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Beschreibung:
Zweispaltiges, 53-zeiliges Original-Inkunabelblatt mit zwei Holzschnitten (jeweils 8 x 8 cm) und zwei 4-zeiligen roten Initialen auf festem Papier. Blattzahl in roter Handschrift, rotgestrichenen Versalbuchstaben und rot unterstrichenen Heiligennamen und Kapitelanfänge. Blatt etwas fleckig. Kleiner Einriss im unteren Rand. Blattgröße: 26 x 36,5 cm. Incunabula text woodcut leaf. - - -
Bemerkung:
Das Blatt CLX mit der Darstellung des Heiligen Nikolaus, der vom Teufel geschlagen wird, zeigt im Bereich des Kopfes und der Geschlechtsorgane der Teufelsdarstellung Abriebspuren, "die in zahlreichen Speculum-Handschriften und Drucken anzutreffen sind. Offensichtlich haben viele Leser die Gesichter von Teufeln, Folterknechten und Schergen auf dem Papier geschlagen und gekratzt, ... Diese Spuren der Lektüre zeigen von der unmittelbaren, auch körperlichen Teilhabe beim Lesen der Passion". (Becker; Overgaauw, Aderlass und Seelentrost, Mainz 2003, 246). Seltenes Blatt aus der Heiligenlegende in deutscher Sprache. "Volkstümliche" Werke wurden von den Gläubigen häufig gelesen. Die ab etwa 1480 abnehmende Papierqualität trug zusätzlich dazu bei, dass die populären Werke einem hohen Verschleiß unterlagen und deshalb heute selten erhalten sind. - - - Der italienische Prediger und Schriftsteller Jacobus de Voragine (Viraggio) aus dem heutigen Varazze bei Genua lebte von 1230-1298 n. Chr.. Der Dominikaner Jacobus de Voragine fügte aus der Bibel, den Apokryphen, verschiedenen Akten, sowie überlieferten Geschichten, die Lebensgeschichten der Heiligen zur Legenda Aurea zusammen. Das Werk, in volkstümlicher lateinischer Sprache geschrieben, wurde zum populärsten religiösen Volksbuch des Mittelalters. Die deutschen Übersetzungen der Legenda Aurea wurden das Leben der Heiligen oder Der Heiligen Leben genannt. Zahlreiche Anzeichen deuten heute darauf hin, dass zwischen 1384 und 1421 im Umkreis des Dominikanerordens in Nürnberg eine neue Kompilation der Heiligenlegenden entstand, die unter Einbeziehung der Legenda aurea stärker auf den deutschsprachigen Glaubensraum bezogen waren. So wurden in diesem Legendar Eucharius, Bonifazius, Gallus, Kilian oder Magnus von Füssen aufgenommen. Dieser deutsche Legendar übertraf in seiner Verbreitung die Legenda Aurea. (Becker; Overgaauw: Aderlass + Seelentrost 2003, 219). Sensenschmidt hat das Buchdruckerhandwerk wohl in Mainz erlernt.