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Ad Serenissimvm Principem Albertvm Avstrivm. [gestochene Druckermarke] Antverpiae, Ex officina Plantiniana, Apud Ioannem Moretum. M.D.XCVIII (Antwerpen, aus der Offizin Plantin bei Jan Moretus 1598). Cum Privilegiis Caesareo & Regio.. 6 Blätter (incl. Titel); 255 Seiten (mit holzgeschn. Druckermarke auf der letzten, nicht paginierten Seite); 6 Blätter (auf dem letzten Blatt recto erneut ein Impressum). Späterer dekorativer Halblederband mit fünf Bünden und reicher Rückenvergoldung sowie Blindprägung und einem andersfarbigen, ebenfalls goldgeprägten Titelschild. Marmorierte Deckelbezüge, Lederecken und etwas Goldfilete, allseitiger Rotschnitt. (25,6 x 17,9 cm) 4°.
Bemerkung:
"Ein Plädoyer für den Imperialismus: Justus Lipsius' kulturhistorische Monographie Admiranda sive de magnitudine Romana (1598)" (Karl Enenkel)
Erstausgabe des mehrfach (2. Auflage: 1599, 3. Auflage: 1614) wieder aufgelegten Werkes. Adams L 758. Vergl. BM (Dutch Books) 119 (dort nur die Ausgabe von 1599 !). Nicht mehr bei Sorgeloos, der seinen Katalog mit dem Tod Christoph Plantins 1589 enden läßt. Imhof L-8. NUC NL 398653. OCLC 68855587.
Papierbedingt etwas gebräunt, die Klebung der Lederecken und der Rücken ist auf die Innenspiegel und die fliegenden Vor-, bzw. Nachsätze durchgeschlagen. Der Text selbst stellenweise etwas gebräunt, der Schnitt etwas fleckig. Mit einigen schönen größeren, holzgeschnittenen Schmuckinitialen. Auf dem Titel eine hübsche, sehr gratige in Kupfer geschnittene Druckermarke, wohl die überarbeitete Neuauflage von Voet 40. Die in Holz geschnittene Druckermarke am Schluß ist Voet 28, ebenfalls bei Sorgeloos abgebildet. Das erste Index-Blatt ist irrtümlich in der Bogennorm mit "* 3", statt recte "k 3" bezeichnet worden. Laut den bei Imhoff auf den Seiten 313 ff zitierten Quellen, zu denen Abrechnungen zu den extern gedruckten 1250 Titelseiten mit der gestochenen Druckermarke gehören, betrug die Auflage 1500 Exemplare. Von der zweiten wurden ebenfalls 1500 Stück gedruckt, bei 1452 abgerechneten Titelseiten und von der dritten exakt 1550 Stück, bei 1563 mit Theodore Galle abgerechneten, extern bedruckten Titelseiten.
Anmerkungen
zum Drucker:
"Moretus, Joannes (1576 - 1618)
Datensatzkennung
cni00010734
Ansetzung
Moretus, Joannes [FrPBN]
Biographische Daten
1576-1618
Allgemeine Anmerkungen
4e fils de Joannes I Moretus
Associé de sept. 1610 à fév. 1616 à sa mère, la veuve de Joannes I Moretus, et à son frère, Balthasar I Moretus, puis, à partir de fév. 1616, à son frère seul
Devise(s) : Labore et constantia
Imprimeur-libraire
Wirkungsort
Anvers, [Sgn.:] Au Compas d'or (1610-1618)
Quellen
Nachgewiesen in
[Biogr. Belgique] [Van Havre] [Olthoff] [Voet] [Rouzet] [Soenen]
Namensvarianten
Namensvarianten
Moerentorf, Jan"
ex: CERL
"Moretus, Jean (1543 - 1610)
Datensatzkennung
cni00047961
Ansetzung
Moretus, Jean [PlWaBN]
Biographische Daten
1543-1610
Siehe auch
Personen
Moretus, Jean
Sonstiges , paralell personal name record
Körperschaften
Officina Plantiniana (Antwerpia)
Sonstiges
Quellen
Nachgewiesen in
[EWoK] [KB (Holandia) online]
Namensvarianten
Namensvarianten
Moerentorf, Jan
Moretus, Jan
Moretus, Jean <I.>
Moretus, Joannes
Mourentorf <I.>
Mourentorf, Jan"
ex: CERL
zum Autor:
"Lipsius, Justus (1547 - 1606)
Datensatzkennung
cnp01259518
Ansetzung
Lipsius, Justus [nukat]
Lipsius, Justus [GyFmDB] [ESTC(AACR2)] [ESTC(GK)] [GyGoGBV] [NeNKHB]
Biographische Daten
18.10.1547-23.03.1606
1547-1606
Geschlecht
männlich
Allgemeine Anmerkungen
Flämischer klass. Philologe
Umanista. Nato a Overijssche nel 1547 e morto a Lovanio nel 1606. Si formò ad Ath presso i gesuiti, poi a Lovanio. Dopo un periodo a Roma, insegnò latino all'università di Jena, Lovanio e Leida; dal 1592 insegnò storia a Lovanio.
Tätigkeit
filoloog
filosoof
humanist
klassiek historicus
Flämischer klass. Philologe; Schriftsteller
Klassischer Philologe
Schriftsteller
Humanista niderlandzki ; w?a?c.: Joost Lips.
Geografische Anmerkungen
Nationality: Belgian
Deutschland
Niederlande
Internetquelle
Online Resource (Display the original Edit16 name's record)
Quellen
Nachgewiesen in
[Politicorum sive civilis doctrinae libri sex / Justus Lipsius. - Hildesheim, 1998] [Oxford online] [LCC online] [RAMEAU online 2003] [Iustus Lipsius : europae lumen et columen / ed. by G. Tournoy, J. De Landtsheer and J. Papy. - Leuven, 1999] [Leges regiae et leges X.virales / I. Lipsi[i] opera studiose collectae. - Antverpiae, 1601] [J. Lipsi[i] Politicorum sive Civilis doctrinae libri sex [...]. - Vesaliae Clivorum, 1671] [BLC] [BSBAK] [VITGR] [NCE] [NUC] [ADCAM] [FON] [DEI] [MODES] [HAYML] [EC] [QUA] [GN] [EI] [BNF] [ECK] [DTC] [GK55] [NUC] [M, B, Winkler-Prins] [LCAuth]
Werke
Admiranda et vere admiranda sive de magnitudine Romana. - 1617
Admiranda sive de magnitudine Romana. - 1598
De amphitheatris quae extra Romam libellus. - 1584
De amphitheatro liber. - 1584
De cruce libri tres. / By Justus Lipsius, 1695 [ STCN (ppn 120649829) ]
Lipsius, Justus: Admiranda et vere admiranda sive de magnitudine romana. - 1630
Lipsius, Justus: De amphitheatro liber. - 1584
T108216: The parliament of criticks, the Menippaean satyr of Justus Lipsius in a dream, 1702
Twee boecken vande stantvasticheyt. / By I. Lipsius., 1584 [ STCN (ppn 114409323) ]
Namensvarianten
Namensvarianten
Giusto Lipsio
Nome su edizioni
Giusto Lipsio
I. Lipsius
Iustus Lipsius
Nome su edizioni
Iustus Lipsius
Iustus Lipsius Belga
Nome su edizioni
Juste Lipse
Juste-Lipse
Juste-Lise
Justus Lipsius
Nome su edizioni
Justus Lipsus
Lips, Iustus
Lips, Joest
Lips, Joest [ECK]
Lips, Joost
Lips, Justus
Lipse, Juste [DTC] [BNF]
EDIT16-ID:CNCA9917
Lipse, Juste <1547-1606>
Lipsio, Giusto
Lipsio, Giusto [EI] [GN] [QUA] [EC] [HAYML] [MODES] [DEI]
EDIT16-ID:CNCA20479
Lipsio, Justo
Lipsius
Lipsius, Giustus
Lipsius, I
Lipsius, I.
Lipsius, Iustus
Lipsius, Iustus [FON] [ADCAM]
Lipsius, Ivstus
Lipsius, J
Lipsius, J.
Lipsius, Juste
Lipsius, Justus [NUC] [NCE] [VITGR] [BSBAK] [BLC]
Lipsius, Justus <1547-1606> [LoC-NA]
Lipsius, Quintus
Lipsiusz, Just
Lipsiuß, Just
Lipsivs, Ivstvs
Lipst, Joest
Lipsus, I.
Lipsus, Iustus
Lipsus, J.
Lipsus, Justus
Lise, Juste
Lypsius
Lypsius, Iustus"
ex: CERL
"Lipsius, Justus (eigentlich Joest Lips)
Klassischer Philologe, Humanist, * 18.10.1547 Overijsche/Isque bei Brüssel, † 23./24.4.1606 Löwen.
Genealogie
V ?Aegidius (Gilles, † 1565), Gutsbes., Bgm. in Isque, später kgl. Magistratsbeamter in Brüssel, S d. Schöffen Nicolas in Isque; M Isabella Durieu († 1565); Ur-Gvv Justus, Richter am Gericht d. Herren v. Isque; Groß-Ov ?Martin (1492-1555), Augustinerchorherr, Freund u. Korrespondent d. Erasmus von Rotterdam (s. ADB 18); - ? 1573 Anna van den Calstere, Wwe d. Tuchhändlers Hendrik Lottyns aus L.
Leben
L. stammte aus einer wohlhabenden und einflußreichen kath. Familie. Sein Vater, ein lebensfroher Mann, der sein Vermögen nicht schonte, ließ ihm eine gute Ausbildung zuteil werden, zunächst in Brüssel und Ath, seit 1559 bei den Jesuiten in Köln. Doch als der Vater erfuhr, daß der Sohn Jesuit werden wollte, schickte er ihn an die Univ. Löwen zum Studium der Rechtswissenschaft. Aber L.s ganze Leidenschaft gehörte dem Studium der Humaniora; Löwen war damals der Mittelpunkt der späthumanistischen niederländ. Philologie. Nach dem Tode desVaters gewann L. durch die Widmung seines philologisch-kritischen Erstlingswerkes "Variarum Lectionum libri III" an Kardinal Granvelle dessen mäzenatische Gunst. Granvelle nahm ihn als lat. Sekretär zu sich nach Rom, wo er ihn in den röm. Humanistenkreis (u. a. Paulus Manutius, Antonius Moretus) einführte. Während des zweijährigen Aufenthaltes studierte L., u. a. in der Vatikanischen Bibliothek, antike lat. Handschriften und verschaffte sich umfangreiche topographische und antiquarische Kenntnisse.
1570 kehrte L. nach Löwen zurück, um nach einem in Saus und Braus vergeudeten Jahr zu einer Reise nach Deutschland aufzubrechen, die ihn zuerst nach Dôle und Wien (Begegnung mit den Humanisten um Kaiser Maximilian II.), dann nach Böhmen, Sachsen (Meißen) und Thüringen führte und schließlich 1572 mit der Annahme eines Lehrstuhls für Geschichte und Beredsamkeit an der luth. Univ. Jena endete.
Was den 25jährigen eben zu der Zeit, als der Bürgerkrieg in den Niederlanden aufflammte und span. Truppen einen Teil seiner Besitzungen zerstörten, zur Annahme dieses ehrenden Angebotes und damit de facto zum Konfessionswechsel veranlaßte, wissen wir nicht. Auch die Motive schon nach 1½ Jahren Jena wieder zu verlassen, sind unbekannt. Immerhin fällt auf, daß L. sich nach Köln, wo er einst bei den Jesuiten in die Schule gegangen war, begab, dort den Tacitus (Text und Kommentar) bearbeitete und (1573) die um Jahre ältere Anna van den Calstere, die Witwe eines Löwener Patriziers, in dessen Haus er vor seiner Reise nach Deutschland gelebt hatte, heiratete.
L. war als Gelehrter immer an einer Universität tätig (Jena, Löwen, Leiden, Löwen), was um so bemerkenswerter ist, als er dank seinem ererbten Vermögen und dank seiner überaus fruchtbaren Schriftstellerei ökonomisch dazu wohl nicht gezwungen gewesen wäre. Er brauchte das Milieu der Universität für seinen Lebensinhalt: legere, docere, scribere, und als seine Rückendeckung. Seine persönliche Rede scheint auf die Zeitgenossen nicht weniger gewirkt zu haben als seine gelehrten Schriften. Moritz von Oranien war unter seinen Schülern. Als Erzhzg. Albrecht und seine Gemahlin Isabella 1599 als Herzöge von Brabant zum ersten Mal nach Löwen kamen, erschienen sie unerwartet in einer Vorlesung L.s, der geistesgegenwärtig Senecas Traktat "De clementia" erklärte und so die Freilassung von 300 in Löwen inhaftierten politischen Gefangenen erwirkte. Nur einmal - kurz nach der Heirat - scheint L. die Sehnsucht nach dem Landleben in Isque überfallen zu haben. Dort wollte er mehrere Jahre mit Tulpenzucht, Studium und Bücherschreiben verbringen. Aber das Landleben war im Bürgerkrieg zu unsicher. L. ging nach Löwen, wo er sich wieder der Jurisprudenz zuwandte u. auch öffentl. Vorlesungen darüber hielt (Leges regiae et decemvirales). Nach dem Sieg von Don Juan d'Austria über die Generalstaaten (31.1.1578) hielt er es seiner ins Zwielicht geratenen Orthodoxie wegen jedoch für besser, nach Antwerpen und Holland zu gehen, wo er in Leiden an der erst 1575 gegründeten calvinist. Universität 1578 einen Lehrstuhl für lat. Literatur und 1581 einen Lehrstuhl für Geschichte und Rechte erhielt.
Was als Provisorium bis zur baldigen Rückkehr in die Stille des Landlebens von Isque gedacht war, wurde zu einem 12 Jahre dauernden Aufenthalt. L. stieg zu einem Stern erster Ordnung am Himmel der Philologie auf (neben Isaac Casaubonus und Joseph Scaliger). Leiden wurde nicht zuletzt durch ihn zum Mittelpunkt der niederländ. Philologie. Allerdings machte sich L. gerade auf der Höhe seines Ruhms viele Feinde: einmal mit seiner geistreichen "Satyra Menippaea" (1581), in der er seine Kritiker verhöhnte, zum anderen brachte er, der Katholik, der sich zu den Lutheranern geschlagen hatte und jetzt an eine calvinist. Universität geflüchtet war, einen Teil des prot. Lagers gegen sich auf, weil er in seinen "Politicorum sive Civilis doctrinae libri VI" (1589) die konfessionelle Einheit des Staates forderte und Dissidenten auszumerzen empfahl (Ure et seca). Unter diesen Umständen hielt es L. für ratsam, wiederum zu fliehen. Er reiste unter einem Vorwand nach Spa, von wo aus er einen Abstecher nach Mainz zu den dortigen Jesuiten unternahm, und dann nach Lüttich. Aus den kath. Staaten kamen großartige Lehrstuhlangebote - man wußte den Wert eines so berühmten Überläufers zu schätzen. Papst Clemens VIII., Kg. Heinrich IV. von Frankreich, die Signorie von Venedig, mehrere ital. Fürsten, der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Würzburg und Breslau, Hzg. Wilhelm V. von Bayern und dessen Bruder, Kf. Ernst von Köln, wetteiferten mit den Universitäten Bologna und Padua, Pisa und Löwen. L. entschied sich jedoch für das heimatliche Löwen. Von Philipp II. von Spanien wurde er später zum Hofhistoriographen ernannt, von Erzhzg. Albrecht erhielt er den Titel Staatsrat. Die Rückkehr in die engste Heimatberücksichtigte er auch in seinen literarischen Plänen: er wollte eine umfassende Sammlung unveröffentlichter belg. Chroniken des Mittelalters herausgeben. Der Tod hat ihn daran gehindert. Die Schriften "Diva Virgo Hallensis" (1604), "Lovanium, sive oppidi et academiae eius descriptio" (1605) und "Diva Virgo Sichemensis" (1605) gehören schon in diesen landesgeschichtlichen Zusammenhang.
L. war ein genialer Philologe; scharfsinnig und kritisch beobachtend, mit feinem Sprach- und Stilempfinden ausgestattet, eine einfühlsame, mimetische Natur, mit einem profunden Gedächtnis und einer unerschöpflichen Arbeitskraft begabt. Er arbeitete empirisch-rational im Sinne der sich entwickelnden modernen Wissenschaftsmethode, aber seine ausschließlichen Forschungsgegenstände waren klassische Texte, d. h. die von der abendländischen Kultur noch immer benötigten Autoritäten der griech.-röm. Antike. In der textkritischen Aufbereitung dieser Literatur liegt seine größte Leistung. Seine Tacitus-Ausgabe von 1574 war in Textkritik und Kommentar eine Meisterleistung, "überhaupt der beste Kommentar, der bis dahin zu einem röm. Schriftsteller erschienen war" (Halm). L. hat auch der antiquarischen Erforschung der röm. Geschichte sein Interesse zugewandt, aber Historiker im eigentlichen Sinne war er nicht, auch nicht Philosoph, Staatstheoretiker oder gar "Staatsrechtslehrer" (G. Taddey).
Wohl aber drängte es ihn, seine Gelehrtheit didaktisch mündlich und schriftlich mitzuteilen. Das geschah vor allem durch seinen glänzenden lat. Stil, der sich zunächst an Cicero, später an Tacitus und Seneca anlehnte und als "Lipsianismus" zu einem literarischen Signum des manierislischen Zeitalters wurde durch seine sentenzenhaftmonumentale Prägnanz, durch die bewußt durch Ellipsen u. Asymmetrien verrenkte u. verdunkelte, die Schönheit im Ungewöhnlichen suchende Künstlichkeit. L. hat vor allem - er stand mit vielen bedeutenden Zeitgenossen in Briefwechsel - durch seine Briefe, von denen er selbst 800 (= etwa ? des Gesamtbestandes) in verschiedenen Sammlungen herausgab, stilbildend gewirkt. Sie waren von vornherein als (später zu publizierende) Kunstwerke konzipiert. Neben Erasmus von Rotterdam war er der bedeutendste Epistolograph des Humanismus. - Hinsichtlich ihrer praktischen Verwertbarkeit waren von den antiquarischen Schriften jene besonders wichtig, welche die antike Kriegskunst dokumentierten und so auf das moderne Kriegswesen praktisch Einfluß nahmen (De militia Romana libri V, 1596; Poliorceticon, sive de machinis, tormentis et telis libri V, 1596). - Noch bedeutsamer waren im erzieherischen Sinne seine Kompendien zur stoischen Philosophie, handlich und schnell zu bewältigen auch für Welt- und Geschäftsleute. Die zwei Bücher "De constantia" (1594) erlebten in zwei Jahrhunderten 75 Auflagen (Original und verschiedensprachige Übersetzungen). 20 Jahre später schlossen sich die "Manuductionis ad Stoicam philosophiam libri III" und die "Physiologiae Stoicorum libri III" (beide 1604) an. L. war nicht der erste und einzige Propagator stoischer, vernunftbegründeter Ethik und Weltauffassung in einem Jahrhundert, das, von Fatalismus und Fortunaglauben heimgesucht, aus solcher - dem Christentum nicht fremder - alter und jetzt neu dargebotener Lehre und Kraft Trost erhoffte.
Stoisch im Inhalt sind auch die beiden in die Fürstenspiegelliteratur gehörenden politischen Werke "Politicorum sive Civilis doctrinae libri VI" (1589; später oft übersetzt und neu aufgelegt, zuletzt 1751) und "Monita et exempla politica libri II" (1605). In einer ungeheuren Masse von völlig ahistorisch aus den verschiedensten historischen Zusammenhängen kompilierten Historiker- und Philosophenzitaten, die - ähnlich wie in der Scholastik - als Sentenzen zeitlose Autorität beanspruchen (sollen), stecken einige realistische und zukunftsträchtige Ansätze. Nicht ohne - selbsteingestandenen - Widerspruch zu seiner eigenen Exempel- und Sentenzen-Methode formuliert er die Offenheit der jeweiligen politischen Situation, in der keine Theorie und Regel dem Politiker die Entscheidung abnehmen kann. L. lehnt in der als böse erfahrenen Welt idealistische u. rigoristische Tugendforderungen als utopisch ab. Er sucht zwischen der Staatsräson des Machiavelli, dessen Analyse der Wirklichkeit er schätzt, und den er neben Tacitus und anderen antiken Autoren als einzigen Neueren gelten läßt, und den idealistischen Tugendforderungen den Kompromiß in einem wohltemperierten Machiavellismus: "Sine virtute, calliditas ea (sc. prudentia) sit et malitia, et quidlibet potius quam prudentia", womit er, längerfristig Herrschaftsstabilisierung und -erweiterung planend, gegenüber Machiavelli sogar recht hatte. Denn Machiavelli dachte an die Machtgewinnung und -erhaltung der ital. Renaissance-Usurpatoren, L. an die durch Erbfolgerecht und Gottesgnadentum von vornherein sehr viel mehr auf Dauer angelegten europ. Monarchien Ganz freilich wagt L. dem Herrscher die machiavellistischen Praktiken, bei ihm "prudentia mixta" genannt, nicht vorzuenthalten, wobei er sich auf einem Parallelgeleise des moralischen Probabilismus der Jesuiten bewegt. Aber auch hier bekennt er seine Aporie: "Illud saltem dederim, principem in rebus valde afflictis et adversis ... abire leviter ab humanis legibus, sed non nisi sui servandi caußa, augendi numquam ... hoc ipsum timide. Deus, deus nonne palam reclamat? qui igneo illo spiritu omnes istas humanas argutiolas difflat." L.s Bedeutung und Wirkung lagen darin, daß er mit der Autorität des Kenners der Antike und als Moralist (im modernen Wortsinn des 16. Jh.) längst geübte Praxis zu einer - immer noch als kühn empfundenen - Theorie erhob und damit legitimierte. In zahllosen Fürstenspiegeln und Politischen Testamenten fanden die "Politica" darum ihren Niederschlag. Als Autorität dagegen für völkerrechtliche und diplomatische, staatstheoretische und staatsrechtliche, institutionelle und organisatorische, finanz- und bildungspolitische Fragen und Reformprobleme konnte man ihn, der dazu aus den lat. Autoren wenig beizutragen hatte, nicht oder nur partiell mit Nutzen konsultieren. - Die "Politica" des L. sprechen sich sehr formal aus politischen Gründen für die religiöse Einheit des Staates aus; das Christentum speziell wird in diesem Werk nur selten und nicht ohne Kritik erwähnt. L. lehnt dogmatische Streitigkeiten ab und plädiert für ein ethisches, ein Tat-Christentum, wobei er sich auf Luctanz beruft. Er leidet bei dem Gedanken, daß Europa "per speciem pietatis" durch die Konfessionskriege aufgewühlt ist. Die Unterscheidung von religiösem Sein und Schein, der Rückzug auf die konfessionell unbelastete stoische Tugendlehre erläuterten z. T. die ihm so oft vorgeworfene konfessionelle Charakterlosigkeit. - L. war eine weiche, irenische, ängstliche und z. T. sicher auch unpolitische Gelehrtennatur. Sein wissenschaftlicher Ruhm und seine immense Wirkung wurde von den Zensuren und Anfeindungen der drei Religionsparteien nicht gemindert, sondern vermehrt.
Werke
Weitere W u. a. F. van der Haeghen, Bibliogr. Lipsienne, Oeuvres de J. L., 3 Bde., 1886-88; - Tacitus-Edition: C. C. Taciti Historiarum et Annalium libri qui exstant J. Lipsii studio emendati et illustrati ..., 1574; De Constantia libri duo, 1584, dt.: Von d. Bestendigkeit, Faks.dr. d. dt. Übers. d. A. Viritius nach d. 2. Aufl. v. 1601, mit d. wichtigsten Lesarten d. 1. Aufl. v. 1599, hrsg. v. L. Forster, 1965; Opera omnia, postremum ab ipso aucta et recensita, Bd. 1-4, 1637 (unvollst.); Lettres inédites de J. L. concernant ses relations avec les hommes d'état des provinces-unis des Pays-Bas, principalement pendant les années 1580-97, hrsg. v. G. H. M. Delprat, 1858; L'autobiographie de J. L., hrsg. mit franz. Übers. v. P. Bergmans, in: Messager des sciences historiques ou archives des arts et de la bibliographie de Belgique, Année 1889, 1889, S. 133-57, 318-40, 432-46; La correspondance de J. L. conservée au Musée Plantin-Moretus, hrsg. v. A. Gerlo, H. D. L. Vervliet u. I. Vertessen, 1967 (P); A. Ramírez, Epistolario de J. Lipsio y los Españoles, 1577-1606, 21967 (lat. Text mit span. Übers.); J. Kluyskens, Twee onuitgegeven brieven van J. L. aan Oliverus Manareus uit 1605, in: Ons geestelijk Erf 47, 1973, S. 408-23; A. Gerlo, Drie onuitgegeven brieven van L. aan Marnix, in: Opstand en Pacificatie in de Lage Landen, 1976, S. 232-39; Koninklijke Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van Belgie (Hrsg.), Iusti Lipsi Epistolae. Cura A. Gerlo, M. A. Nauwelaerts, H. D. L. Vervliet, with an English introd., 1978 ff.: I. 1564-83, 1978, II. 1584-87, 1983; Two neo-latin Menippean Satires. J. L.: Somnium; Petrus Cunaeus: Sardi venales, hrsg. v. C. Matheeussen u. C. L. Heesakkers, 1980.
Literatur
ADB 18; Bibliogr. bis 1967 b. A. Gerlo, H. D. L. Vervliet u. I. Vertessen, Bibliographie Lipsienne en complément à la "Bibliogr. Lipsienne", ed. F. van d. Haeghen en 1886-88, in: La correspondance de J. L. conservée au Musée Plantin-Moretus, 1967, S. 302-09 (P); - L. van d. Essen u. H. F. Bouchery, Waarom J. L. gevierd? 1949 (P); J. Ruysschaert. J. L. et les annales de Tacite, Une méthode de critique textuelle au XVIe siècle, 1949; C. O. Brink, J. L. and the text of Tacitus, in: Journal of Roman Studies 41, 1951, S. 32-51; J. L. Saunders, J. L., The Philosophy of Renaissance Stoicism, 1955; H. Dollinger, Kf. Maximilian I. v. Bayern u. J. L., Eine Studie z. Staatstheorie e. frühabsolutist. Fürsten, in: Archiv f. Kulturgesch. 46, 1964, S. 227-308; A. Gerlo u. H. D. L. Vervliet, Inventaire de la correspondance de J. L., 1564-1606, 1968; G. Oestreich, Geist u. Gestalt d. frühmodernen Staates, Ausgew. Aufsätze, 1969; H. D. L. Vervliet, L.s jeugd: 1547-78, Analecta voor een kritische biografie, 1969; J. Gottigny, J. L. et Jerónimo de la Cruz, Le renouveau du stoicisme aux 16. et 17. siècles, A propos de l'anniversaire d'un fait important dans la vie de J. L.: son séjour à Rome (1568-70), in: Bulletin de l'Inst. histor. belge de Rome 41, 1970, S. 219-77; F. De Nave, Peilingen naar de oorspronkelijkheid van L.s politiek denken, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 38, 1970, S. 449-83; ders., De polemiek tussen J. L. en Dirck Volckertsz Coornhert (1590): hoofdoorzaak van L.s vertrek uit Leiden (1591), in: De gulden Passer 48, 1970, S. 1-36; S. Sué. Nogmaals L. in Jena, in: Handelingen van de Kon. Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en Letterkunde en Geschiedenis 26, 1972, S. 361-86; ders., J. L. en Jan van Hout, Politieke en filolog. aspecten van een vriendschap, ebd. 33, 1979, S. 265-87; J. Kluyskens, J. L.s levenskeuze: het irenisme, in: Bijdragen en Mededelingen betreffende de Geschiedenis der Nederlanden 88, 1973, S. 19-37; ders., Les années passées par J. L. chez les jésuites à Cologne, Etude critique, in: Archivum historicum Societatis Jesu 42, 1973, S. 312-21; M. A. Nauwelaerts, L'édition de la correspondance de J. L., in: Acta conventus neo-latini Lovaniensis 1971, 1973, S. 433-36; Th. G. Corbett, The Cult of L.: A Leading Source of Early Modern Spanish Statecraft, in: Journal of the Hist. of Ideas 36, 1975, S. 139-52; A. Gerlo, Tekstkritische bijdrage tot de levensbeschrijving van J. L., 1977; L. Forster, L. and Renaissance Neostoicism, in: Festschr. for Ralph Farell, 1977; G. Abel, Stoizismus u. frühe Neuzeit, Zur Entstehungsgesch. modernen Denkens im Felde von Ethik und Pol., 1978; M. Fumaroli, Genèse de l'épistolographie classique: rhétorique humaniste de la lettre, de Pétrarque à J. L., in: Revue d'histoire littéraire de la France 78, 1978, S. 886-905; S. Fisch, Joh. Matthäus Meyfarts Edition d. "Oratoria Institutio" d. J. L., in: German.-Roman. Mschr. 62 (NF 31), 1981, S. 357-61; L. Roersch, in: Biogr. nat. Belge XII, Sp. 239-89; M. A. Nauwelaerts, in: Nat. Biogr. Woordenboek X, 1983, Sp. 403-16.
Portraits
Gem. v. 1585 (Antwerpen, Musée Plantin-Moretus); Gem. v. P. P. Rubens (ebd.); Gruppenbild v. dems., bekannt unter d. Namen "Die vier Philosophen", n. 1611 (L. vor e. Seneca-Büste mit seinen beiden Schülern, Dr. Philipp Rubens, d. Bruder d. Künstlers, u. Jan van den Wouwer u. Peter Paul Rubens selbst) (Florenz, Palazzo Pitti); Denkmäler in Overijsche/Isque (1853) u. Löwen (1909). - A. M. Berryer, Essai d'une iconographie de J. L., in: Ann. de la Société Royale d'Archéologie de Bruxelles 43, 1939-40, I, S. 5-71; H. F. Bouchery, Iconographie van J. L., in: De gulden Passer 19, 1941, S. 279-83.
Autor Heinz Dollinger"
ex: Dollinger, Heinz, "Lipsius, Justus" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 676-680 [Onlinefassung]
"Justus Lipsius
First published Mon Aug 23, 2004; substantive revision Thu Aug 25, 2011
The humanist and classical scholar Justus Lipsius (Joost Lips) (1547-1606), described by his admiring correspondent Michel de Montaigne as one of the most learned men of his day (Essays II.12), was the founding father of Neostoicism, a key component of European thought in the late sixteenth and seventeenth centuries.
His famous and widely read Stoic dialogue De constantia was an attempt to combine Stoicism and Christianity, producing a new philosophy that would help individuals to live through the difficult period of the religious wars and establishing constancy as the most important of the virtues.
Lipsius's lifelong project was to transform contemporary moral philosophy through a new reading of the Roman Stoic philosopher Seneca, while also revitalizing contemporary political practice by drawing on the insights provided by the Roman historian Tacitus. Before publishing his major edition of Seneca's philosophical writings in the year before his death, he wrote two theoretical treatises on Stoicism, which provided the philosophical foundation for a new interpretation of Seneca and a new understanding of Stoic doctrines.
(...)
Due to the bitter controversies arising from the publication of the Politica, Lipsius decided to return to the Catholic Southern Low Countries, settling first in Spa and then Liège (1591-1592). Having re-embraced the Catholic faith of his youth, he moved in August 1592 to Louvain, where he accepted the chair of history at the university and the chair of Latin at the Collegium Trilingue. In this final period of his life he prepared his edition of Seneca and his treatises on Stoic doctrines and physics. He also continued to write on classical scholarship and political philosophy, publishing antiquarian treatises on the cross (De cruce, 1593), the Roman army (De militia Romana libri quinque, 1595), Roman fortifications and armaments (Poliorceticon sive de machinis, tormentis, telis libri quinque, 1596), the grandeur of Rome (Admiranda sive de magnitudine Romana libri quatuor, 1598), ancient libraries (De bibliothecis syntagma, 1602), the Roman goddess Vesta and the Vestal virgins (De Vesta et Vestalibus syntagma, 1605), as well as Monita et exempla politica ("Political Advice and Examples," 1605), an extended historical-philosophical "mirror of princes," intended as a sequel to his Politica. In addition, Lipsius, appointed Royal Historiographer in 1595, was asked to write devotional tracts in honor of the Holy Virgin of Halle and Scherpenheuvel, thus supporting the religious and political agenda of the Archdukes Albert and Isabella: the Diva Virgo Hallensis: Beneficia eius et miracula fide atque ordine descripta (1604) and Diva Sichemiensis sive Aspricollis, nova eius beneficia & admiranda (1605). ..."
ex: stanford edu (online)
"Justus Lipsius, political humanism and the
disciplining of 17th century statecraft
Halvard Leira
Paper for 6th pan-European International Conference, Turin, Italy
Panel 8-20 International Law / The English School in International Relations
Saturday 15/9-845-1030
Justus Lipsius (1547-1606) was among the most influential thinkers of the late 16th/early 17th
century. His guides for action were highly influential in the establishment of moderate
absolutism and what has been called the fiscal-military state across Europe. In this article I
explore Lipsian thought in an International Relations context. Special attention is paid to hs
ideals of discipline, which were meant to order both the ruler and those that he ruled. Dignity,
self-restraint and discipline were the recipes for the foreign policy of the prince, while the
individual was subordinated to the purposes of the state, and taught to control his own life by
mastering his emotions. If not a seminal thinker in his own right, it is necessary to understand
Lipsius' thought and influence to be able to fully understand the 17th century theoretical
approaches to peace and prosperity and the relative discipline of early-modern statecraft.
Bionote
Halvard Leira is a research fellow at the Norwegian Institute of International Affairs. His
research interests include International Relations theory and international political thought,
and the relationship between such theory and thought and political practice. His latest
publication was the centenary history of the Norwegian MFA (with Iver B. Neumann)."
zum Werk:
Erik Bom, Marijke Janssens, Toon van Houdt: (Un)masking the Realities of Power: Justus Lipsius and the Dynamics of Political Writing in Early Modern Europe. Brill, 2010.
"If Justus Lipsius s "Politica" of 1589 and its importance to the history of political thought needs no introduction, Lipsius's "Monita et exempla politica" (1605), conceived as a sequel to the "Politica," has been overlooked time and again despite the fact that it is a unique key to understand the precise character of Lipsius's political thought. For, is his widely read political dialogue a Neostoic discourse or is it Tacitean, Machiavellian, or even anti-Machiavellian in nature? Did the work play such a pivotal role in the genesis of the modern, centrally governed nation state, as some scholars tend to believe? This book collects essays by scholars from different disciplines and backgrounds. All of them endeavour to solve this apparent deadlock in scholarly research on Lipsius s political thought. All of them offer new and fascinating insights in the genesis and developments of the nature and impact of political discourses in Early Modern Europe."
"Karl Enenkel: Ein Plädoyer für den Imperialismus. Justus Lipsius' kulturhistorische Monographie Admiranda sive de magnitudine Romana (1598).
Daphnis 08/2004
Der Beitrag analysiert Justus Lipsius' bahnbrechendes Werk über die römische Kultur, Admiranda sive de magnitudine Romana (1598), im Rahmen humanistischer Altertumsstudien (etwa Flavio Biondos De roma triumphante oder Johannes Rosinus' Romanae antiquitates) und vor dem Hintergrund der politischen Situation im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Er zeigt auf, auf welche Weise bestimmte Eigenheiten der Abhandlung von Lipsius bestimmt sind von der aktuellen wissenschaftlichen Debatte und andererseits den Geist der spanischen Reconquista in den Niederlanden der neunziger Jahre widerspiegeln. Der Aufsatz sucht darzulegen, daß die der Admiranda zugrundeliegende Konstruktion der römischen Kultur kaum anders denn als ideologische Stütze für den zeitgenössischen spanischen Machtanspruch verstanden werden kann. Dies läßt sich gerade dort aufweisen, wo Lipsius die römische Religion, Staatskunst, Ökonomie und Mentalität beschreibt."