Beschreibung:

Eines Englischen Kauff-Herrens: Welcher von den Algierischen See-Räubern zum Sclaven gemacht, und in das Inwendige Land von Africa geführet worden. (Bearbeitet u. mit einem Nachwort von A. Roberts). 4 Teile u. Anhang in 1 Band.. Kl.-4to. Gestochenes Frontispiz, 1 Bl., 362, 100 S. Pappband d. Zeit mit Kleisterpapierbezug u. modernem Rückenschild (gering berieben, Rücken etwas verblaßt).

Bemerkung:

Titelauflage der dritten deutschen Ausgabe. Die erste und wichtigste Schrift des französischen Utopismus und einer der bedeutendsten und unterhaltsamsten, wenngleich wenig bekannten utopischen Staatsromane des 17. Jahrhunderts. Das auch für die Entwicklung der Gattung Roman bedeutende Werk wurde noch 1783, über hundert Jahre nach seinem Erscheinen, erneut ins Deutsche übersetzt. Es inspirierte Swift zu "Gulliver's Travels" und Defoe zu seinem "Robinson Crusoe". Nach Erscheinen des ersten Teils in London (1675), wohl von Vairasse in englischer Sprache verfaßt, folgte die erste französische Gesamtausgabe in Paris (1677-79). Im Anhang berichtet A. Roberts, Übersetzer und Bearbeiter, das Algerienabenteuer eines "T. Smith". Dieser Text erschien zuerst 1670 in London (Cox I, 362). Das "T. S." auf dem Titel verweist auf Smith. Dagegen ist der im Roman enthaltene "Brief" eines "Thomas Skinner" nur Stilmittel im Dienst der Glaubwürdigkeit der Utopie. Dieses Bemühen um Plausibilität ist entscheidend. Der utopische Staat ruht auf denselben Fundamenten wie der wirkliche. Nicht das Phantastische, sondern das Wahrscheinliche interessiert. Das utopische Experiment zielt auf eine Chance zu größerer Gerechtigkeit. Vairasse wird zum Vorläufer des modernen Sozialismus. Erst unter Führung des Staatsgründers Sevarias (Anagramm: Vairasse) entwickeln sich die Severambier im fiktiven Australien - das reale ist nur bruchstückhaft bekannt - zur Vollkommenheit. Vairasse vergleicht die zu gründenden Institutionen mit tatsächlichen in Europa und bildet die Herrschaftselemente präkolumbischen und orientalischen Staaten nach. Damit kommt seine Utopie der Forderung zeitgenössischer Poetiken nach Abbildung des Tatsächlichen oder Wahrscheinlichen näher als die der Vorläufer Morus, Campanella oder Foigny. - Das Frontispiz zeigt die von den Figuren der Gerechtigkeit und des Glaubens umringte, mit dem Lorbeer bekränzte Allegorie der Vernunft als Herrscherin über Lüge und Tyrannei. - Winter, Compendium Utopiarum I, 105; Paulitschke 679 (nur Anhang); vgl. Cox II, 473 (englische Ausgabe 1679) u. Cox I, 362 (englische Ausgabe des Anhangs 1670); Faber du Faur 1229; Jantz 2565 (beide: deutsche Ausgabe 1689). - Gering gebräunt u. vereinzelt leicht stockfleckig. Titel mit hinterlegter Dünnstelle durch Rasur.