Beschreibung:

455 S., Abb. Broschiert.

Bemerkung:

Gebraucht, aber gut erhalten. - ... Vor mehr als hundert Jahren hat bereits J. Zubaty (Zubaty 1894: 406) auf Grund von lett. folkl. tautas iet 'heiraten (auf das Mädchen bezogen)', wörtlich*: 'in die Fremde gehen' und tautietis 'Bräutigam', etwa 'der Fremdensohn' (die Bedeutungen gebe ich nach Zubaty - R. E.), die mit dem Fremden zusammenhängende Semantik als die ältere in der Wortsippe tautas erkannt. Seiner Ansicht nach ist lett. tautas 'Volk', das oft im patriotischen Sinn gebraucht wurde, wohl ein Neologismus aus dem Litauischen. Zubaty ist m.E. auch der erste, der das lett. Phrasem tautas iet und lett. folkl. tautietis mit russ. folkl. (aus einem russischen Volkslied) cuzij cuzenin 'Bräutigam', d.h. 'der fremde Fremdling' verglichen hat und in genialer Weise das antizipiert, was in diesem Beitrag ausführlicher zur Darstellung gelangt. Auch G. Devoto (Studi Baltici, II, 1933, 74-79; jetzt Giacomo Devoto. Baltistikos rastai - Scritti baltistici, Vilnius 2004, 51-57) ist aufgefallen, daß im Lettischen neben tauta 'Volk' eine Reihe von Ableitungen eine ganz andere Bedeutung aufweisen. Er zitiert tautaitis 'Fremdländer, Ausländer'; tautdelis 'fremdländischer Bursche'; tautietis 'Fremdländer, Ausländer; Freier', letzteres mit Verweis auf J. Endzelin (Lettische Grammatik, Riga 1922, 193: tautietis 'jaunikis = Freier'). Auch er hält diese Bedeutungen mit der Komponente 'fremd' für älter als die Bedeutung tauta 'Nation, Volk', die wohl erst in der Zeit der lettischen Wiedergeburt aufgekommen ist. V. Machek (Machek 1957: 61) hat m.E. recht, wenn er meint, daß keine Veranlassung besteht, ursl. *t'ud'b (so seine Notierung -R. E.) wegen des -d- aus dem Germanischen herzuleiten. Ich kann mich jedoch seiner Hypothese nicht anschließen, daß das urslawische Wort durch das semantisch nahe idg. *leudhos 'Leute' (und seine Kontinuanten) beeinflußt wurde und so *t'ud'b entstanden sein soll. Interessant sind bei Machek aber zwei Dinge: Erstens, daß er lett. tautietis, tautenitis 'Fremder, cizinec' und tautas virs 'Fremder' bei der Erforschung der alten Semantik in Betracht zieht. Zweitens, untersucht er - ähnlich wie Devoto - das bedeutungsnahe Wort *leudhos 'Leute' und seine Fortsetzer und setzt sogar eine urslaw. Verknüpfung *t'ud'b l'udb voraus. (S. 88 / Rainer Eckert, ?fremd') u.v.a. ISBN 8071069973