Beschreibung:

VI, (2), 374, (2); (4), 369, (3); (6), 401, (1); (6), 383, (1); VI, 365, (1); VI, 458; (6), 354; (6), 329, (1); (6), 307, (1); (6), 321, (3); (6), 491, (1); (6), 388, (2) Seiten. Frakturdruck. 8° (18 x 11,5 cm). Etwas spätere, dekorative schwarze Halblederbände mit schöner historistischer Rückenvergoldung (blindgeprägte Kassetten, vergoldete Fileten, Stempel und Titelprägung), Lederecken und dunkelgrauen Strukturpapierbezügen. Marmorierte Schnitte, leinenverstärkte Innengelenke und crèmefarbige Lackpapiervorsätze.

Bemerkung:

Autobiographische Schriften Lewalds, der auch unter den Pseudonymen Hans Kindermann, Kurt Walder und Tobias Sonnabend publizierte. Bedeutende und interessante Quellen zum politisch-kulturellen Leben von Biedermeier und Vormärz. - Zu dem Schauspieler, Theaterdirektor, Schriftsteller und zuletzt ultramontanem Publizisten August Lewald (1792-1871), dem Cousin zweiten Grades von Fanny Lewald. - vgl. Killy² VII, 385f. - Kosch IX, 1334ff. - NDB XIV, 408f. Goedeke XI/1, 514, 64. - Sammlung Maassen 2671. - Der lange Jahre mit Lewald (1792-1871) befreundete Gutzkow stellt diesem posthum in seinen "Öffentlichen Charakteren" ein vernichtendes Urteil aus (Ges. Werke IX, 416ff.): "Nennen wir ihn eine männliche Gräfin Ida Hahn-Hahn [?] Lewald wurde katholisch aus Charakterschwäche und träger Nachgiebigkeit gegen die äußeren Umstände des Lebens [?] Lewald, ursprünglich von jüdischen Eltern, war früh zum Schauspielerberuf übergegangen, dann Protestant geworden, Theaterunternehmer, Schriftsteller [?] Lewald las nicht. Was nicht mit seinem nächsten eigenen Vortheil zusammenhing, interessierte ihn nicht. Gourmand und Egoist aus offen und frei bekanntem System, echauffierte er sich nur für die Zwecke, die seine Selbsterhaltung verfolgte [?] Dreißig Jahre früher bildete August Lewald einen Mittelpunkt für junge hoffnungsvolle Talente [?] Er hatte die Welt nicht blos auf den Brettern, auch im Leben kennen gelernt. Meyerbeer, Heine, hundert Namen bis zu den Spielpächtern von Baden waren ihm in Allem, was an diesen Personen menschlich, bis in die Details bekannt. Er hatte die ersten Erscheinungen der Zeit, von Napoleon und Metternich an, in der Nähe gesehen, mit berühmten Personen gesprochen, mit manchen in allerlei Aufträgen verkehrt. Er war in romantische Liebesaffairen verwickelt gewesen [?] Er hatte glänzende pecuniäre Erfolge durch bloße Angabe von Titeln zu Journalen, durch Prospecte, Ankündigungen". - Gutzkow schildert Lewalds "Abzug nach Baden, wo sich der Speculative, aber nicht Beharrliche, eine Villa im Rococostyl, ganz im Charakter der Pompadourzeit und wie geschaffen zum Morgenbesuch für hin- und hertrippelnde kleine Porzellanmenschen erbaut hatte" und beschreibt sein Verhalten nach der gescheiterten Revolution von 1848 als "Thorheit und Verstellung": "Lewald suchte nur ein Mauerritzchen, um unterzuschlüpfen. Er wurde nomineller Regisseur der Oper von Stuttgart. In Wahrheit aber wurde er Mitarbeiter an allerlei Blättchen im All- und Hegau, im Mümmlingthal und der Hornisgründe, überall, wo es etwas gegen die Vorfechter des Fortschritts an ein Blättchen zu berichten gab, das nur vom dummen pfaffengeleiteten Pöbel gelesen wurde". - Diese charakterliche Disposition qualifizierte ihn in hervorragender Weise zum Memoirenschreiber und Seismographen seiner Zeit; die 12 Teile der vorliegenden Ausgabe enthalten ganz überwiegend autobiographische Texte und Memorabilien aus der frühen, "besseren" Zeit Lewalds und sind als Quelle für das Theater-, Kultur- und Gesellschaftsleben des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts von großem Wert. - Inhalt der Edition: 1-3 Knabenzeit und Jünglingsjahre, 4-5 Mannesjahre & Dramatische Streifereien, 6 Häuslichkeit (Hamburg, Heidebilder, Heinrich Heine, Helgoland), 7-8 Pariser Album und Schilderungen, 9-10 Paris (Gorgona. Kurgeschichten und Erzählungen), 11-12 Aufzeichnungen aus München, Briefe und Blätter aus Italien, Memorien eines Banquiers. - Kanten, Kapitale und Lederfalze der Deckel etwas berieben und daher stellenweise leicht entfärbt. Schnitte leicht angestaubt. Durchgehend gebräunt und etwas braunfleckig, einige Teile stärker. Gelegentlich untere Blattränder mit älterem, leicht bräunendem Wasserrand. Schön gebundenes Exemplar, insgesamt in gutem Zustand. - Selten, zumal in dieser guten Ausstattung.