Beschreibung:

374 S. Broschiert.

Bemerkung:

Gebraucht, aber gut erhalten. - Diese Studie will das Epische aus der Medialität des Erzählens neu begründen: erzählanthropologisch, narratologisch, gattungs- und medientheoretisch. Sie schlägt dazu in systematischer Perspektive vor, diesen Grund des Epischen in der Erfahrung unseres leiblichen In-der-Welt-Seins zu sehen. Denn, wenn dem Kind von seinen Eltern erzählt wird, vernimmt es nicht nur eine Geschichte. Es macht die konkret spürbare Erfahrung der Stimme, die sie ihm vermittelt, mit ihr der Medien, die das Erzählen gestalten, und es erfährt dadurch auch sich selbst als Teil einer, seiner, ihm erzählten Welt. So realisiert sich das Epische in seiner Medialität. Problemgeschichtlich macht sich die Studie auf die Spuren dieser Medialität, in den Medien des Erzählens und in den Konzepten ihrer Vermittlung. Ihre früheste Form ist in der Figur des Rhapsoden zu sehen, des antiken Sängers bzw. ,Absängers', der mit seinem Vortrag das Epos erfahrbar werden ließ. Unter den Bedingungen der Moderne, so stellten Goethe und Schiller es sich vor, sollte der Rhapsode "als ein höheres Wesen in seinem Gedicht nicht selbst erscheinen, er läse hinter einem Vorhange am allerbesten, so daß man von aller Persönlichkeit abstrahierte und nur die Stimme der Musen im allgemeinen zu hören glaubte". Hinter diesen Vorhang will die Studie blicken. Sie fragt, warum und wie dieser Vorhang um 1800 aufgespannt und seitdem dann immer wieder aufgezogen werden sollte und musste, um das Epische wieder oder in einer neuen Weise zum Vorschein kommen zu lassen. Sie zeigt, welche Medien und insbesondere welche grundsätzlichen Reflexionen der Medialität die Gestaltungen des Epischen bestimmten und bestimmen. Die problemgeschichtliche Rekonstruktion unterstützt die vorgeschlagene systematische Neubestimmung des Epischen. Sie wird dann in den historisch exemplarischen Positionen Bertolt Brechts, Uwe Johnsons und Lars von Triers vorgestellt und weiter erläutert. Hinter dem Vorhang des imaginierten Rhapsoden zeigt sich dabei nun nicht die "Stimme der Musen im allgemeinen", sondern schlicht derjenige, der sich den Medien zuwendet, sich ihrer bedient und in ihnen ausdrückt. Das verdeutlicht das Titelbild dieser Studie, Frieder Hasers ,Der Zeitungsleser I'. Bei ihm wird der fast überwältigend anmutende Vorhang zum Medium selbst. ,Hinter' dem Vorhang, so stellt es sich dar, verbleibt immer nur die Erfahrung der Medien und der Medialität des Epischen. ISBN 9783770548118