Beschreibung:

circa 26,5 x 21,2 cm., gefaltetes Doppelblatt, 3 Seiten beschrieben. aussen Adresse, rotes Wachssiegel und zwei Poststempel Längerer Brief an die Ehefrau: "Meine liebe gute Pepi! Wie hast du mich durch deine lieben Zeilen welche an Maria Himmelsfahrttag (15. August) geschrieben sind und ich soeben erhielt, erfreut! Man ist doch immer ein wenig besorgt um die Seinen wenn man außen ist und da thun so beruhigende Nachrichten gar zu wohl, und ich bin dir recht dankbar daß du mir so bald geschrieben und auch die wenigen Zeilen der Kinder Mali und Gust?l, die ich recht schön Grüßen laße, haben mich gefreut. Über mich wirst du dich was das Nachricht geben betrift nicht beklagen dürfen, da du von unserm Befinden fleißig in Kenntniß gesetzt wurdest und folglich auch unserer wegen sicher ganz außer Sorge sein wirst. - Selbst was das Leben in Keim?s Haus betrifft läßt jetzt beinahe nichts zu wünschen übrig; nach einigen Speißzettel corekturen wurde ich nun in jeder Beziehung zufrieden gestellt, dieß veranlaßt mich auch hier zu bleiben so lange wie möglich, daß heißt daß ich wahrscheinlich erst nächsten Samstag den 22 7bris Schwaz verlaße um Sonntag Abends in München einzutreffen. Ich habe hier vortreffliche Gelegenheit Eselstudien zu machen und dazu leistet mir Keim vorzügliche Dienste. Ich benütze nun die regnerischen Tage und hoffe aus dieser kleinen Reise genügenden Vortheil zu ziehen, ohne mich anzustrengen, hier über gutes Herz darfst du ganz außer Sorg sein den ich bin wirklich auf mich bedacht und laße mir nichts abgehen. Sehr angenehm ist mir die Gesellschaft des Herrn Revierförster, und ein gewißer Herr Baron welche in Keims Haus logieren. Ich unterhalte mich mit diesen herzlich guten und ganz gebildeten Leuten sehr gut und auch Emil welcher sehr munter ist und sich wieder recht beliebt zu machen wußte dahier, macht mir viel Spaß. Das regnerische Wetter ist mir zur Arbeit und Reise ganz erwünscht, den es waren großartige Bergtouren projektirt und bei solchen Pardien wenn auch der Naturgenuß recht schön ist, so ist dieser geistige Genuß immer mit körperlichen Anstrengungen verbunden. ? Die beiden vergangenen Feyertage habe ich übrigens sehr angenehm in Gottes freyer Natur genoßen und eine heilige Messe am Georgenberg gehört, und dabei vor allen deiner und aller meiner Lieben gedacht. - Das waren so recht Ruhetage die mir sehr wohl thaten, und ich fühle mich recht restaurirt und zur Arbeit aufgelegt und ich hoffe man wird mit mir bei meiner Rückkunft zufrieden sein. Übrigens wenn die Hochzeit der Louise nicht wäre würde ich mich noch einige Zeit außen aufhalten (Textverlust durch Siegelausriss) ich fühle eine sehr wohlthätige Wirkung und glaube, daß es auch von Nutzen wäre. Indeß freue ich mich doch wieder recht sehr nach Hause zu dir, gutes Herz und auch zu den Kindern wenn sie brav sind ich will dan mit Ihnen schon ein wenig über Land gehen aber da muß ich schon recht viel gutes hören ? Keim und seine Frau laßen dich wie auch Papa Mama und alle andern herzlich Grüßen und wird auch mit Aprikosen Bäume und Weinstöcke versehen, nebst Grüße von mir alle besonders Louise und Mayer wenn dieser schon in München ist du aber liebe Pepi sei tausend mal gegrüßt und geküßt von deinen dich innig liebenden Benno. An Herrn Kaiser von mir und Emil die schönsten Empfehlungen ebenso an den Clubbisten wenn du welche zu sehen bekommst viele Grüße um 9 Uhr Abends Donnerstag am Clubbstag werde ich beim Schoppen Wein ihrer gedenken. - Am Rand: An Franz freundl. Grüße und sage ihm ich hätte hier eine wahre Fundgrube für Eselstudien gefunden und befinde mich hier sehr wohl".

Bemerkung:

- Nur leicht knittrig.