaffen. Dies bedingt jedoch gravierende formale und konzeptionelle Eingriffe in das immaterielle Kulturerbe des Jemen und löste so eine gesellschaftliche Debatte um kulturelle Integrität aus. Der Bar'a gilt nach europäischer Definition als Tanz, ist jedoch im Jemen eine eigene, klar vom Tanz (arab. raqs) getrennte Gattung. In der tribalen Gesellschaft des jemenitischen Hochlandes hat er eine hohe soziale Bedeutung als Kommunlka- tlonsmittel und Ausdruck lokaler Gruppenidentitäten. Von Männern anlässlich Stammestreffen, Hochzeiten, religiöser und staatlicher Feiertage ausgeübt, dient er Im tribalen Empfangsritual der Konfliktvermeidung und der Integration Fremder. Die ethnologische Studie analysiert zunächst Choreographie und rituelle Aufführungspraxis des Barca und setzt sie in Beziehung zu allgemeinen Verhaltensnormen und sozialen Werten im Jemen. Das sich hieraus ergebende Bewegungs- und Gesellschaftskonzept bietet einen spezifischen Blick auf arabische Prinzipien der Kategoriebildung und auf die islamische Debatte um die Statthaftigkeit von Musik und Tanz. Es erklärt auch, warum die neue Rolle des Bar'a in der staatlichen Kulturpolitik - erkennbar in dem von sozialistischen Konzepten geprägten Nationalstil des staatlichen Folklore-Ensembles und seiner kategorialen Umdefinierung als Tanz {raqsah al-bar'a) - auf den Widerstand der Bevölkerung stößt. ISBN 9783879973613