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299 S. Gebundene Ausgabe.
Bemerkung:
Umschlag leicht berieben, Ecken bestoßen, papierbedingt gebräunt, sonst gutes Exemplar. - Besitzvermerk auf Vorsatz. - Catull zeigt zunächst ein doppeltes Antlitz, einmal das des von schwerer Tradition belasteten Alexandriners, dann das des urwüchsigen Naturburschen. Er trat in Eom in den Kreis der neoterischen Dichter ein, wobei auch landschaftliche Beziehungen mitspielen mochten, und zählte zwei seiner hervorragendsten Vertreter, Licinius Calvus und Helvius Cinna, zu seinen nächsten Freunden: hier lernte er das Technische, gewöhnte sich an die damals gangbaren Versmaße und wurde auf die alexandrinischen Vorbilder hingewiesen, unter denen Kallimachos in erster Reihe stand. Er hat das Handwerksmäßige bald bemeistert, ohne doch den Wert des Technischen zu überschätzen, und ein Kunststück wie die Übertragung von Kallimachos Galliamben fertig gebracht. Aber diese Stilübungen füllten ihn nicht aus, denn er hatte ein in Haß und Liebe leidenschaftliches Herz, das ihn in allen heftigen Stimmungen zur Schreibtafel trieb: ohne Schonung gegen sich und andere gab er allen seinen Stimmungen sofort Ausdruck, leicht reizbar und leicht versöhnlich. Stärker als irgendein anderer antiker Dichter und als irgendein moderner vor Goethe erinnert er an die großen griechischen Lyriker, an Archilochos, Sappho und Alkaios: aber obwohl er sie kennt und obwohl ihr Vorbild ihm im ganzen vorschweben mag, im einzelnen ist er hier fast ganz selbständig und auch in der Technik unbefangen, so daß er Härten und Verstöße nicht scheut.