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Ein gutes Exemplar. - Die Künstler: Manfred Bluth; Ernst Fuchs; Johannes Grützke; Rudolf Hausner; Hermann Nitsch und Arnulf Rainer / Die Psychiater: Alfred Bader; Manfred in der Beeck und Wolfgang Müller-Thalheim. // "Picasso meinte, es genüge nicht, die Arbeit eines Künstlers zu kennen, man "muß auch die Bedingungen, das Wann, Wie und Warum kennen. Eines Tages wird es eine Wissenschaft geben, vielleicht heißt sie dann Wissenschaft vom Menschen, die sich mit dem Schöpferischen beschäftigt, um neue Erkenntnisse über den Menschen im allgemeinen zu gewinnen". Das etwa ist auch die Devise einer anthropologischen Kunst-Psychologie. Entgegen den Befürchtungen mancher Kunstfreunde vor einer respektlosen Psychologisierung, die hier und da geschehen sein mag, bekennen wir uns auch zu einer kritischen Bemerkung von Goethe: "Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen. Darum erscheint es als eine Torheit, sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen. Doch indem wir uns darin bemühen, findet sich für den Verstand so mancher Gewinn, der auch dem Ausübenden wieder zugutekommt". In einzelnen Diskussionsbemerkungen zeichnen sich vielleicht Ansätze zu einer verstehenden, synoptischen Kunstbetrachtung aus psychodynamischer Sicht ab. Gewiß aber bot die außergewöhnlich konzentrierte, von gegenseitigem Respektieren getragene Gesprächsatmosphäre Anlaß zu wirklichen Hoffnungen in dieser Hinsicht. Theoretische Kunstbetrachtung kann man sich in der Zukunft nur mehr als eine interdisziplinäre Leistung, wie das Peter Gorsen fordert, denken. Die psychopathologische Sicht bezieht sich auf alle wirksamen Richtungen, auf alle künstlerischen Ausdrucksphänomene. Die Grenzen sind dabei weitgesteckt, der Ausdruckscharakter ist wichtiger als das artistische Niveau, er schließt Pathos und Kitsch mit ein, da beide von, wenn auch übersteigerten, Gefühlskräften getragen werden. In der Kunst muß Sinnlichkeit enthalten und erkennbar sein, sonst ist sie nicht menschengerecht. Die sattsam bekannte Reizüberflutung, das Überangebot von guten Ratschlägen, die bedenkliche Nötigung zur lebenslänglichen Fortbildung, verbunden mit Einbußen am bisherigen Wissensstand und an Orientierungspunkten, nicht zuletzt gewisse demo-pädagogische Manipulationen, - das alles tendiert hin zu einem neuen, unerwartet komplexbehafteten Menschenbild, dem pluralistisch zwar offenen, aber nie zur Ruhe kommenden, besinnungslosen, immer unfertigen Menschen. Diesem tausendfach einwirkenden Strudel entziehen sich viele durch die Flucht. Als einer der Fluchtwege bietet sich die Kunst an. Die Aussagen unserer Künstler, im Detail so verschieden, sind in den Schlußfolgerungen absolut menschenbezogen, nicht abstrakt, nicht gegen den Menschen experimentierend. Von vornherein das Menschenbild in Frage zu stellen, würde nämlich bedeuten, die Welt, unsere kosmische Existenz, als Individuum und als Art, ohne Hoffnung untergehen zu sehen. Bei allem gebotenen Skeptizismus sind sich die Künstler einig im Bekenntnis zum Leben. Sie bedienen sich gegebenenfalls der "paradoxen Intention", proklamieren die nackte, die allumfassende Lebendigkeit. Ungeschminkt, mit Lastern, Mängeln und Leiden behaftet, triumphiert dieses Leben, als Prinzip noch im Untergang des Einzelnen über den unvermeidlichen Tod." (Vorwort)