Beschreibung:

391S. 1 s/w Abb., 17 farb. Abb. Lit.verz. Br. *neu*.

Bemerkung:

Vor dem Hintergrund des langjährigen ?Gesichtsstreits? (1634?1649) zwischen dem Lübecker Theologen Jacob Stolterfoht (1600?1668) und dem Stettiner Theologen Jacob Fabricius (1593?1654) wird eines besonders deutlich: Die lutherische Visionskultur der Frühen Neuzeit ist durch das Schriftprinzip bestimmt. Bibeln, Briefe, Predigten, Bücher ? in den Visionen ?neuer Propheten? wimmelt es von Medien, Medien verbünden und Medienreflexionen. Mehr als andere Visionen tragen die Gesichte lutherischer Seher das Spannungsverhältnis zwischen kirchlichen Heilsmedien und unmittelbaren Offenbarungen, zwischen Mediatem und Immediatem aus. Die hier versammelten medienkulturhistorischen Lektüren lutherischer Gesichte dokumentieren diese Verstrickungen von amtlich verordneter Medialität und visionärer Gegenwärtigkeit. Sie beleuchten lutherische Vorstellungen von Gottunmittelbarkeit in ihrem Verhältnis zur Medienkultur des 16. und 17. Jahrhunderts und betonen ihre Spezifik gegenüber solchen mystisch konnotierter Erfahrungen. Dabei zutage treten die vielgestaltigen Mechanismen der Verschränkung etwa von Bibelzitat und Gottesschau, Wortglaube und Brautmystik, Bekenntnis und Stimmwunder sowie der historische Wandel dieser und anderer Logiken, die Visionen zum festen Bestandteil der lutherischen Konfessionskultur werden ließen.