Beschreibung:

XIV, 300, 24 Tafeln mit 60 Abb. 4° (31x23cm), Gewebe mit goldgepr. Deckel- und Rückenbeschriftung.

Bemerkung:

Zustand: Sehr gut, neuwertig. - Auf attischen Vasen des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. begegnen erstmals in der bildenden Kunst Frauen, die im Gefolge des Dionysos auftreten und deren spezifische Attribute und Handlungen sie deutlich von anderen Frauengestalten unterscheiden. In Anlehnung an die literarische Überlieferung werden diese Frauen Mänaden, "Rasende", genannt - die dem Dionysos verdankte Ekstase ruft bei ihnen Verhaltensweisen hervor, die sie die geltenden Normen überschreiten, sie als 'abnorm' erscheinen lassen. Die in diesem Zeitraum von den attischen Vasenmalern formulierten Schemata zur Darstellung von Mänaden wurden die ganze Antike hindurch auf unterschiedlichen Bildträgern tradiert. Mänaden finden sich beispielsweise auf hellenistischen Prunkgefäßen aus Edelmetall, auf römischen Ausstattungsgegenständen oder auf kaiserzeitlichen Sarkophagen. Auch in der nachantiken Kunst wurde - in neuen Kontexten und unter anderem Namen - des öfteren auf die Gestalt der Mänade oder auf mit Mänaden verbundene Motive zurückgegriffen. So verwendeten Künstler der Renaissance das Schema der in ekstatischer Verzückung Tanzenden, um damit den verzweifelten Schmerz der bei der Kreuzigung anwesenden Frauen auszudrücken. Weiterhin dienten die genuin mänadischen Motive der Überwältigung des Pentheus sowie von Sparagmos und Omophagie (dem Zerreißen und Verschlingen eines Opfers) auch noch in der christlichen und profanen Ikonographie als Grundlage diverser Darstellungen, deren tertium comparationis in einer von Frauen vollzogenen Überschreitung der geltenden Ordnung zu sehen ist: Das früheste Beispiel in der nachantiken Kunst bietet der Tanz der Salome vor Herodes und der geladenen Festgesellschaft, mit der anschließenden Präsentation des Hauptes des Täufers auf einem Tablett; aus dem 16. Jahrhundert sind Kupferstiche von nackten Indianerinnen überliefert, die einen weißen Gefangenen umtanzen, zerteilen und gekocht verzehren. Auf all diesen Bildern evozieren die Dargestellten erotische Faszination und erschreckte Abscheu zugleich, eine fesselnde Wechselwirkung, die - das wird die vorliegende Arbeit demonstrieren - ebenfalls schon von der visuellen Gestaltung ihrer antiken Vorgängerinnen ausging. (aus der Einleitung). ISBN: 3805323239