Beschreibung:

14 Blatt. Mit zahlr. auch farb. Abb. Originalbroschur.

Bemerkung:

Einband leicht berieben. Papierbedingt leicht gebräunt. - Wols steht am Anfang der neuen Kunstrichtung, die wir ?art informel" nennen und die im letzten Jahrzehnt zu einem sehr bestimmenden Stilausdruck unserer zeitgenössischen Empfindungsweise wurde. Er ist der Primitive dieser neuen Sensibilität. Er ist aber auch Erbe des alten, romantischen Widerspruchs gegen den vernunftbestimmten Aktivismus der europäischen Gesellschaft. Rimbaud hat im ?bateau ivre" diese hingegebene, jede Verwundung annehmende, im Passat des eigenen Schicksals ergeben treibende dichterische Menschlichkeit beschrieben. Ihr gehört Wols zu. Aus ihr suchte er die Gleichgesinnten, in deren Kreis er sich hielt: ? Novalis, Lautréamont, Poe, Rimbaud, Kafka ? die fernöstliche Mystik des Lao-Tse, die wirksame Leidensfähigkeit Gandhis, die ins Kosmogonisdie reichende Vorstellungskraft Einsteins, der die unbeschreibliche Phantastik der Wirklichkeit in Zahlengittern einfing. Was seinem Leben aber den zeitgenössischen dokumentarischen Wert gibt, ist die beispielhafte Annahme des Schicksals, das in unseren Jahren der Mensch dem Menschen zubereitete. Das hieß: ? Verfolgung, Not, Heimatlosigkeit und immer wieder Flucht. Das ereignete sich an ihm. Er war der sanfte Geworfene, der aufzeichnete, was mit ihm geschah: ? nicht das Faktische, sondern die Bilder, die aus der Wunde strömten, die das Leben schlug. Alles wurde treulich bezahlt. Wo das Infernalische und Satanische in dieses Leben einbrach, zögerte er auch nicht, den hohen Preis der Selbstzerstörung zu erlegen. ?Bateau Ivre" ? trunkenes Schiff, das im geschundenen und geborstenen Rumpf als kostbare Ladung eine Vegetation von Bildern trug, ? Vagant am Rande der Fluchtstraßen des zeitgenössischen Daseins und doch in neuer Wiederkehr der ewige ?voyageur ancien" aus dem Geschlechte der Villon und Rimbaud, denen nie und nirgend die grüne Herberge offenstand.