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Beschreibung:
Holland, Dännemarck, Liefland, Pensylvanien, besonders aber unter den Normännern, Lappländern, Mohren und Hottentotten etc. ausbreiten wollen, Durch eine nach Herrenhuth angestellte Reise persönlich betrachtet und geprüfet, Nunmehro aber mit einer Fortsetzung bis auf gegenwärtige Zeiten zum zweiten mahl ans Licht gestellet von Einem Liebhaber der reinen Gottseligkeit, der zum Wahlspruch hat: Prüfet alles, und das Gute behaltet. - Angebunden: [II] Der Historischen und Theologischen Nachricht von der Herrenhuthischen Brüderschafft Fortsetzung bis auf diese Zeit. - Angebunden: [III] Johann Georg Walchs [...] Theologisches Bedencken Von der Beschaffenheit der Herrnhutischen Secte, Und wie sich Ein Landes-Herr in Ansehung derselbigen zu verhalten habe; Auf Hochfürstl. Befehl aufgesetzet, und nebst einem Anhang, worin unter andern Ein merckwüdiger Brief des Herrn Grafen von Zinzendorf an den Pabst enthalten, herausgegeben von Johann Philipp Fresenius. Zwei Werke (in drei Teilen) einem Band. - [I+II] in 2. Auflage, [III] Nachdruckausgabe.. [I+II] Titel, (14), 288; 366, (8) Seiten. - [III] Titel, (14), 246, (8) Seiten. - Mit einigen Kopfstücken, Vignetten und Initialen in Holzschnitt, 8° (18 x 10,5 cm). Pergamentband der Zeit mit fünf durchgezogenen Bünden, goldgeprägtem orangefarbigem Rückentitel und blau gefärbtem Schnitt.
Bemerkung:
Sammelband mit zwei eminent seltenen und wichtigen Gegenschriften zur herrnhutischen Brüder-Unität. - [I+II] Der erste Teil des Werks eines nicht mit absoluter Sicherheit aufzulösenden anonymen, offenbar im Fürstentum Gotha ansässigen Verfassers (Meyer in Bibliogr. Handbuch zur Zinzendorf-Forschung B 20.2. und Erich Beyreuther im Vorwort zum Sammelband Antizinzendorffiana I (1976) vermuten den Nordhauser Pastor F.C. Demelius als Urheber) war 1735 in Frankfurt erstmals in Quart gedruckt worden und zählt somit zu den frühen Streitschriften gegen die Brüder; die Oktav-Neuauflage in fast doppeltem Umfang und um eine umfangreiche Fortsetzung ergänzt; hier beide Teile vorliegend. - Ausführliche und grundlegende Darstellung der Anfänge und Gebräuche (vielmehr: Mißbräuche) der Herrnhuter, darunter auch eine Schilderung "der Feindschafft, so die Academie Halle von den Brüdern erdultet". - Vor dem Haupttext eine Seite in ungewöhnlicher typographischer Gestaltung: Gebet in schwarzem Druck, eingefaßt durch Kopftstück und Fußvignette in Rotdruck (Fruchtkorb mit Füllhörnern / Blumenkorb). - "Merkwürdigerweise ist weder damals noch später versucht worden, den Verfasser festzustellen. Das Aufsehen erregende Buch war auffällig schnell aus den Buchläden verschwunden [...] Vielleicht wäre diese Schrift gegen die 'Bruderschaft' bald vergessen worden, wenn sie nicht Zinzendorf selbst sehr ernst genommen hätte. Gegen sie gab er eine öffentliche Erklärung ab" (Erich Beyreuther in: Antizinzendorfiana I, 1976, S. XL ff.). - [III] Ganz außerordentlich seltener, wohl unberechtigter Nachdruck, in keiner deutschen Bibliothek, uns zugänglichen Bibliographie oder im Handel nachzuweisen. - Meyer, Bibliogr. Handbuch Zinzendorf-Forschung B 220 (nur für die erste [1747] und zweite Ausgabe [1749] bei Buchner). - Jantz 2616 (für die erste Ausgabe). - Wichtige offizielle Schrift gegen die Herrnhuter, herausgegeben von dem Frankfurter Theologen Fresenius (1705-61), Taufpfarrer von Goethe, welcher in Dichtung und Wahrheit dessen Frontstellung gegen die Herrnhuter erwähnt: "Von seiner Gemeinde, ja, von der ganzen Stadt als ein exemplarischer Geistlicher und guter Kanzelredner verehrt, [?] der aber, weil er gegen die Herrnhuter aufgetreten, bei den abgesonderten Frommen nicht im besten Ruf stand" (4. Buch). - Vgl. ADB VII, 353f.: "In Frankfurt Senior des lutherischen Ministeriums [?] fromm, aber ohne Frömmelei, treu an dem lutherischen Bekenntnisse haltend, aber im milden Geiste Spener?s, seines einstigen Vorgängers in diesem Amte, und Francke?s [?] Das Herrnhuter Wesen hat er mit Entschiedenheit bekämpft". - BBKL II, 119f.: "Einer der eifrigsten und bedeutendsten Gegner der Herrnhuter Brüdergemeine". - RE³ VI, 265ff.: "Mit nachdrücklichem Eifer dagegen trat er gegen das Herrnhuter Wesen auf, das auch in Frankfurt Wurzeln geschlagen hatte; er bekämpfte es mit so großer Entschiedenheit, man darf sagen Leidenschaft, daß Zinzendorf in ihm seinen entschiedensten Gegner sah und ihn einen eingefleischten Teufel nannte". - Zum aufgeklärten, von Buddeus und Wolff gleichermassen geprägten Walch (1693-1775), Professor der Philosophie, Theologie, Rhetorik, Dichtunst und Altertumskunde in Jena, vgl. Ziegenfuß II, 824f. - Mittelstraß IV, 619f. - RGG 4. Aufl., VIII, 1271f. - Walch vertrat als "mild lutherischer Dogmatiker" (ADB XL, 650f.) zwar eine gemäßigte Lehrmeinung, hatte aber -wie der ebenfalls vom Pietismus beeinflußte Fresenius, dem Walch das Gutachten ursprünglich übertragen wollte- einen starken Widerwillen gegen die Herrnhuter. - "Obgleich in jüngeren Jahren Spener geneigt, und als Historiker guten Willens, bei Beurteilung der Religionsstreitigkeiten den Gegner recht zu verstehen und billig zu beurteilen [...] hat er doch in dem auf Befehl seines Landesherrn 1747 aufgesetzten Gutachten über die 'Herrnhutische Secte', 'den Zinzendorfschen Unfug', das Urteil gefällt, 'daß ein Fürst mit gutem Gewissen diese Secte in seinem Lande nicht dulden kann', die Wohlfahrt von Kirche und Staat werde durch sie gefährdet, durch ihren Indifferentismus und Synkretismus, ihr Liebäugeln mit allerlei Sekten, ihre Verachtung des ATs und Geringschätzung der symbolischen Bücher, ihre Zurücksetzung Gottes des Vaters, ihre Gedanken von der Ehe u. dgl." (Realencyklopädie³ XX, 794). - "Zinzendorf's Absonderlichkeiten und geistliche Priapismen reizten den Widerspruch der angesehensten lutherischen Theologen und theologischen Facultäten. Auf Hochfürstlichen Befehl giebt auch Walch sein Gutachten ab" (Gustav Frank, Die Jenaische Theologie in ihrer geschichtlichen Entwickelung, 74). - Dem Gutachten ist ein Brief Zinzendorfs an Papst Benedikt XIII. samt deutscher Übersetzung und ein sich daran anschließender Briefwechsel zwischen Zinzendorf und Walch beigefügt, in dem der Graf die Herausgabe der "gefälschten" Abschrift des Briefes fordert. "Wenn man dieses unglückselige Haupt der neuen verderblichen Secte sonst nicht kennete: so wäre dieser einzige Brief hinlänglich, einen innigen Abscheu für seinen Religions-Unternehmungen zu verursachen" (Vorrede Fresenius'). - Dem Werk Walchs "lag ein kurz gefaßtes handschriftliches 'Bedenken' offensichtlich für seinen Landesherrn zugrunde, das er dann erweiterte" (Erich Beyreuther in: Antizinzendorfiana III, 1982, S. 61*. Dort auch Weiterführendes zu Inhalt und Wirkung der Schrift). - Einband etwas fleckig, Rücken gebräunt. - Titelblatt von [I] mit daumennagelgroßem Eckausschnitt und schönem altem Besitzstempel. - Gelegentlich leicht stockfleckig und etwas gebräunt, einige Seiten mit schwachen Unterstreichungen in altem Rotstift. - Sehr gutes Exemplar.