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Prof. Dr. Freud Wien IX, Berggasse 19 25. IX. 25. Geehrter Herr Doktor! Meine Absicht war nicht, Sie von der wis- senschaftlichen Arbeit abzuschrecken, sondern Sie davor zu bewahren, zu viel mühe und Interesse An eine spekulative Leistung zu wenden, die Ihnen doch nur Enttäuschung bringen würde. Denn Die Teilnahme, welche solche theoretische Arbei- ten erwecken, ist erfahrungsgemäss eine recht geringe. Ich möchte Ihnen gerne ein Thema vorschlagen, aber es ist nicht der richtige Weg, sich ein solches Arbeitsthema von aussen aufdrängen zu lassen. Achten Sie doch lieber darauf, ob Sie nicht bei Ihrer Lektüre eine speziellere, enge umgrenzte Frage finden, welche Ihr Interesse erweckt und die Sie aus eigener Wahl zum Gegen- stand einer Dissertation machen können. Mit den besten Wünschen Ihr Freud Ein in Bezug auf Freuds Wissenschafts- und Arbeitsverständnis inhaltsreicher Antwortbrief an den Niederländer J. W. Schotman. Er praktizierte von 1919 - 1921 als Arzt, war während der Korrespondenzzeit mit Freud im Rahmen einer hydrographischen Expedition in Lunghai (China) und fragte wohl bei Freud nach einem Thema für eine weitere Promotion an. Nach seiner Rückkehr war er bis 1942 als Psychiater tätig, übersetzte zahlreiche Bücher und war sowohl Präsident der Niederländischen Übersetzer-Gesellschaft als auch Mitglied des P.E.N.-Clubs. Bei Meyer-Palmedo/Fichtner 1985 h ist ein früherer Brief Freuds vom 7.7.1925 dokumentiert der im teilabgedruckt lautet " Unvermeidlich wendet sich die Sympathie dem jungen Manne zu, der in solcher Abgeschiedenheit an wissenschaftlichen Interessen festhält, arbeitet und spekuliert. Nun kommt für mich die Schwierigkeit. Ich bin ein natürlicher Feind aller zusammenfassenden Spekulationen, Weltanschauungen, Systembildungen ... Ich habe gelegentlich selbst einige Ausschreitungen gewagt und die Beobachtung zum Sprungbrett genommen, um mich in weitgehende Spekulationen zu stürzen. Aber ich muss sagen, es geschah nicht mit gutem Gewissen ... Meine Entschuldigung ist, dass ich vorher ein Menschenalter lange beobachtet, studiert und meine eigenen phantastischen Neigungen eingeschrenkt [!] habe. So meine ich also, die weitumfassende Spekulation sollte man sich fürs Alter vorbehalten ... Nach meinen Erfahrungen hat die Wissenschaft nicht viel von solchen Versuchen ..." Freud selbst nutzte die Schreibmaschine nicht, meist diktierte er Brief seiner Tochter Anna. Am rechten Rand gelocht, das Papier etwas vergilbt.