Beschreibung:

83 S. : überwiegend Ill. (farb.). Originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Umschl. gering berieben, 2 kl. Ausrisse. - Luise Horn EIN ORT DER LEIDENSCHAFT -- Wilfried W. Dickhoff -- GESPRÄCH MIT HARALAMPI G. OROSCHAKOFF -- -- Noemi Smolik -- WIE DIE IKONE DIE RUSSISCHE MODERNE GEPRÄGT HAT -- BIOGRAPHIE -- UND AUSTELLUNGSVERZEICHNIS. - Oroschakoffs Pantokrator erinnert an den Mann, den Flavius Josephus (1. Jh. n. Chr.) beschrieben hat. "Damals erschien auch ein gewisser Mann von zauberischer Kraft - wenn es erlaubt ist, ihn einen Mann zu nennen, den gewisse Griechen einen Gottessohn nennen, seine Jünger aber den wahren Propheten, der Tote erweckt und alle Krankheiten geheilt habe. Sowohl sein Wesen wie seine Gestalt waren menschlich: er war nämlich ein Mann von einfachem Aussehen, reifen Alters, dunkler Hautfarbe, mit langem Gesicht, langer Nase, zusammengewachsenen Brauen, so daß, die ihn sahen, erschrecken konnten ... (De bello judico). Die Erscheinung von Oroschakoffs Porträt im schwarzen Rahmen erinnert an das "Schwarze Quadrat auf weißem Grund" von Malewitsch, kehrt aber dessen Intention um: Malewitsch sah in seinem Bild die "nackte, ungerahmte Ikone", während hier eine Ikone schwarzgerahmt auf weißem Grund hängt. Die Ikone nimmt außerdem die Mitte eines lateinischen Kreuzes ein, das auf die Wand gezeichnet ist. Damit zitiert Oroschakoff ein weiteres Element orthodoxer Christus-Vorstellung, in der die Passion lediglich mit einem Kreuz wiedergegeben wird. An den vier Enden des Kreuzes sind, wie auch auf dem schwarzen Rahmen (also schwarzes Halbrelief), die konstruktivistischen Grundformen (Kreis, Dreieck, Quadrat) und - als würde bei diesen elementaren Zeichen die spirituelle Seite zu kurz kommen - ein Taukreuz (so benannt nach dem 19. Buchstaben des griechischen Abc). Eine Anhäufung von Verweisen auf traditionelle und kulturelle Verbindungen kennzeichnet auch die Arbeit für den Kunstraum, der Oroschakoff den Titel "Ein Ort der Leidenschaft" gegeben hat. An diesem Ort begegnen sich und uns die Vertreter zweier Weltanschauungen, die sehr verschiedene Haltungen zum Leben und zur Kunst einnehmen. Nubar Gulbenkian, der aus Armenien stammende "Mister 5 Prozent" (mit denen er anscheinend an jedem wichtigeren Unternehmen auf dieser Welt beteiligt war), dient die Kunst zur weiteren Akkumulation seiner unermeßlichen materiellen Reichtümer. Die Statue in seiner Hand wirkt daher wie ein Zepter, das seine Macht und Herrschaft symbolisiert. ISBN 3923874588