Beschreibung:

335 S. : Illustr., Kt. ; 21 cm. Originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Sehr gutes Ex. - ... So begann sie irgendwann nach jener bizarren Grand Tour durch Europa, eine Prosaminiatur aufzusetzen. Und als sie die beendet hatte, lancierte sie das Manuskript mithilfe eines ihrer Brüder zu einer Offizin in Uppsala. Dort befand man die Sache für gut und brachte das Werk, Axel und Anna oder Briefwechsel zwischen zwei Hausgenossen, 1828 heraus. Wenn man es genau nimmt, war der Titel dieses Buches ein Programm - sowohl was das Thema (die Geschlechterbeziehung) als auch was die Gattung (die Ich-Erzählung) und schließlich was den Ort der Handlung betraf (ein Haus). Skizzen aus dem Alltagsleben, als die das Werk im Untertitel gekennzeichnet wurde, sollten nahezu alle Hervorbringungen Fredrika Bremers werden: Projektionen jenes Gesichtskreises, der ihr seit knapp drei Jahrzehnten bestens vertraut war. Jetzt spiegelte sich alles in epischer Form wieder: die Patriarchendespotie, die dumpfe Stubenhockerei, das Dienstmädchengekicher - kurz: Bürgertum und Biedermeier ... tief verwurzelt in einem undogmatischen, aber konsequenten Christentum. Als August Strindberg in den Skizzen aus dem Alltagsleben blätterte, war er abgestoßen. In seiner autobiografischen "Entwicklungsgeschichte" Der Sohn der Magd (1886) gedenkt er jenes Moments, in dem sein Alter Ego Johan im Bücherschrank des Vaters stöberte und die Skizzen herausnahm: "Familienmief und Tantenmoral schlugen ihm entgegen und er stellte sie zurück." Das war in Anbetracht der manchmal langatmigen und oft handlungsarmen und meist betulichen Erzählweise Fredrika Bremers begreiflich. Nur zu verständlich aber auch bei einem Mann, der den Gleichheits-anspruch der Frauen blindwütig missbilligte. Denn zwischen allem Plüsch und Plunder hatte er sehr wohl jenen Zündstoff entdeckt, der dem Oeuvre dieser Amazone einst bleibende Geltung verschaffen und sie selbst zu einer prominenten Feministin machen sollte. (S. 14) ISBN 9783522600330