Sachgebiete

Beschreibung:

27 S.; illustr.; mit Audio-CD. 20 cm; kart.

Bemerkung:

Sehr gutes Ex. - Deutsch u. englisch. // Robin Minard plaziert seine Klanginstallation auf drei Türmen in der Innenstadt von Weimar. Vom Turm der Herderkirche, dem Schloßturm und dem Turm des Rathauses erklingt zu bestimmten Tageszeiten seine Komposition, die auf den Klängen der Glocke von Buchenwald basiert. Die Glocke wurde für das Stück eigens gespielt; das Material elektroakustisch bearbeitet, in eine räumliche Form (für drei Spielorte) verändert und über eine Lautsprecherinstallation in die Innenstadt von Weimar gebracht. Die Glocke von Buchenwald ist drei Mal täglich in Weimar zu hören. (Verlagstext) - Robin Minard hat nicht nur die Glockenschläge mit Tonband und Mikrofon aufgezeichnet, sondern er hat als Komponist den Klang ernst genommen. Er hat mit Schlagholz und Schlegel das Klangspektrum der Glocke erforscht und so das Material gewonnen, das er für die Klangkomposition in Weimar verwendet. Dieser klangliche Aspekt von Glocken (das heißt die Verwandtschaft des Giockenklangs mit anderen musikalischen Klängen, für die unsere Aufmerksamkeit geschult ist) wird in unserer Kultur wenig beachtet. Erst die Musik des 20. Jahrhunderts, die den einzelnen Klang in seinem Eigenwert und nicht als flüchtigen Schritt in einer musikalischen Erzählung ernst nimmt, hat Glocken und Gongs, die in anderen Kulturen eine wichtige musikalische Funktion haben, sozusagen wiederentdeckt. Unsere Kultur hat den Zeitaspekt der Musik einseitig kultiviert und die Raumwahrnehmung, die sich mit Klang verbindet, vernachlässigt. Glocken sind ideale Erzeuger von obertonreichen Klängen, die im Hörer eine dialektische Empfindung von Enge und Weite hervorrufen. Die Schläge werden zum Beispiel mit rhythmischen Körperfunktionen wie Atmung und Herzschlag in Verbindung gebracht, der Nachhall als Dehnung in eine räumliche Weite empfunden. Insbesondere tiefe Frequenzen lassen die obertonreichen Klänge ortlos erscheinen, das heißt das Hören, das sich nach dem Anschlag der Glocke in eine bestimmte Richtung orientiert, geht durch den dann anschwellenden Klang und den verebbenden Nachklang über in ein Gefühl, vom Klang umgeben zu sein. ? (Bernd Schulz) ISBN 3775790004