Beschreibung:

Zweispaltiges, 50-zeiliges Original Inkunabelblatt mit einem altkolorierten Holzschnitt des Heiligen Loy (71 x 80 mm) und einer vierzeiligen roten Lombarde "D" mit ausladendem, prächtigem Federwerk und floraler Verzierung auf klanghellem Papier mit dem Wasserzeichen Kreuz über zwei Kugeln. Rückseitig mit Resten von Papiermontagestreifen. Blatt mit handschriftlicher Blattzahl der Zeit am oberen Rand "lxiiii" und rotgestrichenen Versalbuchstaben. Blatt im oberen Rand etwas fleckig. Blattgröße: 26,5 x 37,6 cm. Incunabula text woodcut leaf. - - -

Bemerkung:

Seltenes Blatt aus der ersten illustrierten Ausgabe der "Heiligenlegende" des Jacobus de Voragine mit einem sehr fein und zart kolorierten Holzschnitt. Zainer hatte bei diesem Werk zuerst den Text gedruckt und in einem zweiten Druckvorgang den Holzschnitt. In einem dritten Arbeitsschritt wurde dann der Holzschnitt koloriert (vgl. Schramm Bd. 2, S. 1). Günther Zainer aus Reutlingen war der erste Drucker in Augsburg. Seinen ersten Druck vollendete er im Jahre 1468. Geldner geht davon aus, dass Günther Zainer das Buchdruckerhandwerk in der Mentelinschen Buchdruckerei in Straßburg erlernt hatte. (Geldner I, 133) - - - Seltenes Blatt aus der Heiligenlegende in deutscher Sprache. "Volkstümliche" Werke wurden von den Gläubigen häufig gelesen. Die ab etwa 1480 abnehmende Papierqualität trug zusätzlich dazu bei, dass die populären Werke einem hohen Verschleiß unterlagen und deshalb heute selten erhalten sind. - - - Der italienische Prediger und Schriftsteller Jacobus de Voragine (Viraggio) aus dem heutigen Varazze bei Genua lebte von 1230-1298 n. Chr.. Der Dominikaner Jacobus de Voragine fügte aus der Bibel, den Apokryphen, verschiedenen Akten, sowie überlieferten Geschichten, die Lebensgeschichten der Heiligen zur Legenda Aurea zusammen. Das Werk, in volkstümlicher lateinischer Sprache geschrieben, wurde zum populärsten religiösen Volksbuch des Mittelalters. Die deutschen Übersetzungen der Legenda Aurea wurden das Leben der Heiligen oder Der Heiligen Leben genannt. Zahlreiche Anzeichen deuten heute darauf hin, dass zwischen 1384 und 1421 im Umkreis des Dominikanerordens in Nürnberg eine neue Kompilation der Heiligenlegenden entstand, die unter Einbeziehung der Legenda aurea stärker auf den deutschsprachigen Glaubensraum bezogen waren. So wurden in diesem Legendar Eucharius, Bonifazius, Gallus, Kilian oder Magnus von Füssen aufgenommen. Dieser deutsche Legendar übertraf in seiner Verbreitung die Legenda Aurea. (Becker; Overgaauw: Aderlass + Seelentrost 2003, 219). - - - Der Sommerteil der Legenden erschien am 27.April 1472.