Beschreibung:

Trübsalen und Verfolgungen der Gläubigen durch alle Secula N. Testaments (...) Von Friedrich Eberhard Collin.. (56), 664, 183, (1) Seiten. Frakturdruck. OHNE den doppelseitigen Kupferstich. Rot-schwarzer Titel mit Druckermarke (Schiff mit Wind im Heck erreicht Hafen, unten Monogramm des Druckers) 8° (18 x 10,5 cm) Pergamentband der Zeit mit durchgezogenen Bünden und rotgefärbtem Schnitt.

Bemerkung:

VD18 10317295. - Friedrich Eberhard Collin (1684-1727) war ein pietistischer Hofprediger zu Lobenstein. Eine Verfasserbiographie beinhaltet sein posthum erschienenes Werk 'Der Sieg der ersten Blut-zeugen Jesu Christi (...)'. Collins, der als Kleinkind mit seinen Eltern aus dem von den Franzosen belagerten Geburtsort Worms fliehen musste, studierte in Gießen und Jena Theologie bevor er Prediger dreier Gemeinden bei Wertheim wurde. Dieses Amt übte er wohl mit besonderer Wachsamkeit gegenüber seinen 'Schäfchen' aus, führte er doch penibel Buch über deren Namen, Kinder, Besitz geistlicher Drucke, etc. (Zu seiner nicht immer einfachen Zeit in Wertheim, vgl. auch Ritschl II, 539). 1723 wurde er vom Dienst suspendiert, tauchte jedoch schon im Folgejahr wieder als Schuldirektor auf, bevor ihn, ein weiteres Jahr später, der Graf Heinrich XV. Reuß zu Lobenstein zu seinem Hofprediger machte. In seine Zeit als Schulleiter fällt auch die Entstehung des vorliegenden Werkes, dessen Widmung er im Mai 1725 unterzeichnet. - Collins Werk ist exemplarisch für die durch den Pietismus hervorgebrachte moralische Erbauungsliteratur der Frühaufklärung. Theologische Literatur, zumal solche, die der breiter werdenden Leserschaft säkularer Werke eine starke religiöse Orientierungen des moralischen Handelns entgegensetzt, dominiert weiterhin das Buchwesen und befriedigt einen mit dem Pietismus steigenden Bedarf. Der Märtyer-Schauplatz teilt darüber hinaus in seiner Thematik und theatralen Metaphorik auch Tropen des barocken Dramas. Das Theater, das sich im 17. Jahrhundert auch als Werkzeug der konfessionellen Identitätsstiftung und Propagandamittel etablierte, will nicht die Realität abbilden, sondern präsentiert eine ständehierarchisch strukturierte und heilsgeschichtlich perspektivierte Welt, konzipiert als Theatrum mundi. Dazu gehören wesentlich die Märtyrerfiguren als erbauliche Exempel. Die inszenierte Atrocitas dient hierin schon bei Andreas Gryphius und anderen Dichtern der Mäßigung und Affektkontrolle des Rezipienten. - Der drastische Kupferstich, der durch Soldaten an Kindern verübte Gräueltaten zeigt, FEHLT. Eine Kopie des Stiches liegt bei. - Pergamenteinband etwas angeschmutzt und an den Innendeckeln stellenweise etwas gelöst. Rücken mit schwindendem handschriftlichen Rückentitel entrundet und vom Buchblock gelöst, Schnabelbildung am Frontschnitt. Innengelenke etwas abgeplatzt, das erste und letzte Blatt jeweils teilweise gelöst. Papier bis auf wenige schwache Braunflecken oder unmerkliche Spuren nur marginal färbender Wasserflecken gut erhalten. Trotz aller Alterspuren ein solides Exemplar des inhaltlich bemerkenswerten und recht seltenen Werkes.