Beschreibung:

40 S.; zahlr. Illustr.; 29 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Ex. - Texte: Wolfgang Ludwig; Wolfgang von Löhneysen / u.a. -- Illustrationen: "In die unhörbaren Wörter..." --- "Auf der anderen Seite" --- "Freitag denke ich" --- "Ich habe eine Wunde entdeckt" --- "Nr. 13" --- "Das rote Haus" --- "Hausmasken" / u.a.m. - ? Die schwer auflösbare Durchdringung syntaktischer und semantischer Momente und die damit entwickelte Vielschichtigkeit der Assoziationen belegt nichts überzeugender als das 'Malbuch', das Christiane Meyer unmittelbar nach ihrem ersten Osterreichbesuch angelegt und dem sie den Titel "Der Regen dieser Tage" gegeben hat. Ein großformatiges Buch, auf dessen Doppelseiten sie ihre Technik quasi aquarellhafter Malerei in Kombination mit Collage zu großer Virtuosität steigert, und das zum Besten gehört, was die Malerin bisher geschaffen hat. Auf der Doppelseite Abbildung Seite 8 (unten) stehen die Elemente bzw. Motive fast beziehungslos nebeneinander, ein Hausumriß, der randvoll mit Schrift gefüllt ist und dem brauner Rauch entsteigt wie dem Krater eines Vulkans, darüber das Fragment einer Landschaftsaufnahme, die eine Ähnlichkeit mit der Gegend von Ohlsdorf und St. Veit aufweist, eine weitere etwas dickere Linie, die ein Haus markiert, und in dessen Binnenfläche dunkelgrüne Pinselstrukturen wie Flammen erscheinen, die auf die schematische Darstellung einer Klaviatur übergreifen. Mit letzterer korrespondiert ein Stückchen eincollagierter Stoff mit Farbspuren in Grau, Schwarz und Rot nebst einem Stückchen aufgeklebten Papiers. Motive und Motivfragmente aus piktogrammartigen Chiffren, Spuren von illusionistischer Malerei, Teilen reproduzierter Fotografie, schematischen Darstellungen und Materialassemblagen werden mit den Resten der ihnen innewohnenden Bedeutungen und assoziativen Impulse zu einer neuen Wirklichkeit verbunden ? // ? Bauen ist die Sprache der Hände, Sätze der Sprache können unsinnig sein, das Haus ist Sinn: Kerker. Wie der Satz die Wirklichkeit konstruiert, also abbildet, bildet das Haus seinen Sinn ab. Bernhard: ich hätte mir woanders eine Behausung gekauft, nicht diese Ruine, die möglicherweise mein Unglück bedeutete -Symbol seines Leidens. Bauen und Schreiben sind analog, sie führen zu den Ursachen zurück, zu den 'Grundstücken'. Die Bilder in diesem Katalog sind optische Texte, keine Illustrationen - sie sind auf der Suche nach der verlorenen Spur, visuelle Zeichen, die auf die Welt Thomas Bernhards verweisen: erlebtes Dasein eines Raumes und der Orte, darin der poeta philosophus lebte. Und die Künstler haben diese Welt im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Statt des nicht mehr hörbaren Sprechens geben diese Blätter dem Auge, das auf sie fällt, die Wirklichkeit einer Sprache, sie bilden die Dinge und den Raum ab, nicht wie sie erscheinen, sondern wie sie verstanden werden. Diese Wirklichkeit hinter den Gegenständen, die wie die Sprache des Dichters sonst nicht vorkommt, ist für das philosophisch-poetische 'Schildern' voller Metaphern, die etwas anderes bedeuten, als die reinen Worte und 'Sachen' es tragen können. Ein Tisch wird auf dem Bild von Christiane Meyer ein Zeichen des Da-Seins und des da Gewesen-Seins: kein Tisch, an den man sich setzt, um miteinander zu sprechen, sondern ein Symbol der Hauslosigkeit und des Vergänglichen. ?