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55 S., gebundene Ausgabe.
Bemerkung:
Sehr gutes Ex. - Folgt man den Apologeten der ?ungegenständlichen Kunst", dann hat der ?Gegenstand", also alles, was die Schöpfung und der Mensch an Gebilden hervorgebracht hat, für den bildenden Künstler in unserem Jahrhundert seine Verbindlichkeit verloren. ?Die Tragkraft des Gegenständlichen erwies sich als nicht ausreichend", lautet das Urteil bei Werner Haftmann. Angesichts einer überblickbaren Geschichte der Bildkunst von rund 30 000 Jahren erhebt sich allerdings die Frage, ob es erst uns Heutigen gelungen ist, zur ?eigentlichen" Kunst vorzustoßen, indem wir uns aus den Fesseln des ?Gegenstandes" befreit haben, oder ob es sich bei der Annahme, daß es der bisherigen, durchaus gegenständlichen Kunst ?wirklich" um den Gegenstand gegangen sei, nur um eine Unterstellung handelt, eine Täuschung, die Bild und Kunst nicht zu trennen vermag, also offensichtlich keinen Unterschied macht zwischen der Illustration in einem Lehrbuch der Pomologie und einem Apfelstilleben von Cezanne. Man kommt hier nicht umhin, in Erinnerung zu rufen, daß es - seit den Höhlenbildern in der Grotte ?Chau-vet" - bei allen Darstellungen, angesichts derer wir rechtens von Kunst sprechen, nie um den ?Gegenstand" gegangen ist, sondern immer um etwas anderes, etwas ?Geistiges", das zu beschwören freilich einer Metapher bedarf, die für unser ?geistigstes Organ", das Auge, eben der Gegenstand ist. Ihm obliegt in der Bildsprache die gleiche Funktion wie dem Wort in der Dichtkunst: auch hier haben wir, um ?Geistiges" zu benennen, nichts anderes zur Verfügung als Metaphern aus der sinnlich erfahrenen Welt. Wenn es also zutrifft, daß die Bildkunst prinzipiell den Gegenstand benötigt, ohne ihn eigentlich zu meinen, müßte sie allezeit gezwungen gewesen sein, Methoden zu entwickeln, die ihn zwar in Erscheinung treten lassen, zugleich aber wieder ?aufheben". Nur so hätte das gewünschte Ergebnis erzielt werden können, daß das Auge des Betrachters mithilfe des ebenso unvermeidlichen wie "gleichgültigen" Gegenstandes den geistigen Gehalt des Bildes wahrzunehmen in der Lage war. (S.7). ISBN 3925435166