Beschreibung:

31 S. Kl.-8°, Orig.-Broschur. Losowsky nimmt hier, unter Bezugnahme auf Lenins Schrift 'Der linke Radikalismus als Kinderkrankheit im Kommunismus' entsprechend der Mitte der 1920er Jahre geltenden Linie der RGI, klar Stellung gegen die Haltung der 'Zerstörung der Gewerkschaften' und erläutert, weshalb die Gewerkschaften stattdessen 'erobert werden' müssten. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt der Kritik hier nicht beim Syndikalismus (im Gegensatz zur Broschüre '10 Jahre RGI', vgl. WIE233), sondern ist gegen die 'rechten' (Ex-)Mitglieder der RGI, wie beispielsweise D'Aragona und den italienischen Verband, sowie vor allem gegen den sozialdemokratischen Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) gerichtet. Aus fünf Jahren RGI wird ein Überblick über die in dieser Zeit abgehaltenen Kongresse (1. bis 3.) und die jeweiligen Hauptaufgaben gegeben. Für die aktuelle Situation und kommende Periode werden im Wesentlichen folgende Fragen diskutiert: Verhältnis von RGI zur 3. Internationale, Neutralität und Unabhängigkeit der Gewerkschaften, Rückzug der Arbeitermassen, Offensive des Kapitals, Einheitsfront, Streikstrategie und Einheit der internationalen Gewerkschaftsbewegung. Die Broschüre bezieht sich ausdrücklich positiv auf die Losung der 'Eroberung der Gewerkschaften', was Grundlage für jene Politik war, nach der sich 'revolutionäre Minderheiten innerhalb der reformistischen Organisationen ideologisch zusammenfinden' und in diesen Verbänden revolutionäre Agitation betreiben sollten. Als positive Beispiele wird hierzu selbstverständlich die 'Minderheitenbewegung' (NMM) in den englischen Gewerkschaften genannt, ebenso jedoch der 'Oppositionelle Block' in Österreich (Seite 15). Der Einfluss der verschiedenen Oppositionsorganisationen der RGI-Sektionen in den Gewerkschaften des IGB wird auf rund ein Drittel (!) von dessen Mitgliedschaft geschätzt, was nach heutigem Wissenstand zumindest überschätzend erscheint. Sehr wenig Erwähnung findet in der Broschüre (vor allem im Vergleich zu späteren RGI-Dokumenten) die Arbeit der revolutionären Gewerkschaften in 'kolonialen und halbkolonialen' Ländern, wenngleich auch hier schon scharfe Kritik am IGB geübt wird, dass er die Arbeit in diesen Ländern stark vernachlässige und oft direkt auf der 'Seite des Imperialismus' stehe. Jedoch führt Losowsky hier den wachsenden Einfluss der revolutionären Gewerkschaft in China an, was insofern den historischen Hintergrund der Entwicklungsphase der RGI wiedergibt, da Mitte der 1920er Jahre für die RGI ein Aufschwung ihrer Arbeit gerade in diesen Ländern stattfand. Gegenüber dem IGB folgt auf die Kritik, gemäß der politischen Haltung der 'Eroberung der Gewerkschaften', eine ausführliche Darlegung der Einheitsbestrebungen und diesbezüglichen Bemühungen und Initiativen der RGI, denen man jedoch für die Zukunft gute Entwicklungsmöglichkeiten einräumt, was nicht zuletzt in der Einschätzung deutlich wird, dass es 1930 keine zwei internationalen Gewerkschaftsorganisationen mehr geben werde, sondern nur noch eine einzige. Dass sich die Realität fünf Jahre nach Herausgabe der Broschüre gänzlich anders darstellte, zeigen nicht zuletzt mehrere andere in vorliegender Liste enthaltene Publikationen der RGI rund um das Jahr 1930. - Guter Zustand.