Beschreibung:

Unpaginiert. Mit zahlr. auch farb. Abb. Originalbroschur mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Umschlag leicht berieben, sonst gutes Exemplar. - Das Werk von Antoni Tápies wurde ausserhalb Spaniens lange durch die Brille Frankreichs gesehen. Paris war in den fünfziger Jahren, als seine ersten Materialbilder entstanden, noch das entscheidende Kunstzentrum für die junge europäische Malergeneration. In Paris, wo Tápies sich als junger Künstler 1950 zum ersten Mal als Stipendiat der französischen Regierung aufhielt, hatte auch er Anregungen erhalten, die den eruptiven Umbruch seiner Kunst mitauslösten, die aus dem grüblerischen Zeichner erst den kraftvollen Maler machten. Die expressive evokative Materialsprache eines Wols, Fautrier und vor allem Dubuffet setzten Zeichen der Zeit und gaben Impulse. Für die Entwicklung im Werk von Tápies war diese ältere Künstlergeneration ebenso wichtig wie andererseits hinderlich, weil sie in der Rezeption dieser Materialkunst den Blick immer wieder für ihre fundamentale Andersartigkeif verstellte. In den Museen hängen die Bilder von Täpies häufig neben der Art-brut-Kunst Dubuffets und werden folglich auch in der Nachfolge dieser Materialkunst gesehen, nicht in der von Miro schon in den dreissiger Jahren entwickelten Malerei einer mit Sand, Teer oder Kasein untermischten Farbe auf Mörtelgrund oder dunklem rauhem Sandpapier. Durch den gemeinsamen kulturellen und geistigen Hintergrund stehen seine Bilder Miros erdiger Kunst so viel näher. Tápies' grossformatige Werke ab Mitte der fünfziger Jahre sprechen eine Sprache der Wand, wie sie Brassai zusammen mit Picasso aufspürte und in Photographien festhielt. Tápies erkannte darin die ureigene Sprache seines Landes: die Mauern, Tore, Türen und verschlossenen Fenster, die er als traditionsbehaftete spanische Realität nicht nur abbildete, sondern zum evokativen Bildobjekt mystisch verfremdete, vergegenwärtigen eine Präsenz der Vergangenheit. Und diese Aussenwelt der Mauern schliesst selbst die Dunkelheit des Innenraums mit ein.