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EA. - Ebd. leicht fleckig, Lichtschatten (wie üblich), leichte Gbrsp. - Der junge Walter Seligmann, (1889 - 1942), konvertierte kurz nach seinem Abitur 1909 vom Judentum zum Katholizismus und nahm den Nachnamen Serner an. Im selben Jahr begann er ein Jurastudium in Wien und veröffentlichte parallel Beiträge zu Theater und Bildender Kunst in der väterlichen "Karlsbader Zeitung". 1912 siedelte er nach Berlin um und schloss 1913 sein Studium an der Universität Greifswald ab. Zu dieser Zeit publizierte er bereits regelmäßig in der Berliner Zeitschrift "Die Aktion". 1914, kurz nach seiner Übersiedlung in die Schweiz arbeitete er zuerst an der Zeitschrift "Der Mistral" mit. Die letzte Ausgabe erschien unter seiner Leitung; anschließend gab er eine eigene Publikation unter dem Titel "Sirius" heraus. Seit seiner Übersiedelung nach Zürich hatte er vereinzelt Kontakt zu den Dadaisten. Nach Hugo Balls Abschied von den Dadaisten und nachdem Tristan Tzara die Bewegung übernahm, verstärkte sich Serners Mitarbeit. Er pendelte zwischen Italien, Paris, Genf und Zürich, schrieb Geschichten und Romane und verfasste 1918 das dadaistische Manifest "Letzte Lockerung manifest dada", für Jörg Drews eine "glänzende Analyse des Zeitalters des vollendeten Nihilismus". 1920 wird das Manifest veröffentlicht; im selben Jahr wird Serner von einigen der Hauptvertreter des Dadaismus wie Tzara als "größenwahnsinniger Außenseiter" bezeichnet. Am 9. April 1919 trug Serner Teile aus "Letzte Lockerung" vor. Dabei kam es auf der Dada-Soiree "Non plus ultra" in Zürich zu einem Aufruhr des Publikums, und Serner wurde von der Bühne gejagt. Sein Manifest steht in eindeutigem Zusammenhang mit dem von Tristan Tzara verfassten "Manifest Dada" 1918 - jedoch hatte Serner sein Manifest bereits vor dem Erscheinen von Tzaras Text verfasst. Wer wen beeinflusste, lässt sich letztlich nicht mehr nachweisen. Nach seiner Abkehr von der dadaistischen Bewegung wandte sich Serner dem Schreiben von Kriminalgeschichten zu. Sein Roman "Die Tigerin" erschien 1925 (verfilmt von Karin Howard 1992) und sorgte aufgrund des zwielichtigen Milieus und der sexuell offensiven Sprache für einen kleinen Skandal. Nur ein Gutachten von Alfred Döblin verhinderte, dass das Buch der Zensur zum Opfer fiel. Seine Erzählsammlung "Der Pfiff um die Ecke" wurde zeitweise beschlagnahmt. Sein nächster Erzählband, "Die tückische Straße" erschien zuerst als Privatdruck, ebenso sein "Gauner-Stück" "Posada oder der große Coup im Hotel Ritz", das am 6. März 1927 zum ersten (und letzten) Mal aufgeführt wurde: im Berliner Theater am Zoo. 1925 gab es erste antisemitische Anwürfe gegen Serner, der einen tschechoslowakischen Pass hatte und sein Reiseleben über die nächsten Jahre kontinuierlich fortsetzte; seine Bücher befanden sich zum Teil auf der "Liste der Schund- und Schmutzschriften" und wurden nur privat per Post vertrieben. Nach 1933 wurden Serners Arbeiten in Deutschland endgültig auf die "Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" der Reichsschrifttumskammer gesetzt. Serner zog sich ab 1927 ins Privatleben zurück: "Dichtung ist und bleibt ein, wenn auch höherer, Schwindel. Ich lege Wert darauf, das zum ersten Mal ausgesprochen zu haben. Menschen gestalten, heißt: sie fälschen." (Walter Serner: Aus einem Brief an seinen Verleger Paul Steegemann, in dessen Nachlass entdeckt; wird als letzter Text Serners betrachtet). Serner heiratete 1938 Dorothea Herz und lebte mit ihr in Prag. Ab 1939 betrieb er mehrere Versuche, nach Shanghai auszuwandern. Am 10. August 1942 - Serner arbeitete inzwischen als Sprachenlehrer im Prager Ghetto - wurde er zuerst nach Theresienstadt, wenige Tage später nach Minsk deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk ermordet. (Zitat)