Beschreibung:

87 Seiten. Mit einer Titelvignette, zwei Kopfstücken und etwas Buchschmuck in Holzschnitt. 8° (17,5 x 10 cm). Kartonage der Zeit mit Bezügen aus grauem Kleisterpapier.

Bemerkung:

Posthum herausgegebener Sammelband mit Predigten des Gründers der Herrnhuter Brüder-Unität aus bemerkenswerter Provenienz. - Zur Bedeutung der Predigt bei Zinzendorf grundlegend Peter Zimmerling: Ein Leben für die Kirche. Zinzendorf als praktischer Theologe, 2010 ("Der Graf unterscheidet je nach Zielgruppe zwischen unterschiedlichen Predigtgattungen. Am wichtigsten sind für ihn die 'Gemeinreden' oder 'Homilien', die Menschen in ein mündiges Christsein einweisen sollen. Es handelt sich dabei eher um ein Gespräch als eine Predigt im traditionellen Sinne. Hier soll es zu einer 'Kommunikation der Geister' kommen, einer wechselseitigen intuitiven Anteilgabe und Anteilnahme an den eigenen Glaubenserkenntnissen und -erfahrungen"; S. 13). - Zimmerling bemerkt: "Dass seine Praktische Theologie bisher in der Forschung vernachlässigt wurde, ist eigentlich erstaunlich, weil der weitaus größte Teil sowohl des theologischen Denkens als auch des praktischen Wirkens des Grafen heute in ihrem Rahmen anzusiedeln wäre [...] Zinzendorfs Praktische Theologie ist eine theologia viatorum, eine Theologie, die auf dem Wege ist [...] Der Graf hat kein theologisches System entwickelt, auch keine Praktische Theologie vorgelegt" - was in Deutschland eigentlich unzulässig ist. - Die 17 enthaltenen Predigten, wohl in der Redaktion des Zinzendorf-Nachfolgers August Gottlieb Spangenberg, spiegeln die moderate Alters-Theologie des Grafen während einer Reise durch die Schweiz wieder. - Rücken berieben, Spuren eines alten Papierschildchens. - Aus dem Besitz des späteren Generalfeldmarschalls Alfred Graf von Schlieffen (1833-1913) mit dessen handschriftlichem Besitzeintrag 'Gr. A. Schlieffen' in Tinte auf dem Titel. Schlieffen, dessen Eltern Beziehungen zur Brüdergemeinde unterhielten und der zeitlebens für seine pietistische Grundhaltung bekannt war, besuchte die Erziehungsanstalt der Brüder in Niesky, wo man ihm bescheinigte: "Der Hauptzug seines Charakters ist eine große Schüchternheit mit einer leicht erregbaren Empfindlichkeit gemischt. Lange Zeit ist er in der Anstalt gewesen, ohne mit seinen Vorgesetzten sich bekannt zu machen. Er hat sehr gute Talente, ist in ihrer Ausbildung aber doch etwas durch ein ihm eigenes Phlegma zurückgesetzt worden.? - Wenig fromm zeigte er sich bei dem Entwurf des sog. 'Schlieffen-Plans' und der Rechtfertigung der kolonialen Verbrechen in Afrika. - Durchgehend stockfleckig, schmale Wurmspur am vorderen Blattsteg. - Insgesamt gut erhalten. - Meyer, Bibliogr. Handbuch Zinzendorf-Forschung A 216. - Jantz 2818. - VD18 11158506-002. - BBKL XIV, 509ff. - Realencyklopädie³ XXI, 679ff.