Beschreibung:

Aplogetici libri duo nuper es Hispanis allati cum alijs no[n]nullis, quorum catalogis ante cuius & exordinum reperies. Cum gratia & Priuilegio Imperiali. [Druckvermerk vollständig in Versalien:] Excvsa svnt haec apologetica scripta cvm nonnvllis aliis eodem pertinentibvs mogvntiae in aedibus Ioannis Schoeffer nonis Septemb. Anno M.D.XXVII. Regnante in victissimo Romanorum Caesare Carolo eivs nominis Qvinto.". 1 Blatt (Titel mit Holzschnitt-Umfassung); 8 Seiten; 1 Blatt; Seite 9 - 218; 1 Blatt (Druckvermerk recto, verso blank, bzw. mit handschriftlichen Ausführungen). Neuerer Lederband mit reicher Blindprägung über fünf Bünden, sowie mit blindgeprägten Innenkanten. Der seitliche Schnitt mit handschriftlicher Initiale(?). (21 x 16 cm) 8°.

Bemerkung:

VD16 P 4855. Adams c-1377. Palau 44447. Butsch 81. Panzer, Annales VII, 418, 78 ("... rarissima ..."). "Eine sehr seltene Sammlung merkwürdiger Urkunden." Franz Grass in "Verzeichniss einiger Büchermerkwürdigkeiten aus dem sechzehenten und siebenzehenten Jahrhunderten ...", Seite 47, (Weger, 1790). Roth 70, 118. USTC 686646. Vergl. u.a. Rebecca Ard Boone: "Mercurino di Gattinara and the Creation of the Spanish Empire" (Seite 47 ff). London, Routledge 2015 sowie Peter G. Bietenholz und Thomas Brian Deutscher: "Contemporaries of Erasmus. A Biographical Register of the Renaissance and Reformation." University of Toronto Press, 2003. Dort heißt es: "Gattinara was as much the author of the imperial responses as Alfonsó[sic!] de Valdes" (Band II, Seite 79). Recht selten. Es geht um die Kämpfe Kaiser Karls V. mit Papst Clemens VII. um die Vorherrschaft in Oberitalien, letztlich in ganz Europa, sowie den darauf folgenden "Sacco di Roma" und die Deutungshoheit darüber. Ein zentrales Dokument des Propaganda-Krieges gegen den Papst, hier vorgeblich durch den Sekretär Alfonso de Valdes verfaßt, aber wahrscheinlich auf Initiative, wenn nicht in Autorschaft und auf Rechnung des Großkanzlers Karls V. Mercurino Arborio di Gattinara. Der Titel steht zwischen einer hübschen Holzschnitt-Einfassung, die unten das Wappen Schöffers zeigt, der sich im Druckvermerk auch namentlich nennt. Der Lederband an den Kapitalen und Außengelenken etwas berieben. Die neueren fliegenden Vor- bzw. Nachsätze mit Lederabklatsch, die Schnitte gebräunt und fleckig. Die ersten Seiten, hauptsächlich im weißen Außenrand geschickt anrestauriert. Innen meist sehr sauber, vereinzelt minimale Einrisse, bzw. papierbedingte kleine Fehlstellen. In die weißen Außenränder wurden von alter Hand die meisten der im Text vorkommenden Namen eingeschrieben. Mit zwei längeren Einträgen von zwei verschiedenen älteren Händen auf dem letzten Blatt verso. Mit sechzehn hübschen, teils figürlichen Holzschnitt-Initialen. Im Verlauf des Wormser Reichstages 1521 verbot Karl V. nicht nur sämtliche Schriften Martin Luthers und stellte ihn unter reichsacht, sondern ordnete an, daß: "(...) kein bücher noch ander schriften, in der etwas begriffen wirdet, das den christlichen glauben wenig oder vil anrüret, zum ersten druck nicht drucke ohn wissen und willen des ordinarien desselben ortes (...) Aber ander bücher, sie seien in weltlicher facultet und begreifen, was sie wöllen, die sollten mit wissen und willen des ordinarien und ausserhalb desselben keineswegs gedruckt, verkauft, noch zu drucken oder zu verkaufen unterstanden, verschaffet noch gestattet werden, in keiner weise ...". ex: Hans J. Schütz "Verbotene Bücher. Eine Geschichte der Zensur von Homer bis Henry Miller". München, C.H. Beck 1990, S. 19 f. Nachdem Gattinara Großkanzler geworden war, ein großer Bewunderer und persönlicher Freund des Erasmus, wie auch sein Sekretär Valdés, versuchte er die imperialistische Herrschaftsideologie Kaiser Karls zu begründen, indem er daraufhin arbeitete, daß in einem vereinten christlichen Europa, natürlich unter spanischer Führung plus dem bekannten (spanischen) Amerika, ein Ausgleich zwischen allen wohlmeinenden Christen möglich sein müßte, wobei sowohl die papistische Kurie, als auch die Reformierten von ihren Maximalpositionen abrücken sollten, um den gemeinsamen Kampf gegen die Muslime führen und gewinnen zu können, anschließend würde ein tausendjähriger Weltfrieden beginnen. Der Sacco di Roma (italienisch sacco, veralteter Ausdruck für "Plünderung") war die unter Karl V. stattgefundene Plünderung Roms und des Kirchenstaats ab dem 6. Mai 1527 durch protestantische deutsche Landsknechte, u.a. auch Frundsberg und spanische sowie italienische Söldner. Über die Italienischen Kriege hinaus gilt der Sacco di Roma als ein Höhepunkt der Gewaltexzesse im Krieg durch von ihrer Führung nicht kontrollierbare Söldnerheere. Dieser Vorfall war natürlich nicht nur peinlich, sondern eigentlich auch unentschuldbar. Hauptvorwurf war, daß er einen ungerechtfertigten Krieg gegen einen christlichen Mitbruder führen würde um sein eigenes Reich zu vergrößern. Deshalb mußte ein apologetischer Propagandafeldzug gestartet werden, dessen zentrales Dokument, unmittelbar mit Blick auf den anstehenden nächsten Reichstag komponiert, hier vorliegt. Valdés versuchte übrigens noch auf dem späteren Augsburger Reichstag 1530 im Sinne des kurz zuvor verstorbenen Gattinara zwischen den Protestanten, deren Verhandlungsführer Melanchthon selbst war und dem Kaiser zu vermitteln, allerdings vergeblich. [Reformation] * Collection of official letters in defense of the position of Charles V after the sack of rome. The title within elaborate woodcut border incorporating Schöffer's device. * * Auf Wunsch senden wir Ihnen umfangreiche weitere Anmerkungen. *