Beschreibung:

99 S.; mit 99 Illustrationen in s/w; 28,5 cm; fadengeh. Orig.-Pappband.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband stw. berieben; innen sehr wenige Bleistift-Anstreichungen. - Ernst Fuhrmann (* 19. November 1886 in Hamburg; ? 18. November 1956 in New York City) war ein Dichter und Schriftsteller, Philosoph und Fotograf. ... Er war letzter Direktor des Folkwang-Museums und der Nachlassverwalter des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus. Fuhrmann emigrierte 1938 nach New York, er hinterließ sein Archiv dem Hamburger Verleger Wilhelm Arnholdt. Ein weiterer umfangreicher Nachlassteil befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach. ... (wiki) // INHALT : Über die religiösen Kulte in dem alten Mejico; Tonatiu; Mejicanische Gebete; Bilderteil. - ... Beim Fest des Tezcatlipoca geißelten sich die Priester und die Gemeinde mit Stricken den nackten Rücken. Solche Formen des Aderlasses kommen in allen Zeiten vor und scheinen zur Grundlage ein wahrhaftes Bedürfnis der Menschen zu haben, denn sie fürchten, daß sich ihr Blut veralten könnte, wie sich Feuer und Wasser mit der Zeit verunreinigen, und das ist nicht eine intellektuelle, sondern eine physische Furcht, das heißt: ein berechtigtes physisches Bewußtsein. Wenn die Zeit der Opfer kam, so gaben die Priester den Königen in Mejico Nachricht, daß die Götter bald vor Hunger sterben müßten. Dann gaben die Könige ihrem eignen Volk und den Feinden den Rat, sich bereit zu machen, es wurde gerüstet, und bald darauf begann der Krieg. Es gab in Mejico genau wie bei den Germanen nur die Meinung, daß der herrlichste Tod der im siegreichen Kampf wäre. Die Seelen der gestorbenen Krieger wohnten im Osten, sie halfen der Sonne täglich wieder zu ihrem Aufgang und um die Mittagszeit gaben die Seelen der Krieger die Sonne ab an die Seelen der Frauen, die im Kindbett gestorben waren. Diese begleiteten die Sonne bis zum Westen hinab, und sobald die Seelen der Krieger von ihrer Arbeit frei waren, kamen sie als Schmetterlinge und Kolibris auf die Erde nieder, um aus den Blüten zu trinken. Hier hat das Leben der Krieger nach dem Tode also eine bestimmte Beziehung etwa zu Walhall. - Wenn aber die Götter Hunger haben und sowohl siegreich fallende Krieger als auch geopferte Gefangene zur Nahrung haben wollen, so ist das Dasein dieser Götter mit dem der Menschen eng verbunden, und zwar auf Gegenseitigkeit. Die Menschen können nicht ohne die Götter, die Götter nicht ohne die Menschen gedeihen, und wir müssen uns in Europa, wir, die seit vielen Jahrtausenden mit oder gegen unsre Religionsvorstellungen Kriege geführt haben, einmal überlegen, worauf denn solche Opferbegriffe und die Wechselbeziehungen mit den Göttern beruhen, und da kann man nur sagen, daß die Menschen der kriegerischen Zeiten ein klares Bewußtsein gehabt haben, wie sehr der Mensch verkommt, wenn die natürlichen Kämpfe der Tiere und ihrer ewigen Feinde beim Menschen vermieden werden. Das natürliche Ende im Bette hat man in gesunden Zeiten durchaus nicht als ein Ideal empfunden, man hat deutlich gesagt, daß den Menschen, die ohne Kampf vergehen, kein Aufgang beschieden ist, denn die Sonne verbindet sich auch nicht friedlich mit dem Wasser, sondern nach schwerem Kampf; nachdem sie auf ein geringes Maß hat zurückgehen müssen und ihr leibliches und lichthaftes Dasein verliert, geht sie als ein Same in dem Leib ihres Gegners wieder auf. ... (S. 9)