Beschreibung:

Stuttgart, Selbstverlag, 1873. Geheftet, Umschlag fehlt.

Bemerkung:

Seltene Schrift des Pioniers der Blindenbildung Friedrich Scherer. Inhaltlich erscheinen uns die beiden Vorträge eher unangemessen nationalistisch und von überwundenem Franzosenhass geprägt. Interessant ist der Ansatz des Autors, der beweisen will, dass Blinde sehr wohl am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und auch bei historisch bedeutenden nationalen Ereignissen wie der Reichsgründung nicht abseits stehen wollen. Deshalb erklärt er zu Beginn: "Der Verfasser, Blindenlehrer und selbst seit seinem zweiten Lebensjahre erblindet... obgleich des äußeren Auges beraubt, hat... doch die letzten, so tief und zugleich so segensreich in die Verhältnisse Deutschlands eingreifenden Weltereignisse mit vollem Bewußtsein miterlebt". Gleichzeitig will Scherer beweisen, dass auch Blinde durchaus in der Lage sind wissenschaftlich zu arbeiten und z.B. umfangreiche Literaturrecherche zu betreiben. Scherer war von 1859 bis 1861 Direktor der Nürnberger Blindenanstalt und nicht nur in dieser Funktion unermüdlich für die Sache der Blinden tätig. Ein Vortrag in Kiel (1860) über die Bildungsfähigkeit der Blinden führte zur Gründung des Holsteinischen Blindenvereins. Mit einem weiteren Vortrag beim 1. Blindenlehrerkongress in Wien (1873) beförderte er maßgeblich die Akzeptanz von Brailles 6-Punkte-System der Blindenschrift. Scherers Lebensdaten konnten wir nicht ermitteln. Seine meist im Selbstverlag erschienen Schriften sind bis 1890 nachweisbar. - Lagen ungeöffnet, Papier gebräunt.