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72 S. mit zahlr., oft ganzseit. Abb. Broschiert.
Bemerkung:
Gebraucht, aber sehr gut erhalten. - Texte: -- Dr. Christos und Alexandra Doumas "Archäologie" -- Prof. Dr. H. Puchelt "Geologie" -- Dr. H. Stroszeck -- "Die Insel Heute". // Die Gefäßkeramik zeugt schon von handwerklicher Verfeinerung. Sie ist gut gebrannt und mit einfachen, in mattem Schwarz auf dem grünlichen bis lederfarbenen Tongrund aufgetragenen geometrischen Verzierungen versehen. Gelegentlich trifft man importierte minoische Keramik vom Typ der polychromen "Kamares-Ware" an. Etwa um das Jahr 1550 v. Chr. müssen sich verheerende Erdbeben ereignet haben. Hernach wurde jene Spätminoisch-Ia-Siedlung angelegt, die bei den Akrotiri-Ausgrabungen zutage trat. Es wurden Fundamente für die zwei-, drei-, ja sogar vierstöckigen Gebäude in den planierten Schutt der zerstörten Siedlung eingesenkt, der stellenweise vier Meter hoch liegt. Sowohl Bauten wie handwerklich-künstlerische Produkte aus dieser Periode sind im wesentlichen minoisch, wenn auch entschieden lokale - eben "kykladische" - Einflüsse an ihnen spürbar werden. So großartig diese Kunstgegenstände auch sind: ein Vergleich mit den Funden aus kretischen Palästen läßt sie etwas provinziell erscheinen. Bislang ist nur ein Teil der Stadt freigelegt worden; ihre Ausmaße sind nicht bekannt. Die engen und gewundenen Pflasterstraßen verlaufen, Gebäude zu beiden Seiten, in nord-südlicher Richtung. Die meisten dieser Gebäude waren offenbar Wohnhäuser. Ihre Konstruktion bestand im allgemeinen aus unregelmäßigen, kleineren, durch Mörtel verbundenen Steinen und einer Verstärkung durch querlaufende Holzbalken. Die Verwendung von Haustein blieb beschränkt auf Tür- und Fensterlaibungen, Ecken sowie Außenfriese, die die Geschoßhöhe markierten. Gebäude von anspruchsvollerem Äußeren, nämlich solche mit Quaderstein-Fassaden, dienten vermutlich kommunalen Zwecken. Die mehrstöckigen Häuser scheinen autarke Mehrzweck-Einheiten gewesen zu sein, wie man an ihrer inneren Aufteilung sowie der Art und Verteilung der Fundstücke erkennt. Die Untergeschosse mit ihren festgestampften Erdböden, roh verputzten Wänden und kleinen Fenstern auf Straßenhöhe, die mehr Luft als Licht eintreten ließen, dienten als Vorratsräume. Viele der großen Pithoi enthalten noch zu Kohle gewordenes Korn, Hül-senfrüchte und eine teerartige Substanz, möglicherweise altes Öl. Die Räume im Erdgeschoß dienten als Läden oder Werkstätten und haben größere Fenster. In einigen Fällen sind in die Oberfläche des Fußbodens viele Schalen von Purpurschnecken eingedrückt; wahrscheinlich gewann man dort aus Schnecken Purpur. Eine Einrichtung zum Mahlen befindet sich meist in einem kleinen Raum, dessen Tür direkt auf die Straße geht. Im Inneren führen steinerne oder hölzerne Treppen zu den Obergeschossen, die die Wohnräume enthalten. Offenbar wurde dort auch gewebt, vielleicht wegen der besseren Lichtverhältnisse. Die Wände waren gewöhnlich fein verputzt, und in mindestens einem Raum jeder Wohnung wurden Fresken gefunden. Die Böden bestanden häufig aus Schieferplatten. In vielen Häusern sind Reste sanitärer Einrichtungen zu erkennen, die durch Tonrohre mit dem Entwässerungssystem unter den Straßen verbunden sind. Alles in allem entsprechen Größe, innere Organisation, Ausschmückung und eindrucksvoller Stil dieser Wohnungen dem Reichtum und der zivilisatorischen Verfeinerung einer spät-minoischen Stadt der Periode Ia - ein Befund, der durch die Qualität zahlreicher und verschiedenartiger Funde noch erhärtet wird. Die Wandmalereien des minoischen Thera gehören zum Wunder-vollsten ägäischer Kunst. Sie sind in der gleichen Technik ausgeführt wie diejenigen Kretas und weisen die gleiche Farbgebung auf. In der Gestaltung spezifisch minoischer Sujets wie auch durch die Neuartigkeit der künstlerischen Ausführung unterscheiden sie sich jedoch von ihnen grundlegend. Pflanzen, Tiere und Landschaften werden ganz naturgetreu wiedergegeben (Frühlings-Fresko, blaue Affen, Antilopen-Fresko); in der Gestaltung von Menschen zeigt sich eine Tendenz zur Stilisierung (boxende Jünglinge, "junge Priesterin", andächtige Frauen) - wenn auch in geringerem Maße als bei kretischen Vergleichsstücken. Die kleinformatigen Fresken, insbesondere der erzählerisch gestaltete Fries, auf dem mehrere Schiffe, zwei Städte und eine exotische Landschaft mit realen und imaginären Tieren zu sehen sind, zeichnen sich durch Detailreichtum aus und verschaffen eine Fülle von Informationen über Schiffe, Wohnhäuser und die abgebildeten Menschen. Eine hervorragende Ausführung und die offenkundige Vertrautheit der Künstler mit ihren Themen bestärken uns in der Annahme, daß diese Fresken von professionellen und auch schon spezialisierten Malern stammen. Hier bietet sich ein weiterer Beweis für die wirtschaftliche Blüte und die soziale Differenzierung dieses Gemeinwesens. ISBN 3875190947