Beschreibung:

480 S. Originalleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek des Literaturwissenschaftlers Eberhard Lämmert. - Die moderne Lyrik ist in verschiedenen Etappen ausgebildet worden. Es gibt sicher eine symbolistische Schule, die vor allem wie George und Rilke in Frankreich gelernt hat; es gibt sicher eine expressionistische Gruppe, die voneinander weiß und sich bewußt vom Symbolismus absetzt; es gibt die groteske Gesellschaftskritik von Wedekind bis Tucholsky, Brecht und Mehring. Aber diese Bewegungen reichen alle drei durch mindestens zwei literarische Generationen hin und prägen nicht nur ein Nacheinander von Richtungen und Stilen aus, sondern auch drei verschiedene Schichten, die zusammen die Simultaneität der modernen Lyrik zwischen 1890 und 1930 darstellen. Geht man zurück bis zu Nietzsche, der mit mehr Recht am Anfang der modernen deutschen Lyrik als Baudelaire oder Rimbaud steht, und weiter bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges und bis in die Gegenwart, erweitert sich das Bild nicht nur räumlich, sondern auch schichtenmäßig: das Gedicht als weltanschauliches Bekenntnis, als magische Figur und als lyrisches Paradox. Von einem progressiven Fortschritt kann man nur in einzelnen Abschnitten sprechen, von einem kulminierenden Bogen nur für die einzelne Schicht. Es gibt Höhepunkte zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Schichten. Alle einzelnen Abschnitte sind unmittelbar zur Mitte. Man möchte das von Rilke und Benn verwendete Bild der Orange aufgreifen. Oder Peer Gynts Bild von der Zwiebel: lauter Schalen, auch der Kern nur Schale, aber alles zusammen Zwiebel.