Beschreibung:

47-zeiliges O-Postinkunabelblatt mit einem Holzschnitt (13,8 x 7,4 cm), einer Holzschnittleiste und einer vierzeiligen Initiale. Blatt fest mit hellen Flecken im Rand. Blattmaße: 29,4 x 19,2 cm. Sauberer klarer Holzschnittabdruck des Heiligen Sebaldo. Seltenes Wasserzeichen: Mühlenrad mit Handkurbel.

Bemerkung:

Sebaldus lebte nach manchen Überlieferungen schon im 8. Jahrhundert an der Stelle des Ortes Poppenreuth - heute ein Stadtteil von Fürth bei Nürnberg. Er lebte wohl tatsächlich als Geistlicher und Einsiedler im Reichswald - heute innerhalb des Stadtgebiets von Nürnberg. Legenden nennen Sebaldus einen dänischen Königssohn, der seine Verlobung mit einer französischen Prinzessin löste, um als Einsiedler zu leben. Nach 15 Jahren in der Wildnis in der Gegend um Nürnberg unternahm er demnach zusammen mit seinem Schüler Dionysius barfuß eine Wallfahrt nach Rom. Er überquerte dabei auf seinem Mantel segelnd - wie später Raimund von Peñafort - einen reißenden Fluss - die Donau - und half einem armen Bauern bei der Suche nach seinen verloren gegangenen Ochsen, indem er seine Finger wie Lampen leuchten ließ. Auf der Rückkehr von dieser Pilgerfahrt habe er durch eine wunderbare Brotspeisung, die ihm ein Engel darreichte, Willibald und Wunibald gerettet und sie aus einem Weinfass getränkt, das sich auf wundersame Weise immer wieder füllte. In Rom vom Papst beauftragt, als Glaubensbote zu wirken, hielt Sebaldus demnach bei Vicenza eine Predigt, bei der ein lästernder Ketzer in einem Erdspalt versank, aber von ihm gerettet wurde. Einen Mann, der ihm gegen das Verbot der Heiden einen Fisch brachte und deshalb von den Heiden geblendet wurde, heilte er. EineFeuer entündete er mit einem brennenden Eiszapfen, was einen geizigen Wagner von seiner Habsucht befreit haben soll. Der hier vorliegende Text erwähnt seinen Besuch der Stadt Regensburg. Die Legende besagt, dass nach Sebaldus Tod sich Ochsen von selbst vor den Wagen spannten, um seinen Leichnam an die Stelle zu bringen, wo sein Grab sein sollte; hier steht heute die Kirche St. Peter und Paul im Fürther Stadtteil Poppenreuth; dies war bis ins 13. Jahrhundert die Mutterpfarrei von St. Sebald in Nürnberg. Sebaldus Verehrung ist seit 1072 belegt, nachdem sich die Kunde von Krankenheilungen an seinem Grab ausbreitete. Es ereigneten sich viele Wunder: Blinde wurden sehend, Sündern wurde vergeben; dereinst benützte Sebaldus seine Skeletthand, um einem lästernden Soldaten eine ordentliche Maulschelle zu verpassen. Sebaldus Kopf brachte man zu erkrankten schwangeren Frauen, er wurde angerufen von Pilger zum Schutz vor gefährlichen Räuberbanden auf ihrem Weg nach Rom und von sturmgeplagten Seefahrern, damit er die tobenden Winde besänftige. 1361 bis 1372wurde die nach Sebaldus benannte Kirche in Nürnberg errichtet. Der Rat der Stadt förderte zielstrebig seine Verehrung als Stadtpatron und Symbol des Selbstverständnisses der Stadt. Peter Vischer, berühmter Nürnberger Erzgießer der Spätgotik, fertigte 1508 - 1519 das Bronzegehäuse für den Sarg des Sebaldus nach einem Entwurf von Adam Kraft. Das Hindurchschlüpfen unter dem Sarg heile Gebrechen; Sebaldus Kopf brachte man zu erkrankten schwangeren Frauen.