Beschreibung:

[Hauptteil] 96 Seiten; [Beilagenteil] 35 Seiten. Mit einer zweifach gefalteten genealogischen "Stamm-Tafel der Familie von Warburg 1767" im Anhang, zwei Kupfertafeln mit Wappen und Siegeln sowie einem von J.D. Schleuen gestochenen Portrait-Frontispiz Ernst Siegmund von Warburgs. 4° (33,5 x 21,5 cm). Schlichter privater Pappband des 20. Jahrhunderts mit goldgeprägtem Leder-Rückenschild.

Bemerkung:

Erster und einziger Teil einer großangelegten mecklenburgischen Adelshistorie aus der Feder des Neubrandenburger Gelehrten und Sammler Pistorius. "Heinrich Friedrich Taddel forderte unter dem 29. October 1767 zur Subscription auf das erste, bereits unter der Presse befindliche Stück der meklenburg. Adelshistorie von Pistorius auf, welches die Geschichte der von Warburgschen Familie enthalten sollte; wahrscheinlich in der ersten Hälfte des folgenden (1768) Jahres erschien dasselbe, die Fortsetzung des Werkes unterblieb, weil es wohl keine besondere Theilnahme fand. Pistorius starb im J. 1780; seine Münzsammlung und seine Bibliothek wurden in öffentlicher Auction verstreut." (Franz Boll: Kritische Geschichte der sogenannten Prillwitzer Idole. Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 19, 168ff.). - Das Portrait-Frontispiz zeigt Ernst Siegmund von Warburg. - Handschriftlicher Besitzeintrag von J.E. Sponholtz (Jacob Ernst Sponholtz aus Neubrandenburg, dem Hersteller der sog. Prillwitzer Idole, einer der bekanntesten Vorgeschichtsfälschungen des 18. Jahrhunderts) in Tinte auf erstem Textblatt; daher bedeutende Provenienz mit interessantem Hintergund: Sponholtz und Pistorius waren eng verbunden, Pistorius hat als erster Gelehrter die von Sponholtz proliferierten Prillwitzer Idole der Gelehrtenwelt präsentiert: "Als der Doctor Hempel jene 35 Stücke von den Prillwitzer Alterthümern im Hause des Goldschmiedes Jacob Sponholtz entdeckte und käuflich erwarb, theilte er diesen interessanten Fund sogleich dem ihm befreundeten Landsyndicus Pistorius mit, der als Historiker und Antiquar den wissenschaftlichen Werth dieser Alterthümer besser beurtheilen konnte, als Hempel, der eigentlich nur Sammler von Naturalien war. Beide besorgten sogleich eine vorläufige kurze Anzeige dieser Entdeckung in Nr. 26 des Hamburger Correspondenten vom Jahre 1768, die wohl eigentlich von Pistorius verfaßt war?" - Ohne separates Titelblatt, nur mit Kopftitel auf der ersten Seite; für uns bei keinem bekannten Exemplar ein Titelblatt nachweisbar. - Zum Vorbesitzer Sponholtz vgl. Scheffler, Goldschmiede Mittel- und Nordostdeutschlands 14. - Der schlichte spätere Einband minimal verfärbt und am Rücken unmerklich wasserfleckig. Schnitte gebräunt, das erste Blatt mit Frontispiz beidseitig mit größeren, etwas färbenden Wasserflecken. Frontstege durchgängig mit schmalen Braun- und Wasserflecken, Papier insgesamt gleichmäßig schwach gebräunt, davon abgesehen innen jedoch tadellos. Insgesamt sehr gutes Exemplar des überaus seltenen Werkes.