Beschreibung:

Ca. 50 S., illustr. Broschiert.

Bemerkung:

Sehr gutes Ex. - Mit Beilagen. - ? Überlegungen entstehen vor den Bildern von Carola Dewor, vor ihren Interieurs, deren vieldeutige Titel bereits auf eine andere Sphäre hindeuten; vor ihren phantastischen Köpfen, die vom Vorbild weg zum rein abstrakten Farbklang tendieren; vor ihren Landschaften, die trotz der temperamentvollen Farbigkeit eher eine sprechende Stille entstehen lassen. - Aus meist hellen, pastos aufgetragenen Farbtönen, die in vehementem, oft etwas quirlenden Strich die Leinwand bedecken, tritt ein Kopf hervor, der kaum individuell bestimmbar bleibt, ganz zu schweigen von porträthaftei Merkmalen. Der Titel bleibt bei manchen offen; einer wird "Urwaldträumer", ein anderer "Feuerträumer" genannt, Bezeichnungen, die mehr auf den gedanklichen Hintergrund Bezug nehmen als auf das Dargestellte. Der Kopf wird zum Ausdrucksträger, zum Transportmittel für gedankliche Inhalte, von denen ein Vorstellungsbild gegeben werden soll. Ein gewisser Zug ins Groteske, ins Karikaturhafte bleibt dabei unübersehbar. Die Menschendarstellungen bleiben vereinzelt. So ein Paar auf einem Sofa, dessen getrennte Konturen bewußt vernachlässigt werden und eher das Verschmelzen zweier Individuen in einer Wolke von Blau-Weiß zeigen. Die Köpfe der beiden Körper zeigen in ihrer Neigung das enge Miteinander, das formal an Bilder von Edvard Munch erinnert, auch wenn hier das erotische Moment weitaus gedämpfter erscheint. Ein Frauenbildnis läßt an das bekannte Stück von Cocteau "Die geliebte Stimme" denken, denn man sollte sich einen imaginären Dialogpartner am andern Ende der Leitung hinzudenken. Es überwiegen jedoch jene Interieurbilder, die nur unbenutztes, leer herumstehendes Mobiliar zeigen, ohne Mensch anscheinend soeben verlassen, so das sich das Geschehen oder das Gespräch in Stuhl, Tisch und Sofa fortzusetzen scheint. Noch schweben einzelne Worte, Fetzen des Dialogs in der Luft und bestimmen das gedankliche Klima. So etwa auf dem Bild "Am Kamin", auf dem sich zwischen zwei Sesseln und einem Sofa ein wortloses Drama abspielen könnte. In ihrer Leere bekommen die Dinge eine Art Eigenleben, das sie in Beziehung setzt zu den nicht sichtbaren Person deren Rollen sie weiterspielen, ohne ihre objekthafte Identität aufzugeben. Gebrochene Farben, Blau mit kalkigem Weiß, vermitteln eine etwas gespenstische Atmosphäre, der Raum wird nur angedeutet, bleibt unbestimmbar und bekommt dadurch eine hintergründige Wirkung. - Ähnlich und wohl noch klarer wird dieser Effekt herausgearbeitet auf einem Bild mit dem Titel "Mondlicht", wo eben jenes kalte Licht auf dem Fußboden den scharfen Schlagschatten des Fensterkreuzes hervorruft. Es herrscht nächtliche Stimmung, in der das fahle Licht etwas Unheimliches bekommt, den Raum zwar nicht bedrohlich, so doch unvertraut und fremd erscheinen läßt. Eigentliches Thema ist bei Carola Dewor also nicht der gemalte Gegenstand, sondern die Stimmung, die mit dieser Gegenständen entsteht. (Curt Grützmacher) // Bilder: Intimität; Der Kummerstuhl; Der Abschied; Der alte Mann; Besuch im Schloß; Zeit und Ferne; Morgens; Weg zwischen zwei Welten; Sommerabend; Zauberer; Warten; Tango esperado; Bandoneon; Weinberg; Feuerträumer (u.a.)