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XIX; 231 S., gebundene Ausgabe.
Bemerkung:
Ein gutes Ex. - Vortitel mit Widmung von Günter Gawlick. - Über Anlaß und Absicht seiner Schrift De Religione Gentilium hat Herbert sich im einleitenden Kapitel und an anderen Stellen ausgesprochen: Er. konnte das Verdammungsurteil, das die Kirchenväter und mit ihnen viele spätere Theologen über die Religion der Heiden (d. h. in erster Linie die Religion der griechisch-römischen Antike) ausgesprochen hatten, nicht ohne Widerspruch hinnehmen1. Denn dies Urteil, das natürlich die Verdammnis der Heiden selbst einschloß, widerstritt nicht nur der allgemein geschichtlichen Erfahrung, sondern auch dem philosophischen Begriff von Gott. Wie konnte eine Religion so lange bestehen und sich so weit ausbreiten, wenn sie sich nicht wenigstens auf einige vernünftige Gründe stützte? (S. 220) Und wie war es mit den Eigenschaften des Dem Optimus Maximm (auf diese Formel brachte Herbert den philosophischen Begriff von Gott) vereinbar, daß ganze Völkerschaften in einer Religion befangen waren, die sie die Bestimmung menschlichen Lebens mit Notwendigkeit verfehlen ließ? (S. 1, 3-4) Herberts Widerspruch ging, wie man sieht, von derselben Idee der allgemeinen, alle Völker und Zeiten umfassenden Vorsehung aus, die ihn schon in De Veritate an verschiedenen kirchlichen Dogmen und theologischen Lehren hatte zweifeln lassen2. Beruhte das theologische Verdammungsurteil vielleicht auf falschen Voraussetzungen? Es galt, zuallererst ein unvoreingenommenes und unabhängiges Urteil über die Religion der Heiden aus den Quellen zu gewinnen. Das war eine Aufgabe, deren Ausmaß Herbert klar erkannte und der er sich (mit Recht) nicht ganz gewachsen fühlte (S. 181). Er mußte sich daher auf einen Ausschnitt beschränken und zudem auf Vorarbeiten stützen. Die beste Vorarbeit, die ihm zur Verfügung stand, war das große Werk des Humanisten Gerardus Joannes Vossius (1577-1649): De Theologia Gentili et Physiologia Christiana, sive de Origine ac Progressu Idololatriae. Ihm ist Herbert im Faktischen zutiefst verpflichtet, ohne deshalb das Geringste an gedanklicher Selbständigkeit einzubüßen3. Das Studium der Quellen und Darstellungen zur antiken Religionsgeschichte brachte ihm zunächst jedoch eine herbe Enttäuschung, denn alles schien die herrschende Meinung zu bestätigen: In der Religion der Heiden flössen so viele widersprechende, anstößige, ja abstoßende Vorstellungen zusammen, daß Herbert sich beinahe auf die Seite der Theologen gedrängt sah, die sie verdammten. Was ihn davor bewahrte, dem ersten Eindruck nachzugeben, war die Entdeckung, daß die Alten und ihre Kritiker von Gott in zweierlei Bedeutung sprachen; nachdem er diese Äquivokation erkannt hatte, wußte er, daß sein Vertrauen in die menschliche Natur und die göttliche Vorsehung nicht unbegründet war, denn nun lösten viele Schwierigkeiten sich schon auf. Der Polytheismus der antiken Religion z. B. war nur ein äußerlicher Schein: In Wirklichkeit kannten die Alten nur einen Gott, d. h. ein vollkommenes, unendliches und ewiges Wesen, das mit Recht Verehrung fordern konnte; die vielen ?Götter" aber, von denen die Quellen sprachen, als wäre es nicht widersinnig, das Unendliche vervielfacht zu denken, waren nichts als untergeordnete, beschränkte Wesen, denen die Alten in deutlicher Erkenntnis ihrer endlichen Natur nur einen symbolischen Kult erwiesen, der auf den einen höchsten Gott hin transparent war. Die Verehrung des einen höchsten Gottes, so glaubte Herbert, geschah bei den Heiden ursprünglich nur durch reine Gesinnung und sittlich gutes Handeln, in der Identität von ethischen und religiösen Pflichten. Da er ferner Anhaltspunkte dafür fand, daß die Heiden die Notwendigkeit einsahen, böse Taten zu bereuen, und den Ausgleich von sittlichem Verdienst und Wohlergehen in einem zukünftigen Leben erwarteten, sah er seine langgehegte Theorie bestätigt, nach der die Religion ein Phänomen ist, das in der menschlichen Natur als solcher wurzelt und sich in wenigen Grundsätzen von universaler Verbreitung ausspricht. Die Entdeckung der fünf Artikel der ?katholischen und orthodoxen Kirche" unter dem Wust phantastischer und absurder Vorstellungen, den die Zeit darüber angehäuft hatte, machte Herbert, wie er selber sagt, ?glücklicher als jeden Archimedes" (S. 218), denn die fünf Artikel waren jener feste Punkt, an dem er den Hebel der philosophischen Aufklärung ansetzen wollte, um religiösen Wahn und Aberglauben zu beseitigen und den Weg zur religiösen Eintracht aller Menschen freizumachen. (Einleitung).