Beschreibung:

159, 39, 18 Blatt 4°(=30-35cm), Ledereinband der Zeit (braun)

Bemerkung:

Heutzutage wäre es wohl ein "blog". Über den Autor ist mir nur sehr wenig bekannt, er schreibt nur sehr wenig über sich selbst und seine Familie. Selbst der Name ist nur aufgrund einer beiligenden Quittung zugeordnet. Jedenfalls war er zur Zeit des 2. Weltkriegs in Guatemala und hat vorher in Österreich gewohnt. Es ist davon auszugehen, dass er Österreich nicht freiwillig verlassen hat. Für seinen Sohn beschreibt er in einer Art Tagebuch die aus seiner Sicht wichtigsten Ereignisse des Krieges. Der Schwerpunkt liegt dabei auf militärischen Ereignissen und geostrategischen Überlegungen. Faszinierend ist dabei weniger die Sachkenntnis des Autors, sondern gerade seine beschränkte Perspektive. Im südamerikanischen Exil war er vermutlich auf Radioberichte und nur gelegentliche schriftliche oder mündliche Informationen angewiesen. Es wird deutlich nachvollziehbar, wie schwer es dabei war, zwischen Propaganda und tatsächlichen Nachrichten zu unterscheiden. Gerade auch durch gelegentliche Fehleinschätzungen entsteht ein starker Eindruck von jemandem, der fernab der geschichtlichen Ereignisse doch Tag für Tag sehr lebendig daran teilhat. Die Einschätzungen sind dabei immer definitiv parteilich gegen das sogenannte "Nazionien" und immer (fast zwanghaft) optimistisch. Schon 1940 beginnt er, die baldige Niederlage der Achsenmächte vorherzusagen. Das Buch besteht aus ca. 159 einseitig maschinenbeschriebenen Seiten und dazwischen beigeheftet ca. 39 Blatt Zeitdokumente (beidseitig bedruckt), das sind ganz überwiegend die "Noticias Oficiales de Londres", herausgegeben von der Legacion Britanica, Guatemala, Centro America. Lose beiliegend nochmal ca. 18 Blatt mit Berichten und Kommentaren zur Lage Januar bis August 1944 (diese mit Randläsuren). Die maschinengeschriebenen Texte sind fast alle deutsch, nur wenige spanisch. Die gedruckten Texte sind auf spanisch. Insgesamt gering bestoßen. Einbandinnenseiten vorn und hinten fleckig. Wenige Seiten mit kleiner Fehlstelle am rechten unteren Rand (minimaler Textverlust). Papier normal gebräunt. Es finden sich durchgängig handschriftliche Anmerkungen, kleine Ergänzungen und Hervorhebungen durch den Autor, in der Regel zum Herausstreichen der wichtigsten Stellen.