Beschreibung:

479 S. 8° (21,5cm), Pappband, geb. im OSchutzU.

Bemerkung:

Zustand: (Fast sehr) gut, geringe Lesespuren, SU mit geringen Randläsuren, Kopfschnitt staubfleckig. - Fetschers Weg vom Berufsoffizier und begeisterten Reiter zum engagierten Demokraten und nachdenklichen Philosophen ist zugleich ein Stück spannend erzählte Zeitgeschichte. Von Neugier und Furcht bestimmt, erlebt er die Kriegs- und Nachkriegszeit. Aufrichtig setzt sich Fetscher mit seiner Verantwortung als Soldat und seinem sich wandelnden Selbstverständnis auseinander. - "Zufälle spielen im Leben eines jeden Menschen eine Rolle. Wer aber als Frontsoldat den Zweiten Weltkrieg beinahe »unbeschädigt« überstanden hat, muß schon sehr viel Glück gehabt haben - Anlaß zu intensiver Reflexion. In seinen Erinnerungen fragt sich Iring Fetscher, wie ein junger Idealist die Erfahrungen des Dritten Reiches damals verarbeitet hat. Wie hat einer, der Berufsoffizier werden wollte, die Realität des Krieges und den nahenden Zusammenbruch wahrgenommen? Iring Fetscher hat bald schon ein zuverlässiges Mittel gefunden, um dem Grauen des Alltags, der zunehmenden Verrohung und Hoffnungslosigkeit zu entfliehen. Er zieht sich in eine geistige »heile« Welt zurück. Jede Gelegenheit vorübergehender Ruhe - während der vielen Kampfpausen im Osten oder zeitweise am Atlantikwall - nützt er zur Lektüre oder zum Studium von Sprachen und Philosophie. Die Beschäftigung mit der Kultur der Länder, in die ihn der Krieg verschlägt, wird zum Versuch, als Individuum den Menschen näherzukommen, in deren Leben er als anonymer Soldat eingebrochen ist. Die Begegnung mit den feierlichen Worten der Psalmen, die er in einem Deckungsloch in Estland liest, geben ihm ein seltsam unerschütterliches Vertrauen in die Zukunft, das ihn auch die schwersten Tage überstehen läßt. In ein seelisches Tief gerät er erst, als er im Herbst 1945 erfährt, daß sein Vater noch am letzten Kriegstag von einer SS-Streife erschossen worden ist. In seiner Nachfolge wählt er sich »verantwortungsbewußte Menschenliebe« als Wahlspruch. Auf dem Umweg über Philosophie und Zeitgeschichte gelangt er zur neugeschaffenen Politikwissenschaft. Eduard Spranger versöhnt ihn durch sein liberales Preußentum mit dem bewahrenswerten Teil deutscher kultureller Tradition. 1963 wird Fetscher Professor in Frankfurt am Main und engagiert sich für Willy Brandt. Damit sind die Weichen für seine weitere Entwicklung gestellt. - IRING FETSCHER, 1922 in Marbach geboren, in Dresden aufgewachsen, wurde 1940 Soldat; zuletzt Oberleutnant in einem Artillerieregiment. Nach seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft studierte er Philosophie in Tübingen und Paris. 1950 Assistent am Philosophischen Seminar in Tübingen, 1960 Habilitation für Politikwissenschaft. 1963 bis 1988 o. Professor für Politikwissenschaft in Frankfurt am Main. Mitglied der Grundwertekommission beim Parteivorstand der SPD, Publizist." ISBN: 3455110797