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XX, 323 S. 8° Halblederband der Zeit mit goldgeprägtem Rückenschild.
Bemerkung:
Warda 201; Adickes 98; Kants berühmtes Alterswerk erstmalig mit der Vorrede von Herbart, der Nachfolger auf seinem Lehrstuhl in Königsberg war und 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung (1793) schon auf ein gute Stück Wirkungsgeschichte zurückblicken konnte. Basierend auf Vorlesungen, die Kant in jedem Wintersemester 1772/73 bis 1796/96 an der Albertina in Königsberg hielt und die nach den Studentenzahlen zu messen seine erfolgreichste war, verfasste er diese eher populär gehaltene Schrift zwischen 1796/1797 und sie wurde das letzte Buch, das Kant selber veröffentlichte. Kants Anthropologie enthält eine auf 300 Seiten breit angelegte Menschenkunde, unter anderem mit Themen der Allgemeinen Psychologie (im heutigen Sinn), Charakterkunde, Sozialpsychologie, Psychopathologie, Gesundheitspsychologie und auch Anfänge anderer psychologischer Teildisziplinen. Er bestimmt dort im letzten Kapitel den Menschen als vernünftiges und moralisches Wesen oder in Kants Worten."Der Mensch ist durch seine Vernunft bestimmt, in einer Gesellschaft mit Menschen zu sein, und in ihr sich durch Kunst und Wissenschaft zu kultivieren, zu zivilisieren und zu moralisieren; wie groß auch sein tierischer Hang sein mag, sich den Anreizen der Gemächlichkeit und des Wohllebens, die er Glückseligkeit nennt, passiv zu überlassen, sondern vielmehr tätig, im Kampf mit den Hindernissen, die ihm von der Rohigkeit seiner Natur anhängen, sich der Menschheit würdig zu machen." (1798/1983, A 321) und noch etwas griffiger in seiner Logik: ?Das Feld der Philosophie in dieser weltbürgerlichen Bedeutung lässt sich auf folgende Fragen bringen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen? 4. Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion, und die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen. Der Philosoph muß also bestimmen können: 1. die Quellen des menschlichen Wissens, 2. den Umfang des möglichen und nützlichen Gebrauchs alles Wissens, und endlich 3. die Grenzen der Vernunft.? Kant 1800/1983, A 25?26. Ohne Zweifel ist also ist dieses Buch so etwas wie der Anfang der Anthropologie als eigenständigem Fach überhaupt und einer der Ausgangspunkte für das, was wir heute Psychologie nennen.