Beschreibung:

XC; 534 S.; 26 cm. Fadengehefteter Halbleinenband.

Bemerkung:

Gutes Exemplar. - Philipp Wilhelm Adolf Bastian (* 26. Juni 1826 in Bremen; ? 2. Februar 1905 in Port of Spain, heute Trinidad und Tobago) war ein deutscher Arzt, Ethnologe sowie Gründungsdirektor des Museums für Völkerkunde in Berlin. // "? Auch Sagen von Bergen, von Thieren, von dem viel weiter, als das Wasser, beginnendem Mond finden sich in allen Theilen der Erde, und die übereinstimmenden Einzelnheiten der Ausführung lassen sich leicht psychologisch begründen. Wird das Gesammtbild eines Volkes, aller in ihm mitwirkenden Verhältnissen nach, entworfen, so lässt sich ein Urtheil über seine Cultur ohne Schwierigkeit fällen, ein feinerer Massstab für dieselbe würde jedoch gewöhnlich verschieden ausfallen, je nach den für seine Herstellung gewählten Elementen. Grosse Industrie in Geschicklichkeit und Fertigkeiten mag, wie bei den Chinesen, mit stumpfsinnige Abneigung gegen aesthetische Regungen verbunden sein, und die höchste Kunstblüthe des Mittelalter fällt in die finsterste Nacht des geistigen Todes, als die Bulle Innocenz VIII. (1484 p. d.) , die (seit der Einsetzung der Inquisition durch Innocenz III. wieder neu gekräftigte) Herrschaft des Wahnglauben's mit absoluter Macht bekleidete, als oftmals innerhalb eines einzigen Jahres jener grausigen Saecula mehr Menschen in Europa dem Feuertode geopfert*) sein mögen, als jemals bei den Blutfesten Dahomey's während des ganzen Bestände's dieses Reich's (denn von den verschwindenden Zahlen der durch die Hexenriecher bei Kaffiren oder andere Feticero's, Medecinmännern und Schamanen wäre es, den unsern Vorfahren geläufigen Summen gegenüber, ohnedem nicht der Mühe werth zu reden). Die Vorstellung, feindliche (und zwar zunächst krankmachende und todtbringende) Einflüsse auf dämonische Ursächlichkeit zurückzuführen, ist eine psychologisch leicht erklärbare, und tritt deshalb auch überall in vergleichender Psychologie, d. h. im Seelenleben der Menschheit hervor, und also am deutlichsten in den die normalen Gesetze des organischen Wachsthum's am durchsichtigsten spiegelnden Erscheinungen der Naturvölker. Die Massenhaftigkeit der von der Ethnologie aus allen fünf Welttheilen mit stereotyper Wiederkehr gelieferten Beispiele muss es bei einem systematischen Ueberblick, sogleich ausser Zweifel setzen, dass. es sich hier, nicht um zufällige Ausnahmen, sondern um eine durchgehende Regel, und so um einen notwendigen Grundgedanken (oder vielmehr um eine nothwendige Durchgangsphase in der Entwicklung des Menschen-gedanken's) handelt. Der realistische Sinn des classischen Alterthum's wendete den Blick von den gespensterhaften Schemen des Schattenreiche's hinweg, und gab ihm dann in den vollsaftigen Gestalten der körperlichen Erscheinungswelt genügende und zugleich so anziehende Beschäftigung, dass den Hellenen nur wenig Gedanken übrig blieben, sich um seine Abgeschiedenen (mit denen Neger und Indianer in uninittalbaren Verkehr zu leben pflegen) weiter zu kümmern und ihre Hülfe häufig für Erklärung verbleibender Räthsel herbeizuziehen. Dass die Zauberei an sich in Griechenland und Rom ebenso gefürchtet war, wie in andern wilden oder civilisirten Ländern, zeigte sich bei jeder gegebenen Veranlassung genugsam, aber solche Veranlassungen wurden eben verhältnissmässig nur selten gegeben, weil die Griechen ihr künstlerisches, die Römer ihr politisches Leben genugsam beschäftigte. So lange es der Wissenschaft noch nicht gelungen ist, die Gesetze der Natur in deutlicher Sehweite klar zu durchschauen, ver-bleiben die von dem Licht des Wissen's noch nicht erhellten Parthien dem schwankenden Meinen des Glauben's, der auf ihnen den (je nach seiner Stellung zur Orthodoxie erlaubten oder verbotenen) Hokuspokus zauberischer Operationen treiben wird, bald mit Benutzung mechanischer Taschenspielerkunststücke, bald im Sonambulismus sensitiver Nervenconstitutionen. Das Hervortreten einer neuen Religion in den letzten Tagen des untergehenden Römer-Reich's musste plötzlich die Welt des Dämonischen in ungeheuerlichster Weise vermehren, da für ihre monotheistische Auffassung die polytheistische Vielheit auf die schwarze Hälfte eines teuflischen Ahriman fiel, und da die Griechen aus aesthetischem Drang jeden Naturgegenstand und jeden Schöpfungsprocess in einer göttlichen Manifestation verschönert hatten, musste folgerichtig das Christentum, das jeden Heidengott in einen Teufel verkehrte, in der ganzen Natur um sich nur grinsenhafte Fratzen sehen. ?" (XXVII / XXVIII)