Beschreibung:

ca. 550 S. pro Bd. Fadengehefteter Originalpappband mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Drei Bände zusammen. - Gute und saubere Exemplare mit lediglich leichten Lagerspuren an den Schutzumschlägen. - Bd. 1: Kunst, Erotik, Reisen - Die hier erstmals veröffentlichten Tagebücher des Schriftstellers Oscar A. H. Schmitz zeigen die Passionen eines Dandys und Flaneurs, der die geistigen Sensationen seiner Zeit begierig aufnahm. Und sie offenbaren einen zerrissenen Menschen, den die Suche nach Identität umtrieb. Es beginnt mit einem Scheitern: Oscar A. H. Schmitz, 22 Jahre alt, hat alle Hoffnungen auf eine bürgerliche Laufbahn aufgegeben. In der Münchner Boheme gehört er bald zu den vielen Einzelgängern und Außenseitern der Uterarischen Szene. Von großer innerer Unruhe getrieben, flieht er nach Paris. Er inszeniert sich als Dandy und Don Juan, stürzt sich in erotische Abenteuer, sucht den Rausch und die Ekstase. Sein Lebenselixier sind die Begegnungen mit interessanten Zeitgenossen, die er mit Sammlerfleiß festhält. Das liest sich wie ein Who's who der intellektuellen Welt: Karl Wolfskehl, Stefan George, Franziska zu Reventlow, Franz Hessel, August Strindberg, Edvard Munch, Else Lasker-Schüler, Hugo von Hofmannsthal u. v. a. In den Traumprotokollen, Reisereportagen, Selbstbetrachtungen und Aperçus entsteht ein lebendiges, zuweilen auch provozierendes Bild des Fin de siècle - eine wahre Fundgrube, ein bedeutendes Zeugnis und große Literatur zugleich. / Bd. 2: Januar 1907: Das Pariser Abenteuer liegt hinter ihm, genauso wie zwei gescheiterte Ehen. Die Münchner Boheme stößt ihn ab. In Wien begegnet Oscar A. H. Schmitz Peter Altenberg, Alfred Polgar, Hugo von Hofmannsthal, er verbringt die Abende mit Stefan Zweig und hat einen Termin bei Sigmund Freud. Doch den Dandy treibt die Sucht nach einem rauschhaften Leben fort. Immer exotischer werden die Reiseziele: Spanien, Algerien, Marokko, die Kanarischen Inseln, eine Fahrt auf dem Nil, Jerusalem, Jericho, Haifa und Damaskus. Die Impressionen sind durchsetzt von sexuellen Obsessionen und einer immer mächtiger werdenden Dämonenangst. Endlich scheint der rastlose Don Juan die große Liebe gefunden zu haben. Doch schon bald ist er wieder allein. Er begibt sich auf die gefährlichste Reise - die zum eigenen Ich. Und das liegt im Land der Dämonen. Die aus den Beständen des Marbacher Literaturarchivs gehobenen, erstmals veröffentlichten Tagebücher werden in diesem Band durch ausgewählte Reiseessays ergänzt. Sie zeigen Oscar A. H. Schmitz als einen Autor, der nicht nur fremde Länder und Kulturen beschreiben, sondern in wunderbarer Weise Stimmungen einfangen und Atmosphäre vermitteln konnte. / Bd. 3: "Ihm war, als sei ihm sein Ich entkommen. Wo war es, wer war es? War das, was er tat, das, was er eigentlich wollte, oder hätte er gerade so gut etwas Anderes tun können? Dann jagte er hinter seinem Ich her, fieberhaft suchend, durch Gassen und Anlagen." So beschreibt sich Oscar A. H. Schmitz Ende 1912 in seinem autobiographischen Roman "Der Vertriebene" . Lange Zeit hatte er sich die Maske eines Dandys aufgesetzt, der seine Andersartigkeit kultivierte und seine Affekte scheinbar im Griff hatte. Das Tagebuch offenbart demgegenüber die ganze Zerrissenheit, die erotomanischen Obsessionen und die Sehnsucht nach einer Überwindung der Spannungen und Ängste. In ihm spiegeln sich die Ansichten eines "nervösen Zeitalters" und zugleich die kulturellen Krisensymptome der Wilhelminischen Ära am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Entfesselung des Krieges war für viele Zeitgenossen gleichbedeutend mit einer Wende zu Willenskraft und Stärke, bei Schmitz dagegen kulminiert die persönliche Krise in dem Krieg, der als bedrohlicher Einbruch in die individuelle Lebensplanung wahrgenommen wird. Der dritte Band der Tagebücher setzt mit der Aufnahme der Psychoanalyse bei dem Freud-Schüler Karl Abraham in Berlin im November 1912 ein. Inspiriert durch die analytischen Sitzungen, beginnt Schmitz sich selbst zu beobachten, seine Träume, Gedanken, Erinnerungen und frühkindlichen Erlebnisse im Medium der Psychoanalyse neu zu bewerten.