Beschreibung:

3 Bände (cpl.). 8°. XVI, 687 u. VIII, 696 u. VIII, 688+72 SS. (Anhang 'Die Welt' u. Sachregister). Gest. Titelvignetten. Typographisch sorgfältiger und relativ grosszügiger Schriftsatz in 7-Punkt Fraktur. Druck a. Bütten (Seiten unbeschnitten und teilw. unaufgeschnitten). Interims-Kart. d.Zt. (blau marmoriert; etwas beschabt, v.a. Bd. 2 mit Fehlstellen im Rückenbezug u. mit Wurmspur a. Vorderdeckel). Seiten gelegentlich marginal blass feuchtigkeitsrandig (Bd. 2 v.a. in den äussersten Lagen stärker und etwas -fleckig). Alters- u. Lagerungs-, kaum eigentliche Gebrauchsspuren. Gesamthaft relativ gepflegte und weitgehend saubere, sehr ordentliche bis recht gute Reihe.

Bemerkung:

So vollständig. - Brandstetter, Bibliographie der Gesellschaftsschriften, Zeitungen und Kalender in der Schweiz, 1896 (BSLK Fasc. Ib), p. 3; ZDB mit Anmerkung "Nebentitel anfangs: Schweizer Bürgerjournal; 2. Auflage 1795 u.d.T.: Joh. Georg Heinzmanns Lesebuch zur Erweiterung der gemeinnützigen Aufklärung unter Staatsmännern und Bürgern in Städten" (diese nicht bei Brandstetter op. cit.). - Mit sep. Inhaltsverzeichnissen, Bd. 3 mit Gesamthregister und einem Textanhang 'Die Welt' (1. -und von den merkwürdigsten Gegenständen der Schöpfung, 2. Die Sitten und Kunsttriebe der Tiere, verglichen mit einigen Menschenarten, 3. Schöpfungsgeschichte nach der Bibel). - Der Inhalt der Hefte, bzw. der drei Bände ist aus heutiger Sicht ein bunter Bogen teils interessanter und spannender, teils amüsanter, teils aber auch kurioser und ausgefallener ('Nachricht von Abschaffung der Familientrauer') Themen, Beiträge und Excerpte sozialer, politischer, ökonomischer, kultureller, pädagogischer, philosophischer und weltanschaulicher, historischer, naturwissenschaftlicher und medizinischer Art. Abgebildet wird so in gewisser Weise das Gesellschafts- und Geistesleben im Europa des späten 18. Jahrhunderts, wo Ancien Régimes, Aufklärung und bald darauf die Ideen der Französischen Revolution das politische und kulturelle Klima bestimmten ("Sollen wir Schweizer den Fremden das Bürgerrecht geben?", Bd. 3, pp. 340-365) und als Ganzes eine virulente Mischung gesellschaftlicher Kräfte bildeten, die nach der napoleonischen Ära schlussendlich in die bürgerlichen Revolutionen der 1830er Jahre und von 1847/1848 führten. - Die Vorrede von Johann Georg Heinzmann in Band 1 richtet sich 'An junge Schweizerinnen und Schweizer. Liebe, edle Jünglinge und Töchter!', und eingangs zu Heft 1 wird das Editionsprogramm vorgestellt: "Wir haben in dem vor ein paar Monathen bekannt gemachten Plane versprochen, in monathlichen Heften, interessante und brauchbare Auszüge aus alten und neuen Schriften zu liefern : das geschäftige Leben des Bürgers zu erleuchten, und gemeinnützige Nachrichten bekannter zu machen. Es sollte daher dieses Journal durchaus praktisch, das ist, auf das wirkliche Leben anwendbar, und den bürgerlichen Verhältnissen angemessen seyn. Vorzüglich sollten darinn erscheinen : 1. Auszüge aus historischen Werken, über bürgerliche Anstalten und Verfassungen bey gebildeten Völkern; von ihren Sitten, Gewerben, Vorzügen und Eigenthümlichkeiten. 2. Rühmliche Thaten guter Bürger, aus der Geschichte der Menschheit. 3. Erfindungen und Bemühungen in nützlichen Künsten, zum Besten des gemeinen Lebens. 4. Musterhafte Gesetze und Verordnungen in Polizeysachen und natürlichen Rechten. Hiermit verbinden wir noch die Bestreitung gemeinschädlicher Irrthümer und Vorurtheile; und alles was bürgerliche Klugheit befördern kann, ist uns schätzbar. Wir werden sorgfältig alle müssige [sic] Spekulationen vermeiden, womit die neuern Schriften so reichlich ausstafirt sind, hingegen durch Thatsachen die Aufmerksamkeit und das Nachdenken unsrer Leser festhalten, und sie durch Mannigfaltigkeit reizen, bey uns Unterricht und Vergnügen zu holen. Für Leser von Profession ist unsre Auswahl nicht bestimmt, obgleich auch diese, was sie anderswo flüchtig gelesen haben, hier noch ihrer Wiedererinnerung werth finden möchten." (etc., Bd. 1, p. 1 f.). -- Johann Georg Heinzmann (ulm 1757-1802 Basel), von Ulm, Buchhändler in Bern 1778-1802, gab dort u.a. grosse kompilatorische Sammelwerke heraus. (HBLS, Titel erwähnt). Etwas detaillierter orientiert das HLS: "1770-1776 Buchhändlergehilfe in Mannheim und Ulm. Ab 1778 Commis in der Haller'schen Buchhandlung in Bern. Heinzmann entfaltete in Bern (zeitweise auch in Biel und Lausanne) eine rege publizistische Tätigkeit v.a. literaturkritischer und historisch-politischer Art. In den 1790er Jahren wurde er Geschäftsführer der Typographischen Gesellschaft Bern. 1798 erfolgte seine Ausweisung aus Bern wegen revolutionärer Gesinnung. Nach dem gescheiterten Versuch, in die deutsche Heimat zurückzukehren, hielt er sich kurze Zeit in Paris auf, dann erneut in Bern. Heinzmann gehörte zu den typischen Vielschreibern der Spätaufklärung. Seine gegen den Rationalismus der Berliner Aufklärung (Christoph Friedrich Nicolai) gerichtete Polemik 'Appel[l] an meine Nation über Aufklärung und Aufklärer' (1795) ist ein wichtiges Dokument zur deutschen Buchhandels- und Lesergeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts." (H.-G. v. Arburg, in: HLS). Zur Einschätzung von Heinzmanns publizistischer Tätigkeit vgl. R. Wittmann, Geschichte des deutschen Buchhandels, München 1991, welcher Heinzmann als 'konservativen Schweizer Eiferer' und 'radikalen Gegner der Aufklärung' darstellt (p. 186 u. 189), sowie die Hinweise in ADB 36, 1893 (in Artikel August Leberecht Stettin): "Dieser Heinzmann ist überhaupt eine interessante Persönlichkeit, ein rühriger Schriftsteller, aber weil er die meisten seiner Arbeiten anonym herausgab, wenig bekannt. Weyermann hatte ihn deshalb um ein eigenes Verzeichniß der von ihm verfassten Druckwerke gebeten, er willfahrte dem Landsmann gerne". (etc.; p. 131). -- NETTOGEWICHT 1.8 kg