Beschreibung:

105 S.; Illustr.; qu.-14 cm. Fadengehefteter Originalpappband.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband stw. geringfügig berieben. - Bibliothekseinband weichen. Die auch äußerlich durch ihr Sedez- und Duodezformat zusammengehörigen Almanache und Taschenbücher waren schon zu Goethes Zeit in einer gesonderten Signaturengruppe ("Ff") aufgestellt worden. Bei der Neukatalogisierung wurden anhand von langwierigen Katalogvergleichen zahlreiche Titel als am Standort fehlend festgestellt. Schließlich gelang es, die Andeutung bei Lerche3 über die Abgabe einiger hundert Taschenbücher mit Hilfe der von dem damaligen Bibliothekar Christian August Vulpius darüber angefertigten und jetzt wieder aufgefundenen Liste zu klären. In seinem Bericht vom 5. März 1824 an Goethe schreibt Vulpius: "Durch Herrn Hof Chirurgus Volgstädt lies mir vorgestern Frau von Heigendorf sagen: Serenissimus habe ihr die auf Großherzogl. Bibliothek befindlichen Taschenbücher u. Almanache zs geschenkt; ich solle ihr dieselben schicken. Ich sagte: ich wolle, wie es sich gebüre, dieses meinem Chef melden. Dieses thue ich hierdurch u. sende das Verzeichniß dieser Almanache mit, dero Befehle nun erwartend." Zwei Tage später antwortet Goethe, "daß Serenissimus die gemeldete Abgabe der Taschenbücher gnädigst genehmigt" habe, und daß Vulpius das weiter Nötige besorgen möge. Am 8. März 1824 werden an Frau von Heygendorf zweihundertfünfzehn Almanache und Taschenbücher übersandt, "welche zur angenehmen Unterhaltung sich eignen". Der Unmut des Bibliothekars über diesen Vorgang ist spürbar - handelt es sich hierbei doch um eine der umfangreichsten Bücherabgaben der Bibliothek überhaupt. Diese und einige andere vermißte Titel sind - durch ein Sternchen gekennzeichnet - der Vollständigkeit halber im Katalog mit aufgeführt, zumal wir jederzeit an einer Ergänzung unserer rund 3000 Bände zählenden Sammlung interessiert sind. Leider konnten aus technischen Gründen alle Titel nur in knapper Form angegeben werden, für die Einordnung in den Katalog war die moderne Schreibweise maßgebend (z. B. Bluhmenlese unter Blumenlese); ebenso wurde auf eine Erschließung in literarischer und künstlerischer Hinsicht, also nach Inhalt und Ausstattung, verzichtet. Dagegen konnte eine Reihe von Namen ergänzt werden, die sich im Register am Schluß des Kataloges befinden. Almanache und Taschenbücher, oft Erstveröffentlichungen enthaltend und liebevoll künstlerisch ausgestattet, vermitteln uns einen Eindruck besonderer Art vom geistig-kulturellen Leben der Zeit von 1770, als die ersten deutschen Musenalmanache erschienen, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Bewegung mit den romantischen Taschenbüchern ausklingt. Obwohl sich die meisten bei Erscheinen nicht der Gunst der Rezensenten erfreuten, legen sie ah Lieblingslektüre des neuen bürgerlichen Lesepublikums vom Geschmack jener Zeit ein beredtes Zeugnis ab, als man sich der Liebe zur Dichtkunst bewußt wurde und sich besonders der Belehrung, der angenehmen Unterhaltung und dem geselligen Vergnügen widmete. Es war das "schöne Geschlecht", das den wesentlichen Anteil der Leserschaft stellte. Oft als Neujahrsangebinde verschickt, wurde, der größte Teil dieser "Artikel" von Käufern gesucht, "welche damit einer Dame ein anständiges Zeichen ihrer Aufmerksamkeit überreichen wollten". (Vorwort)