Beschreibung:

336 S. Broschiert.

Bemerkung:

Gebraucht, aber gut erhalten. - 1942 veröffentlicht Rubén Solazar Malien in der Zeitschrift Hoy einen Artikel zum "Malinche-Komplex", in dem sich "einer der charakteristischsten wie auch beklagenswertesten Züge des Mexikaners" manifestiere: "die obskure und verworrene, vom Unterbewußtsein her gespeiste Bereitwilligkeit, allem Fremden Tribut zu zollen und das Eigene zu verachten". In kannibalisierter Form einem Klassiker der mexikanischen Literatur, Octavio Paz' Essay Das Labyrinth der Einsamkeit, zugeführt, sollte dieser These vom obskuren Minderwertigkeitskomplex ein glänzender nationaler wie auch internationaler Erfolg beschieden sein. Malinche, malinchista, malinchismo: Unter dem Namen der indigenen Übersetzerin in der Eroberung Mexikos verzeichnet das heutige Mexiko nachhaltig Defizitäres. Oder doch nicht ganz? "Malinche" heißt auch der vierthöchste Berg Mexikos, und es ¡st ebensowenig überzeugend, ihn über Manko, Verrat und Niederlage zu deuten wie die vielen Malinche-Figuren lokaler traditioneller Tänze Meso- und Nordamerikas. Konsequent auf Leitfragen der Gender- und Kolonialismusforschung ausgerichtet, begreift die vorliegende Studie den "Malinche-Komplex" in einem umfassenderen Sinn und verortet seine Hauptstränge zwischen den frühen Schriftdokumenten der Conquista, den Neue Welt-Diskursen der europäischen Aufklärung, den Debatten um die mexikanische Nationalität und um Geschlechterregimes sowie, abseits literater Kultur, diversen po-pularkulturellen Manifestationen. Der Berg Malinche mag dabei für die Massivität der Bedeutungsreservoirs stehen, die sich in nun schon fast 500 Jahren um die Figur der Malinche gelegt haben. VORWORT 8 I.EINLEITUNG 10 1.1. En couverture LaMalinche 10 1.2. Malinches Welt: Zur Quellenlage 15 1.3. Vernetzte Theoriekomplexe: Forschungsstand und Erkenntnisinteresse 23 2. GEBROCHENE WORTE: DIE CONQUISTA KOMMUNIZIEREN 31 2.1. Gott steht über der Natur: Perspektiven auf die Conquista 31 2.2. Mittel und Medien der Conquista 34 2.3. Verb und Stimme der Conquista: Marina/ Malintzin/ Malinche 37 2.4. Zur Qualität der Personen: Körperbilder 44 2.4.1. ?G" -wieguerra: Angreifbare Körper 49 2.4.2. Agraciddos: Mut und Anmut der Conquistadores 52 2.4.3. Aristokratische Arroganz: Dona Marina/ Malintzin 54 3. GEFÄHRLICHE NEIGUNGEN: CONQUISTA UND GESCHLECHTERAGENDEN 61 3.1. Unbeständige Neue Welt 61 3.1.1. Beispielhafte Treue: Das Übersetzerpaar Mari(a)na und Aguilar 62 3.1.2. Böse Zungen, lose Blätter Marina und Cortes 64 3.1.3. Liebe statt Krieg: Affektkultur und Bündnispolitik 68 3.1.4. Sünden wider die Natur 71 3.2. Furor (prestissimo con furore) 75 3.2.1. Komprimierte Passionen: Galanterie und Heroismus 75 3.2.2. Fureur desfemmez Degeneration und Liebesrasen 83 3.2.3. Vom Nutzen und Nachteil der Eroberung weiblicher Herzen 90 3.2.4. Vertu sublime, funeste sort. liebe, Blut & Imperium 98 3.3. Eros und Unabhängigkeit 108 3.3.1. Die Sprache der Liebe 112 3.3.2. Kranke Republik und ehrlose Weiblichkeit: Xicotencad 114 3.3.3. Intime Kommunikation und koloniales lagging. 121 3.3.4. Unter dem Vulkan: Verbrechen aus Leidenschaft 126 3.3.5. Damenwahl I: Und vor allem zivilisierter 130 3.3.6. Weibliche Schönheit und Körperpflege 133 3.4. Die Tropen der Sexualität 138 3.4.1. Santa/ Marina: Keine Frau, sondern eine...! 139 3.4.2. Itissex: D. H. Lawrence und Michel Foucault 141 4. MATRIX DER NATIONALITÄT 150 4.1. Das koloniale Erbe: Gesellschafebilder Mexikos 150 4.1.2. Zum Zwecke der Zeugung: Conquista und Geschlechterpolitik. 153 4.1.3. Castas und mestizaje. 158 4.2. Nationaler Raum, weibliche Phantasmen 163 4.2.1. Zum Status des Indigenen: Vision deAndhuac oder Querella de Mexico! 163 4.2.2. Legenden der Llorona 167 4.2.3. Bankert der Zivilisation I: Der bessere Imperialismus 168 4.2.4. Medea in Mexiko 173 4.3. Mexican Psycho: Nationale Anamnesen 176 4.3.1. Der Malinche-Komplex 180 4.3.2. Die Söhne der Malinche: Octavio Paz 182 4.3.3. Konjugieren wir das Verb: Kulturhistorische Lektionen mit Carlos Fuentes 187 4.4. Malinchismo nacional 191 4.4.1. Bühne und Mexikanität 192 4.4.2. Damenwahl II: Für den Erhalt der Spezies 203 4.4.3. Anchorwoman in Tecnocratitlan: Die elektronische Malinche 205 4.4.4. Zur Einbürgerung von Mexikanismen: malinchismo, malinchista. 209 4.5. Migrationen der Malinche: Gender, Race, Raza 211 4.5.1. Chicano Manifesto/ Manifest ChicanO 211 4.5.2. Die Ausdehnung des Südens 213 4.6. Supreme instance of the go-between: Vorbotin der Globalisierung 215 5. SUBJEKT VOR DEM FEMINISMUS: MAUNCHES TÖCHTER UND KOLLEGINNEN 219 5.1. Eine kleine Kolonialgalerie notabler Frauen 222 5.1.1. Dunkle Flecken in nationalen Frauengalerien 223 5.1.2. Frühe feministische Gesten: Teresa de la Parias Fächer 226 5.2. Das Klagen der Frauen 231 5.2.1. Primogenita: Das Recht der Erstgeborenen 231 5.2.2. Serieller Mißbrauch 234 5.3. Gegenwelten 237 5.3.1. Damenwahl III: Reverse mestiza.]e,fimak bondin<f. 237 5.3.2. Mutter unser in der Erde 238 5.3.3. A LongLine ofVendidas: Gherrie Moraga 240 5.3.4. Heulen mit La Llorona: Gloria Anzaldüa 242 5.4. Vernetzte Welt, verletzte Codes 246 5.4.1. Bankett der Zivilisation II: Unterbrecherinnen 246 5.4.2. Liminalnansformation: Donna Haraway 248 5.4.3. Zunge in der Hand: Margo Ghntz 250 5.4.4. Kurzgeschlossene Geschichte: Woman Hollering Creek 252 6. RITEN U N D PASSAGEN: LA M A U N C H E IN DER POFULARKULTUR .1.1. Bildspuren schwindender Stärke 254 6.1.2. Malinches Weg: Liquidierte Legenden und sedimentierte Geschichte 260 6.1.3. Chiffren eines einsamen Bergs: Das Kreuz mit Malinche 264 6.2. Regen, Regeneration... und ein wenig Revolution 270 6.2.1. Die mit Malinche tanzen 270 6.2.2. Göttin mit blaugrünem Rode Malinche-Matlalcueye-Chalchiuhtlicue 276 6.2.3. Neue Katechismen für rückständige Indios: Die Malinche-Flugschriften 1820/21 282 6.3. Ein komplexes, dezentriertes Gewebe: Elitekultur, Popularkultur, Massenkultur 285 6.3.1. Folklore für die ganze Welt: Fluch und Versprechen der Malinche 285 6.3.2. Neue Synkretismen: Glamour für Tenochtidan 289 6.3.3. Passing & recycling. Kulturindustrielle Exit-Strategien vor Malinche 293 7. ZUSAMMENFASSUNG 2 % LITERATURVERZEICHNIS 306 REGISTER ISBN 9783770546855