Beschreibung:

Italiens Reaktion auf die Thesen Martin Luthers - Zweite Ausgabe der nur zweimal gedruckten, überaus seltenen Schrift des Dominikanerpaters Tommaso Radini Tedeschi da Piacenza (1488-1527), der sich hier mit den Thesen und reformatorischen Ansätzen Martin Luthers auseinandersetzt, "nunc vero secundo Lipsiae apud Melchiorem Lottherum seniorem est excusa. Anno M.D.XX. Mense Octobris" (Kolophon). Die erste Ausgabe war im katholischen Köln im selben Jahre 1520 erschienen (VD16 R 84).Tommaso Radini Tedesci stammt aus Piacenza, trat in den Konvent von S. Eustorgio in Mailand ein und erlangte Berühmtheit ebenso als Theologe wie als Dichter mit seinem Hauptwerk der ?Calipsichia?. ?Tommaso Radino, dell?ordine de? predicatori, buono teologo, ma miglior oratore e poeta, che fece la ?Calipsichia? col ?Siderale Abisso?. Mancò in Roma nel tempo dell?infelice captura di essa dall?essercito di Carlo V imperatore nel 1527?. In seiner vorliegenden Schrift wird Luther vorgeworfen, mit seiner Neuerungsbewegung als Ketzer den Ruf der deutschen Fürsten wie der deutschen Völker verunglimpft zu haben (?Nationis gloriam violantem oratio?). Das Werk ist insofern von Bedeutung, da es nicht in erster Linie die Meinung der Päpste selbst, sondern eines humanistisch gebildeten Italieners wiedergibt ? und damit zu einer höchst interessanten Schilderung Deutschlands aus der südlichen Sicht Norditaliens wird. Die hübsche Titelvignette zeigt oben zwei Füllhörner, aus denen exotische Vögel herausfliegen. Sie stoßen in üppigem Rankenwerk auf volatile Monster, die sich aus den Blättern zu formieren scheinen. Unten sind um einen Vasenkelch zwei drachenähnliche Wesen dargestellt, deren Schwänze an den Flanken aufragen und sich wiederum zu wilden Blattbordüren aufwachsen, in denen anthropomorphe Gestalten, verzerrte Gesichter und Schemen erscheinen.Interessant ist auch die Typographie, die auf dem Titelblatt eine gotisch Type zeigt - ganz in der Tradition der Reformationsdrucke (und auch im selben Format). Im Block ist dann plötzlich konsequent eine herrliche, an italienischen Typen orientierte Antiqua-Type verwendet. Rechts etwas knapp beschnitten, aber ohne Titelbordürenverlust, sonst - auch rechts - sehr breitrandig, mit zeitgenössischer Rubrikation, vor allem Unterstreichungen in Rot, Sepia und wenigen Anmerkungen von alter Hand. Außergewöhnlich frisches und wohlerhaltenes Exemplar. Von größter Seltenheit.VD16 R 85.